Ex-Funktionärin malt düsteres Bild Sylvia Schenk hält deutsche Olympia-Bewerbung für "emotional blutleer"
Die Frankfurter Ex-Funktionärin Sylvia Schenk kritisiert die Strategie für eine deutsche Olympia-Bewerbung und sieht keine Chance auf den Zuschlag für die Spiele 2036.
Die frühere Radsport-Präsidentin Sylvia Schenk hat Kritik am Strategieprozess für eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung geäußert. "Die Bewerbung ist inhaltlich und emotional blutleer und es werden grobe Fehler gemacht", sagte die 71-jährige Frankfurter Juristin im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Sie fürchtet, dass der Deutsche Olympische Sportbund mit seinem Vorgehen die Chancen auf eine Bewerbung "auf lange Zeit verspielen" könnte.
Schenk: Sportvertreter schmoren im eigenen Saft
Kern des Strategieprozesses sind Fachtalks mit Experten und Dialogforen, bei denen man die Bürger und Bürgerinnen informieren und für Olympische Spiele im eigenen Land überzeugen will. "Man macht Talks, bei denen keiner einschaltet und die Sportvertreter meist im eigenen Saft schmoren. Es gab kaum Perspektiven von außen, keine zündende Vision für die Zukunft", erklärte Schenk. "Wie will man so eine verunsicherte Gesellschaft in Transformation von Olympia als Chance überzeugen?" Vielmehr gehe es um "egoistische Argumente des Sports: mehr Geld für die Verbände, sanierte Sportstätten und eine bessere gesellschaftliche Akzeptanz des Sports".
Außerdem sei Deutschland auf der internationalen Ebene nicht ausreichend präsent. "International sind wir weitgehend abgehängt, sind weder Teil der internationalen Debatte noch wird diese ausreichend verfolgt und den Menschen in Deutschland vermittelt", kritisierte die ehemalige Frankfurter Stadträtin. "Der DOSB braucht eine internationale Strategie, das heißt eine Sport-Außenpolitik, statt so zu tun, als sei eine vorrangig auf den Sport und nationale Sichtweisen bezogene Bewerbung ausreichend."
Schenk schließt Olympia 2036 in Deutschland aus
Der DOSB will erst Ende 2024 über eine Olympia-Bewerbung entscheiden. Die Sommerspiele 2036 und 2040 dürften mit erster Priorität angestrebt werden. Berlin, Hamburg, Leipzig, München und Rhein-Ruhr haben Interesse angemeldet. "Nach meiner Ansicht ist es für 2036 schon zu spät, weil die Grundlagenarbeit vorab nicht gemacht wurde", sagte Schenk. "Wie es bisher vorbereitet wurde, halte ich es für ausgeschlossen, sich für 2036 mit der Aussicht auf Erfolg zu bewerben."