Vincent Kompany Gelernt bei Guardiola, gereift in Burnley
Vincent Kompany wird neuer Trainer des FC Bayern. Der 38-Jährige hat als Trainer noch wenig Erfahrung. Geprägt haben ihn in Taktik und Auftreten die Zeit unter Pep Guardiola.
Am 19. Februar verkündete der FC Bayern, dass sich die Wege von Trainer Thomas Tuchel und die des Vereins nach der Saison trennen. Von einem möglichen Nachfolger Vincent Kompany war nicht im Entferntesten die Rede. Da wurden zuerst die bekannteren Namen Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick, Oliver Glasner und schließlich doch wieder Thomas Tuchel bemüht.
Nun wird es aber Kompany. Es ist die erste große Trainerstation für den ehemaligen belgischen Nationalspieler, der in Deutschland als Spieler für den Hamburger SV auflief. Im Weltfußball ist Kompany als Trainer ein unbeschriebenes Blatt.
Vincent Kompany stellt sich am Donnerstag, 30, Mai, ab 11 Uhr den Fragen der Journalisten. BR24Sport überträgt die Präsentation des neuen FC-Bayern-Trainer im Livestream.
Kompanys Wutrede in Anderlecht
Auch deshalb könnte sich der ein oder andere Profi des FC Bayern in den letzten Tagen mal informiert haben, welcher neue Übungsleiter ab Juli für sie zuständig ist. Recherchiert man zu dem 38-Jährigen, stößt man schnell auf zwei Ansprachen des noch jungen Fußballlehrers. Die, als er sich den Spielern seines aktuellen Klubs FC Burnley ruhig und sachlich vorstellte, und eine Wutrede nach einem Spiel des RSC Anderlecht. Beides beschreibt den Trainer Vincent Kompany.
"Es gibt eine Seite an mir, die habt ihr noch nicht kennengelernt", brüllte Kompany mit sich überschlagender Stimme damals. "Ob wir mit Vierer-, Fünfer- oder Sechserkette spielen, ist meine verdammte Entscheidung und ich übernehme die Verantwortung, wenn wir verlieren und schlecht spielen." Sein Fazit trotz eines Punktgewinns: "Wir können froh über den einen Punkt sein. Wir haben 95 Minuten unsere Zeit verschwendet. Ihr habt eure verschwendet, ich meine. Es wäre besser gewesen, wir hätten die U21 geschickt."
Kompany ein Guardiola 2.0?
Kompany kann laut werden. Gelernt hat er es in seiner Zeit als Abwehrchef bei Manchester City und in der belgischen Nationalmannschaft. Elf Jahre lief er für die "Skyblues" auf, drei Jahre war Pep Guardiola sein Trainer. Auch der 53-Jährige ist bekannt für manchen emotionalen Ausbruch. Die Zeit unter Guardiola hat Kompany geprägt. Nicht wenige bezeichnen ihn gar als Pep 2.0.
Das Training unter dem Spanier sei wie ein Studium gewesen, sagte Kompany einst. "Fußballtaktik. Raumlehre. Die Nutzung des Raums und dessen Auswirkung auf das Gesamtspiel. Das Managen des Raums ist das Größte, was ich von Pep gelernt habe", ist sich der heute 38-Jährige sicher. Dieser Einfluss lässt sich auch in seiner Spielidee erkennen.
"Ich war ein aggressiver Spieler, ich mag aggressive Teams. (...) Wir werden Intensität brauchen. (...) Meine Leidenschaft ist, Tore zu erzielen", erklärte er seinen Spielern des FC Burnley, als er sie zum ersten Mal sah. In dieser deutlichen ruhigeren Ansprache führte er weiter aus. "In jeder Phase des Spiels müssen wir einen Plan oder eine Idee haben, ein Tor zu erzielen. Egal, ob das ein defensiver Einwurf ist, oder eine Ecke ist, die wir verteidigen. Wir klären sie und versuchen ans andere Ende des Spielfelds zu kommen und zu treffen." Es ist die Idee des ständigen Gegenpressing, wie sie Guardiola nahezu perfektioniert hat.
Kompany: Habe dafür gesorgt, dass jeder besser wurde"
Kompany gilt als großer Kommunikator. Einen wie ihn könnten sie bei der UNO gut gebrauchen, scherzte einst Mannschaftskollege David Silva. Seine Vorträge hörten nach 2019 die Spieler des RSC Anderlecht, denn Kompany wurde Spielertrainer in seiner Heimat. Als die Liga das aufgrund der fehlenden Trainerlizenz beanstandete, konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe auf dem Platz. 2020 wurde er dann aber endgültig Chefcoach und beendete seine Laufbahn als Profi. Nachdem er Dritter in den Meister-Play-offs geworden war, das Pokalfinale verloren hatte und in den Conference-League-Play-offs gescheitert war, verließ er Brüssel und heuerte beim FC Burnley an.
"Meine größte Stärke war - und da könnt ihr jeden fragen - was ich abseits des Platzes gemacht habe. Ich habe dafür gesorgt, dass jeder besser wurde", sagte er in seiner ersten Ansprache ans Team. Er sei 50 Prozent der Zeit verletzt gewesen, so Kompany. "In den letzten zehn Spielen kam ich zurück und durfte die Trophäe hochstemmen und es sah so aus, als hätte ich eine super Saison gehabt." Seine wichtigste Aufgabe sah er darin, zweifelnde Spieler wieder aufzubauen. Und das fordert er auch von seinen Spielern. "Baut jeden eurer Mitspieler immer wieder auf. Wir werden schwierige Zeiten haben. Aber es gibt keine bessere Möglichkeit für uns als Gruppe, wenn wir diese Momente zusammen durchstehen."
Kompany noch ohne Erfolge als Trainer
In Burnley funktionierte all das hervorragend. Unter Kompany legte Burnley den "Kick'n Rush"-Stil ab und wurde zur Pressing- und Tormaschine. Mit nur drei Niederlagen und 101 Punkten sowie 87 erzielten Toren stiegen die "Clarets" in die höchste englische Spielklasse auf. Zwar verpasste der Neuling den Klassenerhalt. Den Verantwortlichen des FC Bayern imponierte die Arbeit Kompanys auf der Insel. Laut "BILD" soll der Belgier schon länger auf Max Eberls Zettel gestanden haben.
Kompany hat viele Kabinen des Weltfußballs erlebt. Die des FC Bayern ist sicher die schwerste. Da braucht es viel Feingefühl, doch genau das scheint der 38-Jährige mitzubringen. Er trifft die lauten und leisen Töne.
Unklar bleibt, wie die Spieler einen Trainer aufnehmen, der als solcher wenig Erfolge - und das ist das einzige, was zählt beim Rekordmeister - vorzuweisen hat. Die könnte er aber in München holen. Nach der aus Münchner Sicht enttäuschenden Saison, ist der Titelhunger beim FC Bayern größer denn je.
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Quelle: BR24
29.05.2024 - 18:30 Uhr