BR24 Sport Deutsche Sportförderung: "Es muss etwas getan werden"
Wie kann man die deutsche Sportförderung verbessern, damit die Athleten in Zukunft erfolgreicher bei großen Wettkämpfen abscheiden? Das beschäftigt auch die bayerischen Olympia-Medaillengewinner.
In Blickpunkt Sport diskutierten die Kanuten Elena Lilik und Noah Hegge sowie Handballer Christoph Steinert über die deutsche Spitzensportförderung. Außerdem gaben bayerische Funktionäre ihre Einschätzungen ab.
Zu wenig Prämien?
Wer für Deutschland eine goldene Olympiamedaille gewinnt, erhält eine Prämie von 20.000 Euro; für die Silberne gibt es 15.000 Euro, für eine Bronzemedaille sind es noch 10.000 Euro. Zu wenig, finden viele.
Nicht so der Olympia-Bronzemedaillengewinner Noah Hegge: "Ich denke, allgemein ist es wichtig, dass mehr Geld in den Sport fließt. Damit bestehen Möglichkeiten, professionell mit mehreren Leuten an dem Ziel zu arbeiten. Wenn mehr Geld in unserem Sport ist, dann ist es am Ende auch nicht die Prämie, die es ausmacht.“
Video: Kritik an Siegprämien bei Olympia
Immer weniger Trainer
Um auf internationalem Top-Niveau erfolgreich zu sein, gibt es viele Stellschrauben, an denen Sportlerinnen und Sportler drehen können. Hegge von den Kanu-Schwaben Augsburg arbeitet zum Beispiel mit einem Mental Coach zusammen.
Am wichtigsten für den Erfolg sind jedoch die Trainerinnen und Trainer und davon gibt es in Deutschland immer weniger. Das bekommt auch Elena Lilik zu spüren. Die Kanutin gewann in Paris Silber: "Es ist einfach ein Fakt, dass etwas getan werden muss und dass bei uns in der Sportart enormer Trainermangel herrscht. Das weiß unter uns Sportlern jeder und wir spüren die Konsequenzen davon."
Für Volker Herrmann, Leiter des Olympiastützpunkt-Bayern, muss der Trainerjob wieder attraktiver werden: "Wenn wir uns anschauen, wie hoch die Belastung für unsere hauptamtlichen, aber auch für die ehrenamtlichen Trainerinnen und Trainer ist, dann ist das definitiv eine Sache, die unserer Meinung nach besser honoriert werden muss."
Video: Schlechte Bezahlung, Bürokratie, Überlastung – die Realität von deutschen Trainern
Geballte Kraft in einer Spitzensportagentur?
Derzeit fördert das Bundesinnenministerium den Spitzensport mit rund 300 Millionen Euro. Neben dem Bundesministerium ist auch der Deutsche Olympische Sportbund, kurz DOSB, für die Förderung zuständig. Wichtige Entscheidungen, wie die Verteilung der Gelder, soll zukünftig von einer unabhängigen Spitzensport Agentur getroffen werden. Über deren Besetzung gibt es im Moment Streit.
Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbandes, BLSV, sieht das kritisch: "In einem Stiftungsrat halten dann auch Abgeordnete des Deutschen Bundestages Einzug. Das heißt, die ganze Agentur wird dann auch sehr stark politischen Entscheidungsmomenten unterzogen und das ist nicht das, was der deutsche Spitzensport und der deutsche Leistungssport brauchen."
Zu der Bürokratie im deutschen Fördersystem hat Christoph Steinert, der für den HC Erlangen spielt, eine diplomatische Einstellung: "Die meisten Vorschriften hat jemand aus einem bestimmten Grund gemacht; zumindest ist das in den meisten Fällen so, aber wahrscheinlich muss das reduziert werden."
Mehr Geld, eine neue Struktur oder weniger Bürokratie – all das soll dabei helfen, mittelfristig unter den besten fünf besten Nationen im Medaillenspiegel zu landen. Das zumindest ist das Ziel.
Quelle: Blickpunkt Sport 25.08.2024 - 21:45 Uhr