BR24 Sport Olympia-Surfer Elter über Horror-Unfall: "Bleib wach, Tim!"
Tim Elters blutverschmiertes Gesicht sorgte für einen Schockmoment. Der Olympia-Surfer hatte einen schweren Unfall in den Wellen von Fuerteventura. Im BR24Sport-Exklusivinterview richtet er einen klaren Appell zum Helmtragen an alle Surfer.
Die Bilder bei Instagram gehen unter die Haut: Das Gesicht von Tim Elter ist blutüberströmt, eine Platzwunde klafft am Kopf des 21-Jährigen. Der Profisurfer, im Sommer noch stolzer Repräsentant Deutschlands bei den Olympischen Spielen 2024 auf Tahiti, erlebte am Dienstag das, was ein Surfer nicht erleben möchte: Einen heftigen Wipeout (heftiger Sturz, Anm. der Red.). Es war "der schlimmste Unfall, der mir bisher im Surfen passiert ist", erklärt Elter drei Tage später im exklusiven BR24Sport-Interview.
Surf-Helm verhindert wohl schlimmere Verletzungen
Acht Stiche und ein abgebrochener Zahn sind die Bilanz seines Sturzes in den brachialen Wellen von Fuerteventura. "Es war nicht so schlimm - keine tieferen Verletzungen, keine Brüche", versuchte Elter die Sorgen um seine Person zunächst herunterzuspielen. Doch gleichzeitig weiß er auch: "Der Helm hat durchaus geholfen, dass der Schnitt (an der Stirn, Anm.d.Red.) nicht noch weiter hochgegangen ist."
Das Wetter an diesem Dienstag war äußert herausfordernd. Auch Elter, der auf der Kanareninsel aufgewachsen ist und die Wellen seit Kindertagen kennt, beschlich ein mulmiges Gefühl, als er die Fluten sieht. Eigentlich liebt er diese Bedingungen, wenn die Welle eine Röhre bildet und er durch das Auge dieser Naturgewalt hindurchgleiten kann.
Gedanken unter Wasser: "Bleib wach, Tim!"
Doch diesmal hatten Elter und seine Freunde Respekt vor den meterhohen Ungetümen: "Wir waren alle nicht so selbstbewusst." Neben den schwer einzuschätzenden Wassermassen war auch die Winter-Sonne ein Problem, die an diesem Nachmittag tief stand und so durch die Welle schien, dass die Sicht stark beeianträchtigt war.
"In der Tube ist dann eine Wassermasse, auf mich draufgefallen. Das habe ich nicht kommen sehen, dann hat es mich geschleudert und ziemlich schnell mit dem Gesicht ins Riff rein." Elter wird zum Glück nicht ohnmächtig, "weil dann hat man ein ganz anderes Problem, wenn man bewusstlos ist". Seine Freunde, können ihn aus den Wellen ziehen und an den Strand bringen. "Für mich war das Wichtigste, dass ich zu mir selbst gesagt habe: 'Bleib wach, Tim!'
Elter surft mit Helm in Tahiti
Kämpft Elter nicht gerade mit den Winter-Wellen auf Fuerteventura, trägt auch er nicht immer einen Helm im Wasser, zum Beispiel wenn das Meer nicht so harsch ist. "Wenn die Wellen größer werden, wird alles heftiger und unberechenbarer. Solche Wellen, wie in Tahiti." Dort hatte Elter sowohl in den Trainings als auch in den Wettkämpfen einen Helm auf - als einer von nur sehr wenigen Männern.
Andere Olympia-Surfer ohne Helm: "Verwirrend"
Beim Training hätten noch "die Hälfte aller Olympioniken einen Helm an und das war so gut zu sehen für diese Sportart. (...) Dann im Wettkampf war es dann aber wieder nur ein Bruchteil. Das fand ich dann wieder verwirrend". Für Elter ist klar: Die Profis sollten als gutes Beispiel vorangehen, denn das Tragen eines Helmes ist für Freizeit-Surfer bislang überhaupt kein Thema.
"Gefahr ist immer da": Elters Apell zum Helmtragen
Aus Elters Sicht ist das fatal: "Auch der Durchschnittsbürger, der eine Woche für ein Surf-Camp an den Atlantik fährt, kann sich auch da eine Gehirnerschütterung zuziehen. Weil die Gefahr ist immer da." Was den deutschen Vizemeister von 2024 ebenfalls "sehr schockt", ist das Risiko beim vermeintlich harmlosen "City-Surfen", zum Beispiel auf der Eisbachwelle in München.
Im Video: BR24Sport-Interview mit Tim Elter
Kopfverletzungen in Eisbachwelle und Wavepool?
"Da habe ich keinen Helm getragen, weil ich dachte: 'Hey, es ist eine stehende Welle, das kann jeder Durchschnittsbürger.' Da habe ich mich zweimal verletzt und zweimal ein Hirntrauma zugezogen", schilderte Elter seine Erfahrungen: "Ich bin sehr erstaunt, dass in solchen Anlagen ein Helm nicht Pflicht ist." Auch seine Olympia-Kollegin Camilla Kemp hat sich bereits einmal eine Gehirnerschütterung in einem Wavepool (eine künstliche laufende Welle) zugezogen.
So lernt Tim Elter bei jeder Session dazu, sei es im Meer oder in einer künstlichen Welle. Beim Tragen eines Helms habe es in der professionellen Surf-Szene bereits "einen Switch" gegeben, erklärte Elter: "Man kann die Leute nur so stark wie möglich mit dem Thema Helm sensibilisieren und zeigen: Das kann passieren." So hat Elters schwerer Wipeout vor seiner eigenen Haustür vielleicht auch eine gute Seite.
Quelle: BR24Sport 10.01.2025 - 12:54 Uhr