Tour de France Die Sprinter - Bauhaus gegen Philipsen und Co.
Auf mindestens sieben Etappen der Tour 2024 werden die Sprinter auf ihre Kosten kommen. Der Deutsche Phil Bauhaus bekommt es mit einigen superschnellen Kontrahenten zu tun. Die Top-Anwärter auf Etappensiege im Kurzporträt.
Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck)
Der 26-jährige Belgier ist der Topfavorit auf das Grüne Trikot des besten Sprinters. Das Team Alpecin-Deceuninck hat ihn in diesem Jahr bislang so gut unterstützt, dass er die Weltrangliste der schnellen Leute aktuell mit sattem Vorsprung anführt.
Das Management des Teams hatte Philipsen 2021 vom UAE Team Emirates zu Alpecin geholt. Bei ihnen entwickelte sich der Belgier zu einem der besten Sprinter der Welt, war 2023 wohl sogar der Stärkste überhaupt. Er gewann das Grüne Trikot bei der Tour de France und entschied dort vier Etappen für sich. Und er wurde im vergangenen Jahr bereits Zweiter bei Mailand-Sanremo, das er in diesem Jahr dann für sich entschied. Noch beeindruckender war anschließend sein zweiter Rang bei Paris-Roubaix.
Allein der Triumph bei diesem Rennen unterstreicht, dass Philipsen mehr ist als ein reiner Sprinter. Ideale Voraussetzungen, um den Kampf um das Grüne Trikot erneut in Angriff zu nehmen.
Jasper Philipsen (26) | ||
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Erfolge 2024 |
1. Platz Mailand-Sanremo Ein Etappensieg bei Tirreno Adriatico 2. Platz Paris-Roubaix 1. Platz Brügge-de Panne 2. Platz Scheldepreis Ein Etappensieg und Sieg Punktewertung Belgien-Rundfahrt |
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Dylan Groenewegen (Jayco - AlUla)
Ende Mai ließ es Dylan Groenewegen mal so richtig krachen: In beeindruckender Manier gewann er den knapp 200 Kilometer langen Klassiker "Runde von Limburg" in einem bärenstarken Bergaufsprint. Das allein beweist: Mit dem mittlerweile 30-jährigen Niederländer wird auch bei der Tour ganz stark zu rechnen sein. Vielleicht wird der Vollblutsprinter nicht ernsthaft in den Kampf um das Grüne Trikot des Punktbesten eingreifen können - dafür dürfte er im Verlauf der Rundfahrt unterwegs zu wenige Zähler sammeln.
Dylan Groenewegen
Aber wenn es drauf ankommt - in den klassischen Massensprints - wird auf jeden Fall auf den Niederländer zu achten sein. Das bewies er noch einmal direkt vor der Tour, als er sich zum niederländischen Straßenmeister machte - mit einem beeindruckenden Sprint im Finish.
Dass Groenewegen überhaupt noch bei Radrennen am Start steht, ist dabei nicht selbstverständlich. Nach der Polen-Rundfahrt 2020, als er den Horrorsturz von Kollege Fabio Jakobsen verursachte, dachte Groenewegen ernsthaft an Rücktritt. "Ich habe wochenlang mein Rad nicht sehen können", bekannte er dieser Tage in niederländischen Medien.
Dylan Groenewegen (30) | ||
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Erfolge 2024 |
1. Platz Classica Valenciana 2. und 3. Etappenplatz Paris-Nizza 2. Platz Koksijde Classic 3. Platz Scheldepreis 1. Platz Ronde van Limburg Etappensieg bei Slowenien-Rundfahrt 1. Platz Niederländische Straßenmeisterschaft |
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Arnaud de Lie (Lotto Dstny)
Als Arnaud de Lie die Saison 2022 beendet hatte, waren sich eigentlich alle Experten einig: Hier wächst ein neuer Top-Sprinter mit Weltklasse-Format heran. Wagemutig und mit viel Entschlossenheit hatte er sich vor allem bei Eintagesrennen in die Sprintentscheidungen geworfen, von denen er mehr als ein Dutzend für sich entschied.
Vorschusslorbeeren, die er 2023 nicht so recht bestätigen konnte. Sein Sieg im kanadischen Quebec blieb sein einzig großer in der Saison. Noch schlechter begann die Saison 2024 für den Youngster: Nach einer Erkrankung im Anschluss an eine Vorbereitung auf Teneriffa setzte er die angedachte Klassikersaison in den Sand und beendete sie Ende März frühzeitig.
Eine offenbar kluge Entscheidung - mit neuem Aufbau fuhr er zuletzt wieder Siege ein - und ist auch für die Tour de France schon weit mehr als ein Geheimtipp, wenn es in die großen Sprints geht. Die er im Trikot des belgischen Meisters in Angriff nehmen wird. Denn am Wochenende vor dem Tour-Start holte er sich den Titel im Sprint vor Jasper Phlipsen.
Arnaud de Lie (22) | ||
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Erfolge 2024 |
1. Platz Famenne Ardenne Classic 1. Platz Tro Bro Leon 1. Platz Circuit de Wallonie 3. Platz Ronde van Limburg 1. Platz Belgische Straßenmeisterschaft |
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Alexander Kristoff (Uno-X Mobility)
Schon in betagtem Radsport-Alter - doch noch kein bisschen müde: Alexander Kristoff ist nach wie vor einer der besten Allround-Sprinter der Radsport-Profiszene. Das unterstrich der 36-Jährige zuletzt bei der Tour of Norway. In seinem Heimatland gewann er zum dritten Mal in Folge die prestigeträchtige letzte Etappe in Stavanger im Sprint.
Unschlagbarer Vorteil für den Routinier: Mit seiner Erfahrung kennt er alle Sprint-Szenarien - ihn kann nichts mehr erschüttern. Kristoff ist bereits vierfacher Tour-Ertappensieger, in Deutschland machte er sich einen Namen, weil er schon viermal den Eintagesklassiker Frankfurt-Eschborn gewann.
Mit seinen Erfolgen bei Mailand-Sanremo (2014) und der Flandern-Rundfahrt (2015) hob er sich in den Siegerkreis bei den großen Frühjahrsklassikern. Kristoff ist sicher ein Geheimtipp für den Gewinn des Grünen Trikots.
Alexander Kristoff (36) | ||
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Erfolge 2024 |
1. Platz Elfstedenronde Brügge 1. Platz Port Epic Antwerpen Etappensieg Tour of Norway 1. Platz Heylen Vastgod |
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Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious)
Mit seinen drei Podestplätzen 2023 hat sich Phil Bauhaus in seinem Team Bahrain-Victorious einen guten Stand erarbeitet. Man hat ihn als Mann für potenzielle Etappensiege auf dem Zettel. Entsprechend sicher war schon früh der Tour-Startplatz des 29-Jährigen, zumal sein Team keinen Fahrer für das Gesamtklassement im Kader hat. Es wird für die Mannschaft also auf Etappenjagd gehen - mit Bauhaus an der Spitze für die Sprinter-Etappen.
Bauhaus' Frühjahr allerdings war durchwachsen. Ein einziger wichtiger Sieg gelang ihm, als er bei Tirreno-Adriatico auf der 3. Etappe die Konkurrenz hiter sich lassen konnte. Anschließend fuhr Bauhaus auch den Giro d' Italia, stieg aber nach der 13. Etappe und zwei dritten Plätzen aus. Als einer der wichtigsten Anfahrer für Bauhaus dürfte Nikias Arndt fungieren. Die beiden waren sowohl bei Tirreno Adriatico wie auch beim Giro ein Team.
Phil Bauhaus (29) | ||
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Erfolge 2024 |
Ein Etappensieg bei Tirreno Adriatico Ein Etappensieg Slowenien-Rundfahrt |
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Mads Pedersen (Lidl-Trek)
Wenn man das Critérium du Dauphiné als wichtigsten Fingerzeig auf die Form der Tour-de-France-Fahrer herannimmt, kann Mads Pedersen eigentlich ganz relaxt in die große Frankreich-Rundfahrt starten. Denn der Däne siegte gleich bei der Auftaktetappe des Vorbereitungsrennens beim großen Sprint des Fahrerfeldes vor dem Iren Sam Bennett (Decathlon AG2R La Mondiale) und dem Franzosen Hugo Page (Intermarche-Wanty).
Pedersen feierte durch seinen ersten Dauphiné-Etappenerfolg nach seiner vorherigen Pause seit dem Frühjahrs-Klassiker Paris-Roubaix (3. Platz) eine erfolgreiche Rückkehr in den Sattel. "Ich hatte eine gute Vorbereitung auf dieses Rennen und die Tour. Ich habe es in diesem Jahr einmal anders versucht und zu Hause hart trainiert", sagte der Tagessieger.
Mads Pedersen (28) | ||
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Erfolge 2024 |
Gesamtsieg, Etappensieg und Punktesieg bei Etoile des Besseges Drei Etappensiege, Gesamtsieg und Punktesieg bei Tour de la Provence 1. Platz Gent-Wevelgem 3. Platz Paris-Roubaix Etappensieg bei Criterium du Dauphiné |
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Fabio Jakobsen (dsm-firmenich Post NL)
Es ist bisher eine Saison zum Vergessen für Fabio Jakobsen. Dem niederländischen Top-Sprinter, der im Normalfall zur absoluten Weltelite der Sprinter zu rechnen ist, ist 2024 so gut wie noch nichts gelungen. Den Tiefpunkt erlebte der 27-Jährige beim Giro d' Italia, in den er mit hohen Erwartungen gegangen war.
Von Anfang bis Ende kam er nicht in Schwung, erreichte bei keiner der Ankünfte eine Platzierung im Vorderfeld. Zu allem Überfluss erlebte er auf der 11. Etappe im Massensprint den Tiefpunkt, als er kollidierte und schwer stürzte. Damit musste der schnelle Mann aussteigen aus der Rundfahrt.
Wie stark Jakobsen bei der Tour nun sein kann, bleibt offen. Der Niederländer wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt, nachdem er im August 2020 im Zielsprint der ersten Etappe der Polen-Rundfahrt schwer stürzte, nachdem Dylan Groenewegen ihn in die Absperrgitter gedrängt hatte. Jakobsen verletzte sich schwer am Kopf, verlor viel Blut und wurde im Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt. Sein Zustand wurde seinerzeit als "lebensbedrohlich" beschrieben. Jakobsen erholte sich von den Verletzungen und startete ein halbes Jahr später erstmals wieder bei der Türkei-Rundfahrt.
Fabio Jacobsen (27) | ||
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Erfolge 2024 | Etappensieg bei Türkei-Rundfahrt | |
Mark Cavendish (Team Astana)
Er versucht es noch einmal: Mark Cavendish wurde von seinem Team Astana für die Tour 2024 nominiert und will versuchen, doch noch alleiniger Rekordhalter in Sachen Etappensiege zu werden.
Der Brite teilt sich mit der belgischen Legende Eddy Merckx die Rangliste der meisten Etappensiege. Beide stehen mit jeweils 34 Erfolgen an der Spitze. Bereits 2021 zog Cavendish mit der Radsport-Legende gleich. Im vergangenen Jahr sollte der Rekord fallen.
Cavendish stürzte aber auf der achten Etappe 60 Kilometer vor dem Ziel und musste die Tour mit einem Schlüsselbeinbruch aufgeben. Jetzt folgt ein neuer Anlauf. Es dürfte Cavendishs letzter sein.
Mark Cavendish (39) | ||
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Erfolge 2024 |
Ein Etappensieg Kolumbien-Rundfahrt Ein Etappensieg Ungarn-Rundfahrt |
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