Eine Auswechslung mit Fragezeichen: Angelo Stiller (links) und Leon Goretzka (rechts) werden von Bundestrainer Julian Nagelsmann (Mitte) ausgewechselt.

BR24 Sport Goretzka und Stiller: Nagelsmanns riskante Wechsel gegen Italien

Stand: 24.03.2025 16:14 Uhr

Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann wechselt gegen Italien beim Stand von 3:1 sein Mittelfeld mit Leon Goretzka und Angelo Stiller aus. Danach kippte die Partie. Im Anschluss erklärte Nagelsmann seine Beweggründe und verteidigte die Entscheidung.

Von Victor List

Die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft steht im Final Four der Nations League und trifft im Halbfinale auf Portugal. Bis dahin war es aber ein schwerer Weg. Dabei sah es gegen Italien im Rückspiel zur Halbzeit nach einem sehr entspannten Abend für die DFB-Elf und ihre Fans aus. Nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel führte das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann im zweiten Aufeinandertreffen nach 45 Minuten mit 3:0, gab diesen Vorsprung aber noch aus der Hand und trennte sich am Ende Unentschieden.

Ein Tor mehr für Italien und es wäre in die Verlängerung gegangen. "Vielleicht ist es besser für uns heute, wenn wir nicht 4:0 gewinnen", sagte Nagelsmann nach dem Spiel bei "RTL". Angesichts seiner Auswechslungen könnte man augenzwinkernd beinahe von Vorsatz sprechen.

Nagelsmanns Wechsel verwundern

Zumindest war es für den neutralen Beobachter wohl etwas verwunderlich, wieso Nagelsmann nach einer guten Stunde Leon Goretzka und Angelo Stiller verfrüht in den Feierabend schickte. Damit nahm er seine Doppelsechs aus dem Spiel, die zuvor maßgeblichen Anteil daran gehabt hatte, dass Deutschland nahezu über den gesamten Platz Ball- und Raumkontrolle hatte. TV-Experte Lothar Matthäus sprach bei "RTL" von der besten Leistung einer deutschen Mannschaft seit dem WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien.

Abgesehen von einer Unsicherheit, die Moise Kean kurz nach Wiederanpfiff zum Anschlusstreffer genutzt hatte, schien das DFB-Team alles im Griff zu haben nach 63 Minuten. Doch kaum hatten Goretzka und Stiller auf der Bank Platz genommen, war die Stabilität und Sicherheit im deutschen Spiel dahin. Die für den Münchner und den Stuttgarter ins Spiel gekommenen Nadiem Amiri und Pascal Groß zeigten das Gegenteil einer sicheren Vorstellung. War dieser Wechsel also wirklich nötig gewesen?

Goretzka mit Oberschenkel-Problemen raus

"Doch, es war schon eine gute Idee", antwortete Nagelsmann auf die entsprechende Frage eines Reporters und ergänzte zugleich die Erklärung. Goretzka habe "Harmstring-Probleme gehabt, schon vor dem Spiel". "Es war klar, dass er nur bis zur 60. Minute spielen kann", lieferte der Bundestrainer den Hintergrund der Aktion.

Man wollte eine Verletzung vermeiden - auch im Gedanken an Goretzkas Verein Bayern München. "Wir können ja gerne mal Vincent Kompany fragen, wie er das gesehen hätte, wenn ich ihn (Goretzka) jetzt durchgejagt hätte und er hätte einen Faserriss", unterstrich Nagelsmann in seiner für ihn typischen, verschmitzten Art.

Im Video: Wie der Balljunge Noel Urbaniak dem DFB-Team half

Balljunge Noel Urbaniak

Stiller Gelb-belastet

Bei Angelo Stiller war die gelbe Karte, die sich der ehemalige Münchner schon in Minute 22 abgeholt hatte, der ausschlaggebende Grund. "Ich bin ja schon immer selbstkritisch, aber der hatte eine gelbe Karte und es steht 3:1. Also warum soll ich das Risiko eingehen, in Unterzahl zu spielen?", spielte Nagelsmann die Frage rhetorisch zurück, gab aber zugleich zu: "Wenn es Spitz auf Knopf gestanden hätte, hätte ich das vielleicht nicht gemacht. Wenn wir ein Tor gebraucht hätten, hätte ich es garantiert nicht gemacht."

Zum Ende stand die Partie tatsächlich "Spitz auf Knopf", weil Nagelsmann in der 77. Minute Abwehrchef Antonio Rüdiger vom Feld nahm und Yann Aurel Bisseck damit zum Länderspiel-Debüt verhalf. Mit dem Mailänder im Abwehrzentrum kassierte Deutschland noch den 3:3-Ausgleich.

Der zweite Anzug sitzt noch gar nicht

Schon im Hinspiel in Mailand am Donnerstag hatte Nagelsmann für einige Fragezeichen bei den Fans gesorgt. Der Bundestrainer brachte von Beginn an Nadiem Amiri und Jonathan Burkhardt. Die in der Bundesliga so formstarken Mainzer konnten jedoch nicht wirklich an ihre Form anknüpfen - besonders Burkhardt nicht. Tim Kleindienst kam nach der Pause und köpfte nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff den Ausgleich. Am Ende gewann Deutschland mit 2:1.

Die beiden Spiele gegen die Italiener haben also vor allem eines bewiesen: Mit der ersten Mannschaft hat Deutschland berechtigte Titel-Ambitionen im "Final-Four-Turnier" in München gegen Portugal und danach Spanien oder Frankreich. Selbiges gilt für die WM im kommenden Jahr. Der zweite Anzug sitzt aber noch so gar nicht.

Im Video: Deutschland - Italien - Highlights

Deutschland - Italien

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Quelle: BR24Sport im Radio 24.03.2025 - 12:55 Uhr