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Fußball | Oberliga Bischofswerda verzichtet erneut auf Regionalliga-Antrag – Sechs Teams wollen hoch

Stand: 07.03.2025 13:37 Uhr

Wer schafft den Sprung in die Fußball-Regionalliga Nordost? Aus der NOFV-Oberliga Süd haben sieben Teams noch realistische Chancen. Sechs davon werden die Erlaubnis beantragen. Die Frist dafür wurde vom NOFV verlängert. Vorjahresmeister Bischofswerdaer FV hingegen verzichtet erneut.

Sechs der sieben Top-Teams in der NOFV-Oberliga Süd wollen in die Regionalliga Nordost. Auf Anfrage von SPORT IM OSTEN bekundeten sowohl der gegenwärtige Spitzenreiter Eintracht Stahnsdorf als auch die Verfolger VfL Halle 96, 1. FC Magdeburg II, VfB Krieschow, VfB Auerbach und Germania Halberstadt die Absicht, die entsprechenden Unterlagen beim Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) einzureichen.

Bischofswerda-Präsident Andreas Bascha

Bischofswerda-Präsident Andreas Bascha: "Man hat viel höheren Aufwand"

BFV-Präsident Bascha: "Können Auflagen noch nicht erfüllen"

Nur der aktuelle Tabellenfünfte aus Bischofswerda wird sich nicht um eine Spielerlaubnis für die vierthöchste deutsche Spielklasse bewerben. "Wir haben uns im Präsidium dazu entschlossen, keinen Antrag zu stellen", sagte BFV-Präsident Andreas Bascha am Freitag (7. März 2025) bei SPORT IM OSTEN und erklärte: "Wir arbeiten ständig an den Rahmenbedingungen, können die Anforderungen an die Regionalliga jedoch noch nicht erfüllen." Bascha nannte für den Verzicht finanzielle Gründe, aber auch Fragen des Sicherheitskonzeptes und der Verfügbarkeit einer reinen Amateurmannschaft in Englischen Wochen.

"Mit den ganzen ausgefallenen Spielen der vergangenen Wochen kommen jetzt auf manche Teams fünf oder sechs Spiele in zwei Wochen zu. Das könnten wir personell nicht abdecken. Auch bei Freitagsspielen wird es schwierig. Spielst du Freitagabend in Greifswald, musst du Donnerstag losfahren", so Bascha. "Man hat einen viel höheren Aufwand, es kommen aber nicht mehr Zuschauer. Hinzu kommt, dass jedes zweite Spiel ein Sicherheitsspiel ist".

Trainer Frank Rietschel (Bischofswerda), am Spielfeldrand, gestikulierend

BFV-Trainer Frank Rietschel kann die Entscheidung zum Verzicht auf einen möglichen Aufstieg verstehen.

Bascha: "Traue mir keinen Ausblick zu"

Ex-Regionalligist Bischofswerda hatte bereits im vergangenen Jahr verzichtet – damals sogar kurzfristig nach dem dramatischen Gewinn der Meisterschaft in der Südstaffel. Nutznießer davon war Vizemeister VFC Plauen. Bascha, der aktuell keine konkrete Summe nennen wollte, sprach im vergangenen Sommer von einem nötigen Investitionsvolumen von 200.000 bis 250.000 Euro für das heimische Stadion. Wäre Bischofswerda denn im kommenden Jahr auch wirtschaftlich ein Aufstiegskandidat? "Ich traue mir keinen Ausblick zu. Wir sind in Gesprächen mit der Stadt. Aber es wäre vermessen, zu sagen, in ein oder zwei Jahren spielen wir in der Regionalliga."

BFV-Trainer Frank Rietschel, der seine Mannschaft in der Vorsaison mit einer unglaublichen Aufholjagd noch zum Titel führte, blickte am Freitag (7. März) im Gespräch mit SPORT IM OSTEN gelassen auf die Entscheidung: "Wenn es finanziell und wirtschaftlich und strukturell nicht passt, muss man das akzeptieren", konnte der Coach die Entscheidung des Präsidiums verstehen. Mit Blick auf bereits neun Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Stahnsdorf bei einem Spiel weniger schätzte Rietschel aber auch realistisch ein: "Letztes Jahr hatten wir ein Wunder. Ich glaube nicht, dass dieses Jahr ein zweites Wunder möglich ist."

Logo RSV Eintracht Stahnsdorf

Logo des Oberliga-Spitzenreiters Stahnsdorf.

Oberliga Top 3: Stahnsdorf, Halle 96 und FCM II

Die derzeit besten Chancen auf Meistertitel und Aufstieg und damit ihre erstmalige Regionalliga-Teilnahme haben Spitzenreiter Eintracht Stahnsdorf, Verfolger Halle 96 und der auf Rang drei platzierte 1. FC Magdeburg II.

Stahnsdorf-Coach Hinze: "Fleiß schlägt Talent"

Für Stahnsdorf, das 2020 aus der Brandenburgliga aufstieg, in der vergangenen Saison Elfter wurde und nun die Liga mit 38 Punkten anführt, sagte Trainer Patrick Hinze: "Wenn wir sportlich aufsteigen, stellen wir uns der Aufgabe." Über die Chancen, sich gegen die oftmals namhafte Konkurrenz durchzusetzen, unterstrich Hinze: "Wir haben ein eingespieltes Team, wir haben einen Plan. Und ich sage immer: Fleiß schlägt Talent."

Trainer Petrik Sander

FCM-II-Coach Petrik Sander.

Viele und vor allem junge Talent haben die Stahnsdorf-Verfolger Halle 96 und 1. FC Magdeburg II, mit durchschnittlich 23,0 und 21,7 Jahren das vierjüngste bzw. jüngste Team der Liga. Halle 96 ist nach zuletzt zwei Niederlagen auf Rang zwei abgerutscht, hat aber weiter nur drei Punkte Rückstand (35 Punkte, 18 Spiele). Dem Zweitliga-Nachwuchs des FCM fehlen fünf Punkte auf die Spitze, das Team von Trainerroutinier Petrik Sander hat aber zwei Spiele weniger absolviert (33 Punkte, 16 Spiele) – und bisher erst ein Saisonspiel verloren.

Krieschow: Bei Aufstieg Umbauten

Hinter den Top 3 lauern der VfB Krieschow von Ex-Dynamo-Profi Robert Koch (33 Punkte, 19 Spiele), der VfB Auerbach (28 Punkte, 16 Spiele) und Germania Halberstadt (27 Punkte, 15 Spiele). Krieschows Pressechef Marcel Ohnrich meinte: "Wir müssen nicht aufsteigen, wir würden es aber tun." Die Sponsoren würden helfen, im Sportpark die nötigen baulichen Voraussetzungen zu realisieren.

Sven Köhler (Trainer VfB Auerbach)

Auerbach-Coach Köhler: "Wären schlechte Sportler ..."

Sven Köhler, Trainerurgestein des VfB Auerbach, glaubt, dass "Stahnsdorf, Magdeburg und Krieschow sportlich bessere Voraussetzungen haben. Wir wären aber schlechte Sportler, wenn wir nicht bis zuletzt um die vorderen Plätze mitspielen würden. Wir wollen eine gute Rückrunde spielen." Infrastrukturell hat der VfB den Vorteil, dass er bereits ein regionalligataugliches Stadion hat.

Germania-Coach Rost: "Haben alle Voraussetzungen"

Gleiches gilt für Halberstadt, das bei drei Siegen in drei Nachholspielen bis auf zwei Zähler an die Tabellenspitze heranrücken könnte. "Wir haben alle Voraussetzungen. Wie wir uns sportlich und vom Budget entwickelt haben, würden wir uns zutrauen, in der Regionalliga zu spielen", betonte Germania-Trainer Manuel Rost. Über einen möglichen Aufstieg nachdenken will er aber noch nicht: "Es klingt abgedroschen, aber wir schauen von Spiel zu Spiel." Und da steht am Samstag (8. März) erstmal das Spitzenspiel beim VfB Auerbach an. "Im April wissen wir dann, wo wir stehen."

Trainer Manuel Rost, gestikulierend am Spielfeldrand

Halberstadt-Trainer Manuel Rost.

NOFV verlängert Frist vom 7. März auf 27. März

Dann werden auch beim NOFV die Regionalliga-Anträge der Oberligisten schwarz auf weiß vorliegen. Sowohl aus der Süd- als auch aus der Nordstaffel, in der aktuell der SV Lichtenberg 47 und der BFC Preussen um Rang eins kämpfen, steigt je ein Team auf. Ursprünglich sollten die Klubs bis diesen Freitag (7. März) ihre Anträge schriftlich beim Verband einreichen. Wie NOFV-Geschäftsführer Till Dahlitz auf Nachfrage von SPORT IM OSTEN erklärte, wurde die Frist aber bis zum 27. März um 12 Uhr verlängert. Und sie können jetzt digital eingereicht werden.

Dirk Hofmeister