Francesco Friedrich (GER)

Wintersport | Bob Bob-Dominator Friedrich: Olympia-Vorbereitung "schlecht organisiert"

Stand: 05.02.2025 16:51 Uhr

Finden die Olympischen Spiele 2026 wie geplant in Italien und damit in Cortina statt? Rekord-Olympiasieger Francesco Friedirch hat eine klare Meinung. Und es gibt etwas, das ihn richtig ärgert.

Diese Nachricht klingt verrückt. Falls bei den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo die vorgesehene Bobbahn im Norden von Italien nicht rechtzeitig fertiggestellt werden kann, sollen die Olympiamedaillen für die Bobfahrer in Lake Placid vergeben werden. Rund 6.000 Kilometer entfernt von der Olympiaregion. Und das, obwohl allein in Europa in nächster Nähe sechs intakte Weltcupbahnen liegen. So hat es Anfang Januar das Internationale Olympische Komitee (IOC) entschieden.

Friedrich: Lake Placid einzige Alternative

"Es wäre nicht schön, Olympia auf einem anderen Kontinent zu machen", ist auch der viermalige Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich nur wenig begeistert von der Idee, im Februar 2026 komplett abgekoppelt vom italienischen Olympia-Kerngebiet um Medaillen zu fahren.

Aber, so erklärt der 34-Jährige mit Blick auf den knappen Zeitplan für Cortina im Gespräch mit SPORT IM OSTEN: "Lake Placid war die einzige Bahn, die gesagt hat, wenn ihr im Oktober das nicht hinbekommt, könnten wir es schaffen, ein olympiawürdiges Programm auf die Beine zu stellen."

Francesco Friedrich mit Thorsten Margis,Zweierbob

Friedrich bei Olympia 2022.

Cortina "gut im Zeitplan"

Dass die Bob-Wettkämpfe tatsächlich in den USA stattfinden, glaubt der Sachse jedoch nicht: "Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir die Bahn in Cortina nehmen." Denn: "Die Leute, die vor Ort waren, haben uns bestätigt, dass sie sehr gut im Zeitplan liegen." Dieser sieht vor, dass der neu gebaute Eiskanal Ende März fertig ist und dann eine so genannte Homologierung, also eine offizielle Zulassung, stattfindet. Im Oktober 2025 sollen dann Testwettkämpfe, im Februar 2026 die Olympiarennen gefahren werden.

Ein Jahr vor dem Startschuss in Mailand und Cortina blickt Friedrich recht entspannt auf die Situation: "Selbst wenn die Homologierung nicht im März ist, dann ist sie im Oktober. Da hätten wir dann einen ähnlichen Plan wie in China, als wir wegen Corona nicht rüberkonnten. Unsere Planung ist, dass wir Mitte, Ende Oktober nach Cortina fahren, dort zwei Wochen Training haben und dann Wettkämpfe."

Friedrich sauer über Testfahrt-Auslosung

Deutlich weniger entspannt ist Friedrich, wenn er an den engen Konkurrenzkampf im Weltcup denkt – und an die Homologierung. Was wie ein technisch notwendiger und eher formaler Akt klingt, hat für die Bobfahrer große Bedeutung. "Man fährt die Bahn herunter und sagt dann, wo etwas verändert werden muss und ob es überhaupt geht. Das sind die Leute, die sagen, die Bahn funktioniert oder sie funktioniert nicht. Ich wurde leider diesmal nicht ausgelost", sagte Friedrich, der in Südkorea 2018 die Homologierung mitgemacht hatte.

Bei vergangenen Olympischen Spielen war vorgeschrieben, dass mindestens ein Bobpilot aus den Top 3 des Weltcups oder der Weltmeister an der Homologierung teilnehmen musste. Für die Bahn in Cortina gilt das nicht mehr, seit der Weltverband IBSF die Regeln angepasst hat. Und das ärgert Friedrich

"Das ist meiner Meinung nach schlecht organisiert. Es wäre immer sinnvoll, wenn einer der besten Piloten dabei ist." Schließlich hätten die Testpiloten auch eine große Verantwortung. Aus dem deutschen Team wurde Hans-Peter Hannighofer ausgelost. Ein Pilot, der sein letztes Weltcuprennen im Januar 2021 bestritt. "Hans-Peter wird seine Arbeit schon gut meistern", ist sich Friedrich sicher.

Gesamtweltcup "spannend bis zur letzten Sekunde"

Doch der Rekordweltmeister denkt nicht nur wegen möglicher Probleme mit der Bahn schon jetzt an Olympia 2026. Der internationale Konkurrenzkampf beschäftigt den zwölffachen Gesamtweltcup-Sieger viel stärker. In diesem Jahr musste er sich sowohl im Zweier als auch im Vierer bereits geschlagen geben.

Aus dem deutschen Lager drücken Johannes Lochner und Adam Ammour, international macht Friedrich der starke Brite Bradley Hall das Leben schwer. "Das ist eine eingespielte Crew, die machen das sehr gut, haben gutes Material unterm Hintern. Es ist und bleibt spannend". Und das, meint Friedrich, wird "bis zur letzten Sekunde vor Olympia" so sein - ob auf der Bahn in Cortina oder Lake Placid.

Dirk Hofmeister