Champions League FC Bayern vor dem Duell der angeschlagenen Boxer
Sowohl der FC Bayern als auch Manchester United haben am Wochenende empfindliche Niederlagen einstecken müssen. Am letzten Gruppenspieltag der Champions League am Dienstag kommt es daher zum Duell der angeschlagenen Boxer.
Es ist wohl die meistgenutzte Metapher im Sportjournalismus. Die des angeschlagenen Boxers, der bekanntlich der gefährlichste ist. Im Regelfall befindet sich eine Mannschaft in einer Krise, ist also die angeschlagene, und trifft auf ein formstarkes Team. Selten kommt es vor, dass beide Mannschaften nicht im Formhoch sind, doch das ist beim Gastspiel des FC Bayern in der Champions League bei Manchester United der Fall.
FC Bayern will 1:5-Debakel vergessen machen
Die Münchner reisen mit einem 1:5-Debakel in Frankfurt im Gepäck an, das im Nachgang intensiv analysiert wurde: "Wir hatten 22 kritische Ballverluste", erklärte Tuchel vor dem Spiel gegen die "Red Devils". Als kritischen Ballverlust sieht der Übungsleiter, dass fünf oder mehr Spieler nicht mehr eingreifen können. Diese Zahl "sollte definitiv einstellig sein für unsere Ansprüche", stellte Tuchel am Montagabend in Manchester klar.
Doch der von Tuchel so oft kritisierte Spielplan bietet den Münchnern am Dienstag direkt die Gelegenheit, es besser zu machen. "Wir hatten viele Spiele, auch in der Champions League, die mal nicht so gut liefen, und die Reaktion war jedes Mal gut." Dementsprechend hat Tuchel auch keine Zweifel, dass "die Reaktion stattfinden wird". In Dortmund dürften sie allzu gut wissen, was Tuchel meint. Der BVB wurde zum bayerischen Aufbaugegner nach dem Pokal-Aus in Saarbrücken.
Freude auf Old Trafford anstatt Angst
Auch Gegner-Trainer Erik ten Hag weiß, dass der FC Bayern am Samstag mehr als nur verwundbar war. Einer möglichen Reaktion sieht der ehemalige U23-Coach der Münchner gelassen entgegen. "Wir sind in der Lage, jeden Gegner zu schlagen", so ten Hags Kampfansage, schließlich spiele man zuhause. Das Old Trafford sei "kein angenehmer Ort für die Gegner".
Trainer Tuchel kennt die Bedeutung der Spielstätte, sprach von "einer der größten Bühnen im Weltfußball". Für Jamal Musiala ist das Old Trafford "definitiv ein Stadion, von dem alle Kinder träumen. Als Kind hab ich mich immer gefreut, Spiele dort zu sehen und die Atmosphäre dort mitzuerleben". Musiala ist sich sicher: "Genauso wird es morgen.“
Klingt eher nach Freude als nach Angst vor dem Gastauftritt und das hat Gründe. Der Manchester'sche Heimnimbus hat zuletzt stark gelitten. Nur einmal blieb man im heimischen Theatre of Dreams in der bisherigen Gruppenphase ungeschlagen (1:0-Sieg gegen Kopenhagen). Und auch in der Liga setzte es am Samstag eine krachende 0:3-Heimschlappe gegen den AFC Bournemouth. In der Tabelle steht ten Haags Mannschaft auf Platz sechs und wäre Stand jetzt in der nächsten Saison nicht europäisch vertreten.
United muss gewinnen
Doch im Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern geht es erstmal darum, die nahe Zukunft zu sichern. Die Engländer gehen als Gruppenletzter in den sechsten und letzten Spieltag. "Wir sind positiv. Wir wissen, was wir zu tun haben: Wir müssen gewinnen, um in Europa zu bleiben", kennt auch ten Haag die Rechnung. Selbst bei einem Sieg hätte man das Überwintern in der Königsklasse nicht in der eigenen Hand, zumindest der Verbleib in der Europa League wäre aber gesichert.
Für Tuchels Truppe gilt es, nicht den nächsten angeschlagenen Gegner zu unterschätzen. "Es ist immer schwierig, gegen Manchester United zu spielen. Es ist eine besondere Aura und Mentalität, wodurch sie immer sehr schwer zu schlagen sind", weiß Tuchel. In acht Spielen gegen United stehen für den Ex-Chelsea-Coach drei Siege und drei Unentschieden zu Buche.
Der 50-Jährige weiß also durchaus, wie man vor dieser Kulisse bestehen kann. Beste Voraussetzungen für eine gelungene Reaktion seiner Mannschaft. Klar ist aber auch: Wer im Duell der angeschlagenen Boxer den Ring als Verlierer verlässt, dem dürften ungemütliche Tage bevorstehen.
Im Video: Tuchel fordert Reaktion
Quelle: BR24Sport
11.12.2023 - 18:30 Uhr