Marcel Schuhen nach der Niederlage in Ulm.

Torwart Marcel Schuhen will "Sinne schärfen" Darmstadt 98 setzt auf Einzeltraining – Schuhen freut sich über Überraschung

Stand: 01.04.2025 16:23 Uhr

Darmstadt 98 ist in der Rückrundentabelle auf den letzten Platz gerutscht. Der Trainer setzt nun auch auf Einzelcoaching, Torwart Marcel Schuhen berichtet von einer internen Sitzung - und freut sich über eine Überraschung.

Von Ron Ulrich

Auch in miesen Phasen gibt es immer noch nette Überraschungen. Marcel Schuhen durchlebt mit Darmstadt 98 gerade eine schlechte Rückrunde, die Mannschaft steht in dem Tableau der zweiten Saisonhälfte nach der Niederlage in Ulm an letzter Stelle. Da traf es sich gut, dass am Dienstag ein besonderer Gast bis weit nach dem Training auf Schuhen wartete.

Dieter Rudolf, seines Zeichens Rekordtorwart der Lilien, wollte seinem Nach-Nach-Nachfolger persönlich seine Wertschätzung und die seines Enkels mitteilen. Schuhen war davon sichtlich angetan, versprach ein Trikot und musste anerkennen, dass er Rudolfs 323 Spiele für die Lilien wohl nicht mehr erreichen werde. Der aktuelle Schlussmann steht bei 148 und das jüngste davon will er so schnell wie möglich vergessen. "Angepisst" sei er, hatte Schuhen unmittelbar nach der Partie in Ulm seinen Gemütszustand beschrieben.

"Sind uns der Situation bewusst"

Am Dienstag wollte er von dieser Umschreibung nicht abrücken, auch wenn er nach einem gewonnen Lattenschießen-Duell mit den Kollegen schon deutlich besser gelaunt war. "Grundsätzlich bin ich nach Niederlagen schlecht drauf, das sollte bei Leistungssportlern so sein. Aber für uns geht es jetzt darum, den Hebel umzulegen", meinte Schuhen in einer Medienrunde. Die nötigen Maßnahmen dafür hat die Mannschaft zunächst selbst eingeleitet. Sie setzte sich nach der Pleite in Ulm zusammen, wie der Torwart verriet: "Es geht darum, die Sinne zu schärfen. Manchmal gibt es Sachen, die man nicht mit dem Trainer besprechen muss."

Noch beträgt der Vorsprung der Lilien auf den Relegationsrang sieben Punkte bei klar besserem Torverhältnis. "Wir verharmlosen das nicht, sind uns der Situation bewusst, aber wir verbreiten auch keine Panik", wählte der Schlussmann fast die gleichen Worte wie sein Trainer Florian Kohfeldt am Freitag.

Corredor mit besonderer Schussübung

Der Coach selbst ließ in der Einheit am Dienstag einige Maßnahmen folgen. Die Spieler praktizierten das Umschaltspiel auf gleich sechs kleinere Tore. Die Idee dahinter war klar: "Score!" und "Nach vorne denken", rief der Trainer immer wieder rein. Nach dem Chancenwucher der vergangenen Partien sollten gerade die Angreifer das Gefühl des erfolgreichen Abschlusses verinnerlichen.

Fraser Hornby oder Fynn Lakenmacher holten sich in diesem Punkt ordentlich Selbstvertrauen, auch der lange vermisste Philipp Förster zeigte seine Klasse mit Vorlagen und Treffern. "In den Spielen mit vielen Toren in der Hinrunde waren wir eiskalt, mutig und offensiv. Wir sind wohl eine Mannschaft, die den Flow braucht", sagte Schuhen am Dienstag und bemühte mit einem Lächeln auch das Wortspiel um den Vornamen des Trainers.

"Der Flo" schnappte sich am Dienstag gleich mal Killian Corredor für Einzelgespräche und -training. Der Franzose übte unter der Anleitung von Kohfeldt den Torabschluss aus der Nahdistanz. Bei der Partie in Ulm hatte Corredor noch in aussichtsreicher Position mit einem zu unplatziertem Schuss vergeben. Seine Quote am Dienstag verbreitete noch nicht unbedingt Optimismus für das Spiel am Samstag gegen Greuther Fürth. Aber dafür fand Keeper Schuhen einen anderen Hoffnungsschimmer: "Wir hatten schon extrem wichtige Heimspiele gegen den KSC oder Schalke. Da waren wir voll da." Die beiden Siege (3:0/2:0) zeitigten gleich sechs der sieben Punkte in diesem Jahr.

Vertragsverlängerung schnell entschieden

Noch mehr als bei der Erinnerung daran hellte sich Schuhens Miene beim Thema Vertragsverlängerung auf. Vor einem Monat hatte er seinen Kontrakt verlängert. Noch im Sommer war der 32-Jährige nicht ganz schlüssig gewesen, wie es weitergehen sollte. Nun aber habe er sich gar nicht mit anderen Angeboten oder Vereinen beschäftigt, gab er preis.

"Das ging ganz schnell und war nicht schwer für mich. Es hat sich hier im Verein gerade in Bezug auf die Strukturen sehr vieles positiv entwickelt. Und auch mein Körper hat mir gesagt: ,Junge, du machst noch ein paar Jährchen.’" Vielleicht wird in ferner Zukunft dann Marcel Schuhen selbst als einstiges Lilien-Urgestein am Trainingsplatz auf einen seiner Nachfolger warten.