Ein Hesse bei der Darts-WM in London Darts-Profi Martin Schindler will sich WM-Traum erfüllen
Am Donnerstag beginnt das Spektakel im "Ally Pally", dem Sehnsuchtsort aller Darts-Spieler. Bei der WM will Martin Schindler schaffen, was er noch nie geschafft hat. Zwei Tage vor dem Darts-Großereignis erlebte der 26-Jährige zudem ein Wunder namens Hailey.
Hundertprozentig konzentriert ist Martin Schindler vor der nun beginnenden Darts-WM in London nicht. Kein Wunder. Die Ablenkung könnte wichtiger und schöner nicht sein: Am Dienstag, also gerade einmal zwei Tage vor der WM, wurde Schindler Papa. Seine Frau Denise brachte die kleine Tochter Hailey zur Welt. Was für ein Timing.
Ab sofort ist also Hailey der Glücksbringer für Schindler, vor allem natürlich ab Donnerstag (15.12.2022), wenn im altehrwürdigen Alexandra Palace ("Ally Pally") zu London die Darts-WM beginnt. Die startet mit Peter Wright (der mit der Irokesen-Frisur), Schindler darf - was für ein Glück - noch ein paar Tage mit Tochter und Frau in der Heimat verbringen. Erst dann geht es los für ihn - vom Zauber um die Geburt von Hailey zum Spektakel Darts-WM, mit sportlichen Höchstleistungen, schrillen Fan-Verkleidungen, tosender Party und lauten Fan-Gesängen.
Das verflixte erste WM-Match für den neuen Hessen
"Das Ally Pally hat einfach so eine geniale Atmosphäre, die mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben ist. Ich habe schon überall gespielt, aber dort ist es einfach immer noch mal anders", beschrieb WM-Starter Schindler Anfang Dezember im Interview mit dem hr-sport. Auch wenn die Familie verständlicherweise nicht mit im Saal ist, wird der frischgebackene Vater nicht allein sein. Jedes Jahr reisen auch tausende Darts-Fans aus Deutschland mit zum Großereignis nach London.
Schindler ist jetzt Hesse, zog 2021 aus Brandenburg nach Rodgau-Jügesheim. Wegen seiner Freundin Denise, die er im vergangenen Sommer heiratete. "Die Leute in Rodgau haben mich einfach richtig toll aufgenommen, das gibt mir ein gutes, heimatliches Gefühl." Doch seine neue Heimat verlässt Schindler jetzt allzu gerne Richtung London. Denn im "Ally Pally" hat Schindler noch eine gewaltige Rechnung offen.
Formstarker Schindler erst ab Runde zwei gefordert
Drei Deutsche haben den Sprung zur Darts-WM geschafft. Gabriel Clemens aus Saarlouis, Florian Hempel aus Köln und eben Schindler, der aktuell wohl die stärksten Leistungen des Trios zeigt. In der Weltrangliste rangiert er auf einem starken 29. Platz. Diesem Umstand verdankt der 26-Jährige, dass er bei der WM diesmal erst in zweiten Runde einsteigen muss.
Dreimal ging Schindler bislang im "Ally Pally" an den Start. Dreimal flog er gleich in der ersten Runde raus. Zumindest das kann ihm in diesem Jahr nicht passieren. Doch Schindler will sich durch seinen ersten WM-Sieg einen ersten kleinen Traum erfüllen: "Ich hab' da echt eine Rechnung offen. Ich hoffe, dass es diesmal anders läuft als in den vergangenen Jahren."
Schindler musikalisch von der ganz harten Sorte
Kurz vor Weihnachten, am 23. Dezember, wird Schindler erstmals bei dieser WM in den brodelnden Saal des Alexandra Palace einlaufen. Zu den Klängen von "Another Brick in the Wall", seinem neuen Einlauflied - nicht in der Originalversion von Pink Floyd, sondern der Coverversion der Metal-Band Korn. Im vergangenen Jahr ließ Schindler im "Ally Pally" noch "Ich will" von Rammstein einspielen. Der 26-Jährige mag es gerne hart. Der aktuelle Song macht Sinn. Schindler trägt wie alle Darts-Profis einen Spitznamen: The Wall - die Wand.
Sportlich muss Schindler am 23. Dezember gegen den Gewinner des Erstrunden-Duells zwischen dem Engländer Martin Lukeman und dem japanischen Außenseiter Nobuhiro Yamamoto ran. Beide stehen in der Weltranglisten hinter Schindler, Lukeman auf Platz 41, Yamamoto sogar nur auf Rang 226. Schindler: "Die Chancen, dass ich gegen den Engländer spielen muss, sind sehr hoch. Bei Lukeman weiß ich, was mich erwartet, bei Yamamoto eher weniger." Er sei auf jeden Fall vorbereitet, trainiere fleißig. "Ich hoffe, dass sich das dann auch auf der Bühne umsetzen kann."
"Ally Pally" wie Champions-League mit der Eintracht
Ein anderer Hesse, Max Hopp aus Idstein, hat sich abermals nicht für die Darts-WM qualifiziert, der Youngster des vergangenen Jahres, Fabian Schmutzler aus Frankfurt, ebenfalls nicht. Also muss nun Schindler die hessischen Farben vertreten. Hopp vermisst die Atmosphäre im "Ally Pally", die Schindler bald in London erleben wird, schon sehr.
Hopp schwärmt: "Die Aufwärmräume vor dem WM-Spiel sind unter der Bühne, der Jubel der Fans lässt die Decke regelrecht vibrieren. Wenn du rauskommst, der Vorhang aufgeht, die Fans, diese Energie, die da rüberkommt, ist unbeschreiblich. Das ist ungefähr so, als wenn die Eintracht ein Champions-League-Spiel hat, so eine Energie kommt dann bei dir an."
Diese Energie möchte nun auch Schindler bei seinem - ersehnten - ersten Sieg im "Ally Pally" aufsaugen. Es geht um Ruhm, aber auch um viel Geld. Insgesamt werden 2,5 Millionen Pfund an Preisgeldern ausgeschüttet. Allein für den Weltmeister gibt es satte 500.000 Pfund. Schindler hat zumindest den süßesten Glücksbringer aller WM-Teilnehmer: die neugeborene Hailey daheim in Rodgau.