Adam Ammour im Ziel

Wintersport | Bob Ammours Freud ist das Leid von Hannighofer und Illmann

Stand: 25.11.2024 12:54 Uhr

Adam Ammour hat sich am Wochenende in Altenberg das letzte offene Weltcup-Ticket bei den Bob-Männern gesichert. Für die beiden anderen mitteldeutschen Teams von Hans Peter Hannighofer und Maximilian Illmann bleibt nur das Nachsehen - mit vielleicht weitreichenden Folgen.

Adam Ammour konnte am vergangenen Samstag (25. November 2024) ausgelassen jubeln. Mit seinem Sieg beim Ausscheidungsrennen auf der Bobbahn in Altenberg sicherte er sich den letzten offenen Startplatz für den Viererbob-Weltcup hinter den Teams Friedrich und Lochner sowie nebenbei auch den deutschen Meistertitel.

Vor allem seine Nervenstärke kam dem 23-Jährigen zugute: "Ein bisschen Nervosität war natürlich da, wir lagen nach dem ersten Durchgang hinten und die Fahrt auf der rutschigen Bahn war nicht optimal. Es war kein leichtes Rennen, aber am Ende konnten wir dank Startbestzeit noch gewinnen. Es war aber nicht alles perfekt."

Da der für den BRC Thüringen startende Pilot in der zweiteiligen Selektion des Bob- und Schlittenverbandes Deutschlands (BSD) auch schon das erste Rennen in Winterberg eine Woche zuvor für sich entschieden hatte, wurde er nun für die ganze Weltcup-Saison gesetzt. Sehr zum Leidwesen zweier anderer mitteldeutscher Bobpiloten.

Hannighofer und Illmann vor schwieriger Saison

Hans Peter Hannighofer und Maximilian Illmann bleibt mit ihren Teams in diesem Weltcup-Winter nun die Zuschauerrolle, der Europacup wird das höchste der Gefühle werden, sollte im Weltcup-Team niemand ausfallen. "Es gibt jetzt zwei Teams, die nicht im Weltcup sind und sich über die Europacups irgendwie zeigen müssen", bilanziert der Oberbärenburg Illmann, der zudem befürchtet: "Aber wahrscheinlich ist der Olympia-Zug jetzt erstmal abgefahren."

Hoffnung können sich er und Hannighofer auf den Status als Ersatzteam machen, das dann die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele mit absolviert. So richtig motivieren kann sie das nach der Niederlage vom Wochenende aber erst einmal nicht. "Das Ziel als Sportler ist es immer zu Olympia zu kommen und dort der Beste zu sein. Olympia ist das Highlight eines Leistungssportlers. Mich aber von der Hoffnung tragen zu lassen, dort als Ersatzmann zu sein, ist schwierig, wenn man eigentlich gewinnen will", gibt Illmann offen zu.

Maximilian Illmann und die Hoffnung auf Olympia

Hannighofer zwischen Frust und Pflichtbewusstsein

Ähnlich geht es Hannighofer: "Das ist eine sehr schwere Situation, weil man sich vorbereitet auf 'Hätte, Wäre, Wenn'." Zumal man nicht hofft, dass sich einer der Teamkameraden verletzt und man nur deswegen ins Team rutscht. "Ob ich da wirklich Lust drauf habe, ist die andere Sache. Aber wenn das meine Aufgabe ist, werde ich diese erfüllen", gibt er sich pflichtbewusst.

Die Enttäuschung nach der Niederlage von Altenberg ist ihm deutlich anzumerken: "Wir waren letztes Jahr sehr, sehr gut im Vierer, deswegen war die Hoffnung da, dass wir es schaffen. Wir waren auch dieses Jahr so nah dran, wie noch nie. Aber es hat nicht ganz funktioniert“, so Hannighofer, der ein wenig die Nominierungskriterien beim deutschen Bob-Team kritisiert: "Wir haben in unserem Verband ja auch noch die Rodler, dort gibt es auch Weltmeister und Medaillengewinner. Und dort war meines Wissens nach keiner gesetzt."

Hans Peter Hannighofer und das "kontroverse" Thema der Qualifikation

Fragezeichen bei Sponsoren und Kaderstatus

Ein weiteres Problem könnten nun ausbleibende Gelder für Hannighofer und Illmann werden. "Wir haben bestimmte Deals ausgehandelt und können diese jetzt nicht einhalten. Wir sind nicht im Fernsehen und haben keine wirkliche Präsenz. Das ist schade für alle, die uns unterstützen", so Illmann. Zudem werde es im Europacup schwieriger, die Richtlinien für den Kaderstatus zu erfüllen, um eine Förderung zu erhalten. "Wir wollen eigentlich noch zwei Jahre bis nach Olympia weitermachen, bis es dann hoffentlich mal wieder eine offene Selektion gibt. Aber das wird schwierig."

Maximilian Illmann über Sponsorengelder: "Haben keine Präsenz"

Das sieht auch der Arnstädter Hannighofer ähnlich: "Bei mir ist es die Bundeswehr, die meinen Lebensunterhalt finanziert. Wir haben acht Leute, die in Sportfördergruppen untergebracht sind und jeden Monat Gehalt dafür bekommen, dass sie Sport machen. Und wenn ich 'nur' im Europacup fahre, ist es sehr, sehr schwer den Kaderstatus zu halten, der mir meinen täglichen Unterhalt sichert." Ohne die Sponsorengelder sei es zudem schwierig, sich weiterentwickeln zu können.

Karriereende im Hinterkopf?

Ob der dreifache Junioren-Weltmeister Illmann seine Karriere überhaupt fortsetzt, scheint nach der verpassten Selektion fraglich. "Ich will unbedingt weitermachen, ich liebe diesen Sport unendlich. Aber wir investieren jedes Jahr wirklich viel Geld. Wenn wir jetzt unsere Werbeträger nicht so präsentieren, wie es in den Verträgen abgemacht ist, dann wird es schwierig für uns, zu überleben. Das ist leider Gottes so. Deswegen müssen wir schauen, wie wir weitermachen können."

Auch Hannighofer ist in einem Zwiespalt der Gefühle. Klar will er weitermachen, ein vorzeitiges Ende der Laufbahn schwirrt aber im Hinterkopf herum: "Wenn man einen schlechten Tag hat, dann hat man solche Gedanken. Ich komme aus einer Verletzung, die jetzt schon drei Jahre zurückliegt und ich habe nicht so einen Aufwand betrieben, um jetzt aufzuhören, wo ich wieder an meine Bestleistungen anknüpfe."

Sein Ziel ist, bis 2028 oder 2029 im Bob zu sitzen. "Wenn mir aber weiter solche Steine in den Weg gelegt werden, dann werden aber vielleicht auch die schlechten Tage häufiger und die Gedanken mehr."

Raphael Crass und Frank Stuckatz

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