Portugiesische Fans im Stadion.

Frankfurts EM-Bilanz Frankfurt zieht EM-2024-Bilanz: Fast eine Million Besucher in Stadion und Fanmeile

Stand: 03.07.2024 17:15 Uhr

Friedliche Partystimmung, zufriedene Hoteliers und nur wenige Rettungseinsätze: Eine erste Bilanz der EM-Gastgeberstadt Frankfurt fällt gut aus. Allein das Wetter ließ zu wünschen übrig.

Für Frankfurt ist die Fußball-Europameisterschaft Geschichte, die fünf Spiele im Waldstadion sind abgepfiffen. Es gab bunte Fanwalks durch die Stadt, Verbrüderungsszenen von Fans aus allen möglichen Teilnehmerländern – und keine Krawalle.

Frankfurt habe mit seiner Gastfreundschaft und der Fanzone am Main überzeugt, zog Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) am Mittwoch Bilanz. "Fans und Gäste aus Nah und Fern haben gerne bei uns friedlich und fröhlich gefeiert." Allen voran die schottischen Fans, die Frankfurt "schon vor EM-Beginn zu ihrem Quartier im Herzen Europas auserkoren haben" – obwohl ihre Mannschaft gar nicht in Frankfurt spielte.

Das für die EM erstellte Verkehrskonzept habe funktioniert. Dabei war das Stadion im Stadtwald bei allen EM-Partien bis auf den letzten der rund 47.000 Plätze ausverkauft. Zum Spiel Dänemark gegen England war mit dem britischen Thronfolger Prinz William und dem dänischen König Frederik X. gleich doppelt royaler Besuch zugegen.

Die Bilanz im Einzelnen:

  • Fanzone am Mainufer
  • Polizei
  • Rettungseinsätze
  • Verkehr
  • Gastgewerbe

Fanzone am Mainufer

Bis einschließlich Dienstag (2. Juni) haben nach Angaben der Stadt 716.000 Menschen die Fanzone am Mainufer besucht – mehr als erwartet. Und das, obwohl die offizielle Partymeile mit den Großleinwänden während des Achtelfinalspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark wegen einer Unwetterwarnung geschlossen bleiben musste. Mit Platz für bis zu 30.000 Besucherinnen und Besucher ist die Fanmeile das größte Public-Viewing-Event in Hessen. Sie bleibt bis zum EM-Ende geöffnet.

Aufregung gab es in der Fanzone vor dem Vorrundenspiel Polen gegen Österreich: Der Bereich musste wegen eines aufziehenden Unwetters kurzfristig geräumt werden. Eine Windböe riss einen großen Baum um, der nur knapp neben einem Bierstand zum liegen kam, unter dessen Vordach sich rund 30 Fußballfans untergestellt hatten. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt.

Anfänglichen Problemen beim ersten Deutschlandspiel begegnete man umgehend: Zu viele Fans waren direkt vor der ersten Videowand stehen geblieben, was zu einem Stau und Gedränge führte. Bei den folgenden Events sorgten Ordnerinnen und Ordner für eine bessere Verteilung der Menschen auf dem Gelände. Außerdem wurde mehr Platz geschaffen, indem Container umgestellt wurden.

Polizei

Frankfurts Polizeipräsident Stefan Müller zeigte sich mit dem bisherigen Verlauf der EM ebenfalls zufrieden: Die Fans hätten friedlich und rücksichtsvoll gefeiert, lobte er. "Wenn Fußballspiele ohne Zäune und Fantrennung stattfinden können, zeugt das von einem respektvollen Miteinander."

Zu einem Vorfall kam es offenbar beim EM-Achtelfinale zwischen Portugal und Slowenien am Montag: Weil Sicherheitskräfte wohl einen Fan zusammenschlugen, wird derzeit polizeilich ermittelt. Die Hintergründe sind ungeklärt.

Rettungseinsätze

Insgesamt gab es wenige Sanitätereinsätze rund um die Fanfeiern und im Stadion. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zog nach den fünf Spielen im Waldstadion eine positive Bilanz. Der Präsident des DRK-Landesverbandes Hessen, Norbert Södler, und der Vorsitzende des DRK Frankfurt, Walter Seubert, sprachen von einer "äußerst friedlichen Veranstaltung".

711 ehrenamtlichen DRK-Einsatzkräfte hätten in rund 175 Fällen Hilfe geleistet, teilte der DRK-Landesverband mit. Zudem gab es rund 30 Kliniktransporte aus dem Stadion – mal wegen eines Wespenstichs, mal wegen eines Bruchs.

An der Fanzone am Mainufer seien rund 450 Einsatzkräfte von DRK, ASB, Johannitern, Maltesern und DLRG im Einsatz, hieß es. Laut Thomas Feda, dem Chef der städtischen Tourismus- und Congress GmbH, leisteten sie bislang in 554 Fällen Hilfe.

Verkehr

Rund 30.000 Fußballfans sind im Schnitt pro Spieltag mit Bus und Bahn zu den fünf EM-Spielen im Frankfurter Stadion gefahren, wie der Rhein-Main-Verkehrsbund (RMV), die Deutsche Bahn und die Stadt am Tag nach dem letzten Abpfiff in Frankfurt mitteilten. Damit reiste ein Großteil der insgesamt 230.000 Zuschauer im Stadion mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. 

So waren am Frankfurter Hauptbahnhof an den Spieltagen jeweils rund 100.000 Reisende mehr unterwegs als sonst, wie es hieß. Nennenswerte Vorfälle gab es laut Bundespolizei nicht. Die Verantwortlichen des Mobilitätskonzepts zogen daher eine positive Bilanz: "Alle Fans sind gut zum Stadion gekommen und auch wieder abgereist", sagte etwa der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Auch zur Fanzone und zurück seien die Fahrten bislang weitgehend reibungslos verlaufen.

Einzig bei der Abreise des Spiels zwischen Rumänien und der Slowakei hätten vor allem mobilitätseingeschränkte Fans umplanen müssen, da sich "eine Gewitterzelle ausgerechnet über dem Stadion austobte und sintflutartige Regenfälle die Aufzüge am Bahnhof Stadion unter Wasser setzten". Die Fans konnten nach Angaben der Stadt auf die Straßenbahn umsteigen.

Slowakische und rumänische Fans drängen in eine Straßenbahn

Slowakische und rumänische Fans drängen in eine Straßenbahn.

Etwa 500 bis 800 Einsatzkräfte der Bundespolizei seien jeweils im Einsatz gewesen, wenn im Frankfurter Stadion gespielt wurde. Auch die Deutsche Bahn hatte demnach das Personal an den Spieltagen am Hauptbahnhof, am Flughafen und am Stadion deutlich aufgestockt.

Rund 300 Mal am Tag fuhren außerdem an den Spieltagen S-Bahnen zum Stadion, unterstützt von Regionalzügen mit Sonderhalten, Stadtbussen und zusätzlichen Straßenbahnen. Dass es nach Spielende bei der Bahn-Abreise zu Verzögerungen kam, war für einige EM-Gäste möglicherweise verwunderlich – langjährige Frankfurter Stadionbesucher kennen die Situation dagegen.

Zu größeren Verkehrsbehinderungen kam es regelmäßig während der Fanmärsche. Der Straßenbahnverkehr in der Innenstadt musste dann zeitweise umgeleitet werden, Autofahrerinnen und Autofahrer blieben stecken und mussten an großen Kreuzungen rund um den Hauptbahnhof pausieren.  

Gastgewerbe

"Das Frankfurter Gastgewerbe hat sehr profitiert, und die Hotels natürlich auch", fasste der hessische Dehoga-Vorsitzende Robert Mangold die Stimmung in der Branche zusammen. Die Hotels der Stadt seien im Juni zu rund 70 Prozent ausgelastet gewesen – deutlich stärker, als in dieser Jahreszeit üblich. Auch zu der von manchen befürchteten Überteuerung kam es Mangold zufolge nicht. Es seien immer noch Zimmer für rund 165 Euro zu haben gewesen.

"Wir hatten Fantouristen aus ganz Europa, die für zwei, drei Tage oder auch mal für eine Woche bei uns waren", freute sich Mangold, die Auslastung sei daher "beständig" gewesen. "Es war wunderbar." Auch die Gaststätten-Betreiber seien zufrieden, sagt der Dehoga-Vorsitzende. "Es wurde viel gegessen und getrunken rund um die fünf Frankfurter Spiele."