
Nach Ajax ist vor Union Nach Ajax ist vor Union: Tüftler Toppmöller, Europa-Ansgar und der leise Eintracht-Jubel
Die Eintracht feiert in Amsterdam nicht nur einen wichtigen Sieg und die Rückkehr von Euro-Ansgar, auch Trainer Toppmöller darf sich bestätigt fühlen. Das nächste Spiel aber wartet schon - es ist, mal wieder, ein sehr wichtiges.
Als es die Frankfurter Startaufstellung in die Öffentlichkeit schaffte, da gerieten eine knappe Stunde vor dem Anpfiff des Achtelfinal-Hinspiels in der Europa League so manche Gemüter in Wallung. Warum denn bitte wieder Ansgar Knauff? Und wieso dieser Grünschnabel Jean-Matteo Bahoya? Wieso nicht Elye Wahi? Und überhaupt: Was hat Can Uzun denn eigentlich verbrochen?
Nein, mit dieser Elf hatte kaum jemand gerechnet und Eintracht-Trainer Dino Toppmöller damit nicht nur für einen Überraschungseffekt gesorgt, sondern auch für einiges Kopfschütteln. Heute, am Tag nach dem 2:1-Auswärtserfolg des hessischen Bundesligisten beim niederländischen Spitzenreiter weiß man: Alles richtig gemacht, Herr Toppmöller!
Toppmöllers Plan geht auf
Nicht nur, dass Bahoya ein gutes und Knauff ein sehr gutes Spiel machte (und Wahi nach Einwechslung ein desolates), die taktischen Tüfteleien des Frankfurter Fußballlehrers gingen auch im Gesamten auf. Mit Ausnahme der ersten zehn Minuten, als sich Ajax durch Brian Brobbey in Führung wuchtete, vereinte die Eintracht die besseren Spieler und die bessere Spielidee auf ihrer Seite. Immer wieder brachen die Gäste über die Flanken durch, nutzten dort ihre Schnelligkeitsvorteile aus. Die Vierer-Abwehrkette und die dadurch resultierende Doppelbesetzung auf den Außen erwies sich als erfolgsbringendes Mittel.
"Der taktische Plan hat gut funktioniert. Das gibt uns Selbstvertrauen für die nächsten Wochen", sagte Rechtsaußen Knauff, der nicht nur früh eine Großchance liegenließ und später einige weitere heraussprintete, sondern letztlich auch den Siegtreffer erarbeitete. Kurz hinter der Mittellinie wurschtelte er sich erst vorbei an seinem Gegenspieler, mit vollem Hand- und Körpereinsatz, rannte dann davon und legte im perfekten Moment quer für den einschussbereiten Ellyes Skhiri.
Die Rückkehr des Euro-Ansgars
Erinnerungen schossen sofort in den Kopf. Erinnerungen an den furios aufspielenden Knauff aus dem Europapokal-Triumphjahr 2022. "Er hat gezeigt, welche Qualität er hat und war ein wichtiger Faktor für den Sieg", sagte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche, der aber auch einräumte: "Sicherlich hat Ansgar auch immer mal Schwankungen, aber das gehört auch zu einem jungen Spieler dazu." Mit seinen erst 23 Jahren zählt Knauff ja gefühlt dennoch zum alten Eintracht-Eisen.
War das also die Rückkehr von Euro-Ansgar? Die Frage eines Reporters lächelte Knauff entspannt weg, wollte diesen Quervergleich lieber nicht ziehen, wurde sich aber doch mit dem Berichterstatter einig: Es war wohl sein bestes Spiel seit Wochen.
Wichtiger Erfolg dennoch nur ein Zwischenschritt
Etwas, das für die ganze Mannschaft galt. Es funktionierte zwar nicht alles in Amsterdam, früh und spät im Spiel dominierte Ajax, die Frankfurter Innenverteidigung wackelte zeitweise bedenklich, auch Torwart Kevin Trapp wirkte nicht immer sicher, alles in allem aber verdienten sich die Hessen den Erfolg mit viel Leidenschaft, Gier und auch fußballerischer Klasse.
Gerade Hugo Larsson, ebenfalls Torschütze, zeigte ein hohes Niveau, dominierte das zentrale Mittelfeld und damit das Spielgeschehen. "Wir waren hier, um zu gewinnen", beschrieb Larsson hinterher das, was ihm während der 95 Minuten anzusehen war. "Sehr forsch" sei der 20-Jährige ja immer, sagte Trainer Toppmöller und meinte das im positiven Sinne.
Trainer Toppmöller, der in der hektischen Schlussphase seinen Co-Trainer Jan Fießer an der Seitenlinie wegcheckte, um die nötige Körperlichkeit für seine Spieler zu veranschaulichen, lobte seine Mannschaft zwar ausgiebig für die Leistung in Amsterdam. Er schoss dabei aber nicht übers Ziel hinaus, vollführte einen leisen Jubel. Man könne den Erfolg schon richtig einordnen, bedeutete er, ebenso wie zuletzt die beiden Nackenschläge gegen den FC Bayern und Leverkusen. Lieber nicht in Extremen leben - in die eine wie die andere Richtung. Kommenden Donnerstag wartet gegen Ajax immerhin noch ein knackiges Rückspiel.
Koch-Einsatz gegen Union fraglich
Am Freitagmittag, gerade erst zurückgekehrt aus den Niederlanden, besprach Toppmöller schließlich noch das nächste Spiel, jenes am Sonntag (15.30 Uhr) in der Bundesliga daheim gegen Union Berlin. Sein wichtigster Satz: "Wir wollen auch in der Bundesliga mit aller Macht zurück in die Spur kommen." Dafür benötige es jedoch diesselbe Intensität wie beim Kräftemessen in Amsterdam. Zumal der Gegner aus der Hauptstadt gewiss kein "Tiki-Taka" spielen werde, sondern: "Union spielt auch intensiv, das wird eine unangenehme Aufgabe."
Sicher fehlen wird der Eintracht dabei der gelbgesperrte Siegtorschütze von Amsterdam, Ellyes Skhiri. Ihn könnten Oscar Höjlund oder Mo Dahoud ersetzen. Zudem ist ein Einsatz von Robin Koch fraglich, sogar unwahrscheinlich. Seine leichte Gehirnerschütterung, die den Abwehrchef für das Ajax-Match ausbremste, hat er zwar überstanden, stattdessen plagt ihn nun ein Infekt. Startelfkandidaten sind laut Toppmöller indes Leute wie Can Uzun oder Elye Wahi.

So könnte die Eintracht gegen Union Berlin starten.