Will den feinen Mantel gerne wieder gegen den verschwitzten Torwart-Sweater tauschen: Kevin Trapp.

Kapitän zurück im Training Trapp gegen Santos - Torwartduell bei der Eintracht spitzt sich zu

Stand: 01.04.2025 15:05 Uhr

Eintracht-Kapitän Kevin Trapp kehrt nach seiner Schienbeinblessur ins Teamtraining zurück. Doch darf er auch am Samstag gegen Bremen das Tor hüten oder erhält Herausforderer Kaua Santos den Vorzug? Einige Eindrücke aus dem Frankfurter Stadtwald.

Von Daniel Schmitt

Irgendwann am Dienstagvormittag lag Kevin Trapp japsend auf dem Rücken, die Arme von sich gestreckt, die Beine aufgestellt, die Luft in großen Zügen einsaugend. Anstrengend war sie, die Rückkehr des Torwarts ins Mannschaftstraining von Eintracht Frankfurt. Über Ein-Meter-Hürden wurden er und seine ballhaltenden Kollegen gescheucht. Springen, landen, Parade. Aufstehen, zurücklaufen, springen, landen, Parade. Zack, zack, zack. Später noch diverse Spielformen, auch eine kurze wie knackige Laufeinheit quer über den Rasen. Puste weg.

Knapp drei Wochen hatte Trapp zuletzt wegen einer nervigen Schienbeinblessur pausieren müssen und deshalb drei Pflichtspiele verpasst. Am Dienstag war er erstmals wieder von Medien und Fans beim Üben im Stadtwald zu beobachten. Der Eindruck: alles gut, zumindest fast. Ein einziges Mal, in nur einer Aktion, vertrat sich Trapp ein wenig, zuckte reflexartig zusammen, offenbar vor Schmerzen, ob am Fuß oder Bein war freilich nicht ersichtlich aus der Ferne. Er stampfte zweimal feste auf und machte weiter, nichts Wildes.

Wie entscheidet sich Toppmöller?

Der 34-Jährige war zweifelsfrei der meist-beobachtete Eintracht-Profi der Einheit, der die vielbelasteten Nationalspieler wie Rasmus Kristensen, Arthur Theate oder Robin Koch nach Absprache ferngeblieben waren. Auch Elye Wahi und Ansgar Knauff, beide angeschlagen, setzten ihre Reha fernab des Teams fort, wobei bei Letztgenanntem die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr besteht.

Knauff, so hört man, könnte bei optimalem Heilungsverlauf seiner Knieblessur schon kommende Woche in der Europa League gegen Tottenham wieder ein Thema für den Kader werden. Ansonsten trainierten die zuletzt länger verletzten Timothy Chandler und Igor Matanovic wieder mit der Mannschaft, Can Uzun fehlte erkältet - nicht mehr als Petitessen mit Blick aufs große Ganze.

Denn Kevin Trapp oder Kaua Santos - das ist hier die Frage. Wer hütet am Samstag in Bremen das Eintracht-Tor? Der alte Haudegen, der Europapokal-Gewinner, der Neymar-Kumpel, der über viele Jahre als Gesicht des Clubs vermarktete Ex-Nationalspieler, der Kapitän? Oder eben der Jungspund aus Brasilien, der 21-jährige Herausforderer, der siebenfache Bundesligaspieler, der mit den Pranken wie Bratpfannen? Verlässliche Antworten wird frühestens am Donnerstag Trainer Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Bremen-Spiels liefern können. Doch allein, dass sich die Frage stellt, ist schon beachtlich.

Das größte Glück: Kaua Santos nach dem Stuttgart-Spiel mit Töchterchen und Ehefrau.

Das größte Glück: Kaua Santos nach dem Stuttgart-Spiel mit Töchterchen und Ehefrau.

Trapp unter Druck - und am Schuften

Trapp ist nicht mehr unangefochten, vielfach wird die Ablösung im laufenden Betrieb gefordert. Andere sehen den gebürtigen Saarländer noch bis Sommer als feste Nummer eins zwischen den Frankfurter Pfosten, ehe ein Kampf um die Torwart-Krone ausgerufen wird. Ganz andere auch darüber hinaus. "An der grundsätzlichen Reihenfolge hat sich nichts geändert", sagte Trainer Toppmöller zuletzt zwar, Voraussetzung sei aber eine Trapp-Rückkehr im topfitten Zustand, auch eine komplette Trainingswoche. Ein Klipp-und-klar-Statement der Sport-Verantwortlichen, das Trapp sich gewiss erhofft hat, war zuletzt nicht zu vernehmen.

Die aktuelle Situation jedenfalls ist für ihn sicher nicht einfach, zumal er, der vom "Ehrgeiz fast zerfressen ist", wie Toppmöller sagte, sich ja selbst noch absolut tauglich fürs Tor eines Bundesliga-Topclubs hält. Die Zahlen unterstützen ihn dabei durchaus, wie der hr-sport unlängst berichtete. Trapp hat während seiner Verletzungspause die Nähe des Teams gesucht, jubelte etwa am Samstag nach dem 1:0-Sieg gegen Stuttgart auf dem Platz im feinen Mantel mit den Kollegen. Und im Kraftraum ließ er die Muckis spielen, war fleißig wie eh und je.

Santos beeindruckt mit seiner Ausstrahlung

Auf dem Platz aber hat Herausforderer Santos beeindruckt. Zuletzt durfte der junge Brasilianer dreimal in Folge ran, zweimal spielte er gut, einmal herausragend. Den Sieg in Bochum sicherte Santos mit spektakulären Paraden, gegen Ajax Amsterdam und den VfB Stuttgart hielt er tadellos, einzelne Abspielfehler mal ausgenommen. Er strahlte Ruhe aus und gerade bei hohen Bällen eine erstaunliche Sicherheit. Mit Blick auf die ganze Saison hat er aber doch noch die größere Patzerquote als Trapp vorzuweisen.

Von den Eindrücken des öffentlichen Dienstagstrainings lassen sich derweil wenig Rückschlüsse auf die Startelf-Besetzung am Samstag ziehen. Mal tauchte Santos blitzschnell ins Eck ab, ein anderes Mal fischte Trapp einen Schuss aus dem Winkel. Zwei Klassemänner, die sich nichts schenken. Und welche, die gemeinsam schuften. Wie Trapp lag auch Santos japsend am Boden, als er durch den Hürdenparkour gescheucht worden war. War halt anstregend, ob nun mit 21 oder 34 Jahren.