Offensive zu harmlos Eintracht Frankfurt sucht verzweifelt nach dem "Go-to-Guy"
Eintracht Frankfurt ist nach dem Abgang von Randal Kolo Muani in der Offensive viel zu harmlos. Trainer Dino Toppmöller rauft sich angesichts des fehlenden Killerinstinkts die Haare, eine Lösung fürs Sturmzentrum hat er aktuell nicht.
Es ist schon fast ein Running Gag, dass in Presserunden mit Dino Toppmöller immer wieder nach Lucas Alario gefragt wird. Der Argentinier, der seit seinem Wechsel von Bayer Leverkusen im vergangenen Sommer keinen Fuß auf den Boden brachte und die großen Erwartungen an ihn nie erfüllen konnte, ist noch immer der heimliche Hoffnungsträger für den Sturm von Eintracht Frankfurt. "Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis er eine Option sein kann", sagte Toppmöller am Montag. Wirklich begeistert klang er dabei jedoch nicht.
Alario muss sein Spiel verändern
Alario, der im Mai am Knie operierte wurde und noch immer Fitnessrückstand hat, hat seine Torgefährlichkeit während seiner Zeit in Leverkusen zwar schon unter Beweis gestellt. Da er jedoch ein Mittelstürmer der alten Schule ist und nicht als Laufwunder gilt, dürften seine Chancen bei Toppmöller eher gering sein. "Chancen verwerten ist das eine, Chancen bekommen das andere", betonte der Frankfurter Trainer vielsagend. "Es gibt keine Geschenke von uns. Lucas muss sich auf dem Trainingsplatz beweisen."
Tendenz: Wenn sich Alario nicht grundlegend ändert und ein Kämpferherz in sich entdeckt, wird er es sehr schwer haben. Der frühere Nationalspieler wird aufgrund des Engpasses wohl auf Einsatzminuten kommen, die dringend benötigte Lösung auf der Neuner-Position ist der 30-Jährige trotz seines Killerinstinkts nicht. Wäre auch zu schön gewesen.
Die fehlenden Tore trüben den Gesamteindruck
Denn nicht zuletzt die Nullnummer gegen den SC Freiburg am Sonntag verdeutlichte wieder einmal, wie sehr den Hessen nach dem Abgang von Randal Kolo Muani ein Knipser fehlt. Fußballerisch sah das teilweise zwar schon sehr viel besser aus als noch zu Saisonbeginn. Sobald sich das letzte Drittel des Spielfelds nähert, wird es aber zu ungenau, zu hektisch und einfach zu harmlos. "Unser Aufwand wird nicht belohnt, der letzte Punch fehlt im Moment", gab auch Toppmöller zu. "Uns fehlt ein 'Go-to-Guy' in der Box."
Toppmöller, der selbst Stürmer war und nach den Trainingseinheiten regelmäßig seine Qualitäten im Abschluss unter Beweis stellt, ist weiterhin verzweifelt auf der Suche nach einem Torjäger. Dass selbst im Training zu viele Chancen liegengelassen werden oder oft zu früh abgeschaltet wird, trieb ihn auch am Montag wieder fast in den Wahnsinn. "Wir bekommen oft Geschenke, gucken dann aber nur zu. Das sind Situationen, da werde ich verrückt", sagte er. Ein Gefühl, das aktuell im und um den Verein sehr präsent ist.
Toppmöller will es erzwingen
Bei allen positiven Ansätzen und der Freude darüber, dass Youngster wie Hugo Larsson, Willian Pacho oder auch Paxten Aaaronson zu festen Größen im Team gehören, überwiegt derzeit bei den Hessen eine gewisse Unzufriedenheit. "Tore sind nun mal das Salz in der Suppe", so Toppmöller. "Das ist für alle unbefriedigend."
Die Eintracht ist qualitativ sicher nicht viel schlechter als der VfB Stuttgart oder auch der kommende Gegner VfL Wolfsburg. Der große Unterschied: Einen Stürmer wie Serhou Guirassy oder Jonas Wind haben die Hessen nicht. Dass Leverkusens Victor Boniface vor wenigen Wochen ein ernsthafter Kandidat für die Kolo-Muani-Nachfolge war, macht die Sache nicht besser. "Wir müssen es jetzt halt erzwingen", gab Toppmöller vor.
Sein Rezept: möglichst oft den Ball in den Strafraum bringen und mit möglichst vielen Spielern im Strafraum präsent sein. "Das Ding muss in die Box." Wer genau dort in vorderster Front die Zuspiele verwerten soll, ist jedoch weiter unklar.
Neuner verzweifelt gesucht
Omar Marmoush, der auch gegen Freiburg als einzige Sturmspitze startete, kann seine Stärken eher auf dem Flügel oder als hängende Spitze ausspielen. Jessic Ngankam, der die richtige Statur mitbringt, ist laut Toppmöller nicht fit genug für 90 Minuten. Der 18 Jahre alte Nachwuchs-Stürmer Nacho Ferri, der am Sonntag sein Bundesliga-Debüt feierte, braucht in den entscheidenden Momenten noch zu lange. "Die eine Sekunde, die er bei der U21 hat, hat er bei uns eben nicht."
Was bleibt? "Entweder muss sich jetzt einer entwickeln", fasste Toppmöller zusammen und kam dann ins Stocken. "Oder wir wechseln uns selbst ein." Große Hoffnung auf eine schnelle Besserung in der Offensive gibt es also nicht.