
Stürmer knipst auch in Berlin Isac Lidberg, die Nichtabstiegs-Versicherung von Darmstadt 98
Darmstadt 98 entkommt mit einem Remis in Berlin dem Abstiegskampf zwar nicht ganz. Einiges spricht jedoch dafür, dass im Endspurt alles glatt geht - vor allem die Extraklasse von Isac Lidberg.
Seine auffälligste Aktion war gleichzeitig eine der leichtesten Aufgaben. Aus kurzer Distanz, höchstens sechs Meter Torentfernung, schoss Isac Lidberg den Ball am Samstag über die Linie. Das Eck frei, der Torwart bereits geschlagen, die verdiente Führung für Darmstadt 98 bei Hertha BSC. Wer nach der Definition eines typischen Stürmertores sucht, dem dient der Abstauber des Lilien-Knipsers als ideales Anschauungsmaterial.
Dabei ist es nun wahrlich keine Neuigkeit mehr, Lidberg als eiskalten Vollstrecker zu loben, als Mann, der fast immer dort steht, wo ein Angreifer zu stehen hat. Dafür wird er geschätzt in Darmstadt und gefürchtet bei all den anderen 17 Zweitligisten. Die Qualitäten des Schweden sind weithin bekannt, sie sind gewiss im oberen Segment des Fußball-Unterhauses anzusiedeln. Mindestens.
Lidberg trifft alle 121 Minuten
Und doch sollte eines in dieser späten Saisonphase hervorgehoben werden: Isac Lidberg, 26, aus Stockholm, ist mehr als nur der beste Stürmer im Südhessischen. Er ist gleichzeitig so etwas wie die Nichtabstiegs-Versicherung des SV98.
14 Ligatore hat der Nationalspieler (ein Kurzeinsatz) geschossen in dieser Runde, vier weitere vorbereitet. Er brauchte dafür lediglich 23 Einsätze, einige davon infolge einer längeren Verletzungspause nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Durchschnittlich alle 121 Minuten zappelt der Ball bei ihm im Netz, nur der Hamburger Davie Selke (alle 88 Minuten) und der Lauterer Ragnar Ache (102) sind ligaweit effektiver. Lidberg liefert, nahezu immer.
Er schoss das 1:0 gegen die Hertha (48.), das nach dem Eigentor von Aleksandar Vukotic (62.) letztlich zu einem Remis reichen sollte. Er erzielte den 1:0-Siegtreffer gegen Fürth in der vergangenen Woche. Er erzielte die frühe Führung beim 3:0 gegen Karlsruhe. Er traf doppelt sehenswert beim 2:0-Erfolg gegen Schalke - um nur einzelne Beispiele zu nennen.
Offensiv-Stars im Mittelpunkt
Das Duell im Berliner Olympiastadion war daher nicht von wenigen Beobachtern auch auf eines der beiden Torjäger runterzubrechen. Hier der kaltschnäuzige und auf seine Chancen wartende Lidberg, dort der stets auf Achse seiende Freigeist Fabian Reese. Nicht umsonst grätschte Vukotic den Ball ins eigene Netz in dem Versuch, vorm einschussbereiten Berliner Offensivstar zu klären.
Lidberg, der sich körperbetonte Zweikämpfe mit Herthas imposantem Abwehrschrank Toni Leistner lieferte, die mitunter Ringerqualitäten hatten, hätte gar noch einen weiteren Treffer knipsen können. Sein Versuch früh im Spiel aber wehrte der Berliner Keeper noch ab. So wie Tjark Ernst überhaupt – mit Ausnahme des Patzers vorm 0:1, als er Lidberg den Ball unfreiwillig vor die Füße servierte – stark hielt.
Klassenerhalt rückt immer näher
Denn die Gäste hatten in der Hauptstadt ihre Möglichkeiten zum Dreier. Neben Lidberg vergaben noch Vukotic und Guille Bueno die besten. "Ich bin mit der Leistung zufrieden, ich bin mit dem Punkt zufrieden", sagte entsprechend auch Lilien-Trainer Florian Kohfeldt. Zwar habe er ein bisschen das Gefühl, dass womöglich auch ein Auswärtserfolg, der erste in diesem Jahr, nicht unverdient gewesen wäre, "aber wir wollen nicht übermütig sein".
So ist der Klassenerhalt für die Darmstädter zwar noch immer nicht in trockenen Tüchern, einen kleinen Schritt näher aber sind die Lilien ihm gekommen. Nächsten Sonntag geht es im Heimspiel gegen Hannover 96 zur Sache - mutmaßlich erneut mit einem Isac Lidberg in Topform. Die vergangenen Wochen sprechen klar dafür.