Tour de France, 11. Etappe Fotofinish und Tränen - Vingegaard gewinnt Sprint gegen Pogacar
Jonas Vingegaard hat bei der Tour de France die anspruchsvolle Kletteretappe im Zentralmassiv gewonnen. Der Däne setzte sich am Mittwoch (10.07.2024) auf der 11. Etappe nach 211 Kilometern zwischen Évaux-les-Bains und der Skistation in Le Lioran vor dem Slowenen Tadej Pogacar durch.
Bei seinem Etappensieg schlug der Däne Pogacar in einem packenden Zielsprint mit Fotofinish denkbar knapp. "Das ist sehr emotional für mich. Aus diesem Sturz des Frühjahres zurückzukommen, bedeutet mir unfassbar viel", sagte Vingegaard, der während des Sieger-Interviews in Tränen ausbrach: "In diesen drei Monaten, wenn du daran zurückdenkst... Ich hätte das ohne meine Familie nie geschafft."
Dritter wurde Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) mit 25 Sekunden Rückstand. Primoz Roglic (Red Bull-Bora-hansgrohe) fuhr auf Platz vier. Er stürzte kurz vor dem Ziel, konnte aber weiterfahren. "Er ist weggerutscht und auf die linke Seite gefallen. Er sagt, dass alles okay ist", berichtete Sportdirektor Rolf Aldag in der ARD. Später gab Aldag endgültig Entwarnung: "Der Teamarzt hat auch einen Daumen hoch gemacht. Es ist ein bisschen ärgerlich, aber es ist nichts Schlimmes passiert."
Alles spricht für Duell zwischen Pogacar und Vingegaard
Es läuft also alles erneut auf einen Zweikampf zwischen Pogacar (UAE Team Emirates) und Vingegaard (Visma Lease a Bike) hinaus. "Nun dürfte niemand mehr daran zweifeln, dass Jonas hier in Bestform ist. Das wird großartig für die Fans. Ich denke, ich kann mit viel Selbstvertrauen in die Pyrenäen gehen", sagte Pogacar.
In der Gesamtwertung liegt Pogacar 1:06 Minuten vor dem belgischen Zeitfahr-Weltmeister Evenepoel, der überraschende Schwächen an den vier Anstiegen auf den letzten 50 Kilometern zeigte. Vingegaard hat als Dritter 1:14 Minuten Rückstand.
2:15 Minuten zurück liegt Red-Bull-Kapitän Roglic. Er wurde bei der 11. Etappe mit derselben Zeit wie Evenepoel gewertet, weil sich der Sturz innerhalb von drei Kilometern vor dem Ziel ereignete.
Pogacar übernimmt Bergtrikot mit explosivem Antritt
Es war ein Rennen mit Höchsttempo. Pogacars Team hatte daran großen Anteil, so lag die Durchschnittsgeschwindigkeit nach 211 Kilometern und 4.350 Höhenmetern bei verblüffenden 42,5 km/h. Pogacar distanzierte mit einem explosiven Antritt am Pas de Peyrol gut 30 Kilometer vor dem Ziel seine Verfolger Vingegaard, Roglic und Evenepoel.
Dabei holte sich der Slowene auch die Bergwertung der Kategorie eins und sicherte sich damit die Führung im Kampf um das Bergtrikot. Pogacar nahm den Schwung mit in die Abfahrt. Dort ging er hohes Risiko, rutschte fast mit dem Hinterrad in einer Kurve weg. Vingegaard und Roglic verfolgten ihn mit etwa 20 Sekunden Rückstand, Evenepoel fiel weitere 20 Sekunden dahinter zurück.
Vingegaard schließt Lücke zu Pogacar am Col de Pertus
Der Belgier fuhr die Lücke zu Vingegaard und Roglic zwar mit einem Kraftakt nochmal zu, musste dann aber doch abreißen lassen. Vingegaard schüttelte kurz darauf Roglic ab, ackerte sich trotz zehn Prozent Steigung am Col de Pertus wieder an Pogacar heran und fuhr mit seinem slowenischen Konkurrenten auf einem ganz anderen Level als die Verfolger.
In der Folge lieferten sich die beiden ein Privatduell um den Etappensieg, wobei sie nicht mehr allzu viel in der Abfahrt riskierten und sich in der Führungsarbeit abwechselten. Pogacar hängte sich im letzten Abschnitt ans Hinterrad von Vingegaard, doch in einem packenden Sprint mit Fotofinish behielt Vingegaard tatsächlich die Oberhand. Dahinter rollte Evenepoel ins Ziel, kurz darauf auch der zwischenzeitlich noch gestürzte Roglic.
12. Etappe steht an - Ackermann und Bauhaus hoffen
Nach dem Klettertest im Herzen Frankreichs sind am Donnerstag wohl wieder die endschnellen Profis gefragt. Auf der 203,6 Kilometer langen und etwas hügeligen Strecke zwischen Aurillac und Villeneuve-sur-Lot ist ein Sprint wahrscheinlich, die Etappe birgt aber auch Chancen für Ausreißer.
Aus deutscher Sicht bietet sich für die Sprinter Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) und Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) die nächste von insgesamt noch drei Möglichkeiten auf einen Etappensieg.