Der deutsche Boxer Nelvie Tiafack (r.)

Olympische Spiele in Paris Boxer Tiafack treffsicher ins Halbfinale und zur Medaille

Stand: 02.08.2024 18:07 Uhr

Boxer Nelvie Raman Tiafack steht bei den Olympischen Spielen in Paris im Halbfinale im Superschwergewicht (über 92 kg). Der Kölner schlug am Freitag (02.08.2024) den Italiener Diego Lenzi einstimmig mit 5:0 und hat damit Bronze bereits sicher.

Es war ein Duell auf Augenhöhe gegen den Italiener, der zum Auftakt überraschend die Nummer eins der Setzliste, den US-Amerikaner Joshua Edwards, besiegt hatte. Tiafack war gewarnt und entschied die erste Runde knapp für sich. Vier der fünf Kampfrichter werteten die Runde mit 10:9 für den deutschen Hoffnungsträger.

Lenzi ging entsprechend aggressiv in die zweite Runde und landete einige direkte Treffer. Unter "Nelvie, Nelvie"-Rufen fand Tiafack zurück in den Kampf und setzte seine linke Führhand ins Gesicht seines Gegners. Auch in Runde zwei sahen vier der fünf Punktrichter den 25-Jährigen vorne.

"Noch drei Minuten" bis zur Medaille

"Noch drei Minuten", war die Motivation aus der Ringecke für Tiafack. Lenzi stand in Runde drei unter Druck, musste jetzt kommen. Doch der in Kamerun geborene und in Bergheim bei Köln aufgewachsene Tiafack ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.

Wieder sahen vier der fünf Kampfrichter den Deutschen vorne, der schon vor der Ergebnisverkündung die Arme in die Höhe riss und sich feiern ließ.

Weiter geht es für den 25-Jährigen mit dem Halbfinale am kommenden Mittwochabend (7. August) gegen den Usbeken Bachodir Jalolow, der als Topfavorit auf Gold gilt. Die beiden Verlierer der Halbfinals bekommen jeweils Bronze.

Der größte Erfolg seiner Karriere

Für den Deutschen Boxsport-Verband ist es die erste Olympia-Medaille seit 2016, als Artem Harutyunyan im Halbweltergewicht in Rio de Janeiro Bronze gewann. Tiafack ist der letzte verbliebene deutsche Boxer bei den Spielen von Paris. Die Chemnitzerin Maxi Klötzer und der Münchner Magomed Schachidov waren in der ersten Runde ausgeschieden.

Für Tiafack bedeutete der schon jetzt größte Erfolg seiner Karriere auch die Belohnung für viele Rückschläge in der Vergangenheit. Den 1,89 Meter großen Athleten, der je nach Vorbereitungsphase 110 bis 120 Kilogramm Körpergewicht auf die Waage bringt, hatten Verletzungen und Formschwankungen immer wieder zurückgeworfen. In Paris läuft es prächtig - der Europameister von 2022 hatte es schon vor der Abreise gespürt: "Ich gehe in jedes Turnier mit der Erwartung, zu den Besten zu gehören."

Entschuldigung an die Mutter

In der ersten Runde hatte es Tiafack mit Mahammad Abdullayev aus Aserbaidschan zu tun bekommen. Nach drei Runden über jeweils drei Minute setzte er sich mit 5:0-Kampfrichterstimmen (30:27, 29:28, 29:28, 30:27, 29:28) durch. "Es war schwer, ihn überhaupt zu trefffen", erklärte Tiafack im Anschluss. Vor allem auf die Konterstärke seines Gegners habe er immer wieder achten müssen.

Zudem entschuldigte er sich bei seiner Mutter, für die er sich zu spät darum gekümmert hatte, Karten zu besorgen: "Ich hätte niemals gedacht, dass Montagfrüh hier alles ausgebucht ist und wollte gestern erst buchen. Ich Vollidiot." Für das Viertelfinale wolle er direkt nach Tickets schauen, versprach er – und hielt Wort. Mama Tiafack war beim Viertelfinale in der Halle.

Der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) war mit insgesamt drei Aktiven nach Paris gereist. Bereits am Sonntag schieden Maxi Klötzer und Magomed Schachidov bei ihren Olympia-Premierenkämpfen aus.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr