Kanuslalom Ricarda Funks Sehnsucht nach dem "eigentlichen Olympia-Traum"
Olympiasiegerin ist Ricarda Funk bereits vor drei Jahren in Tokio geworden. Sportlich war das Glück damit perfekt. Doch nun will die Kanutin mehr: Ihren ganz persönlichen olympischen Traum erleben.
Als Ricarda Funk vor drei Jahren in Tokio die Goldmedaille im Kanuslalom gewann, war ganz Deutschland aus dem Häuschen: Es war die erste Goldene für das deutsche Team bei diesen Spielen - ein Bann war gebrochen. Später hatte Deutschland dann zehn Olympiasiege auf dem Konto. Eigenartig nur: Die Protagonistin war nicht ganz glücklich.
"Hoffe auf ein Fest für den Sport"
"Es waren damals die Corona-Spiele. Wir waren isoliert, ganz allein. Meine Familie konnte nicht dabei sein. Mein olympischer Traum hatte irgendwie anders ausgesehen", erklärt die 32-Jährige. Die vierfache Weltmeisterin ist glücklich, dass sie nun die Gelegenheit bekommt, das Ganze noch einmal mitzuerleben. Und zwar "richtig", wie sie findet. "Ich freue mich mega auf Paris. Ich hoffe auf ein Fest für den Sport. Auf den Kontakt zu den anderen Sportlern und vor allem darauf, dass auch meine Familie vor Ort dabei sein kann."
Unterstützung durch Sportpsychologen
Ihre Familie - das ist für die im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach groß gewordene Sportsoldatin ein ganz wichtiger Teil ihres Lebens. "Dass ich diese Karriere als Leistungssportlerin machen konnte, hat viel mit meiner Familie zu tun. Meine Eltern haben mich wahnsinnig unterstützt, damit dieser Traum wahr werden konnte", sagt Funk.
Um optimal vorbereitet nach Paris zu reisen, hat Funk neue Wege beschritten: Sie arbeitet seit geraumer Zeit mit einem Sportpsychologen zusammen. "Ich bin davon überzeugt, dass ein Großteil der Wettkämpfe im Kopf entschieden wird", sagt sie. Psychologische Unterstützung sei da sehr hilfreich. "Ich hatte zuletzt beispielsweise beim Qualifikationswettbewerb vor und nach dem Rennen schlafose Nächte. Das ist wirklich belastend. Aber ich denke, dass ich durch die Arbeit mit dem Psychologen schon eine ganze Menge dazugelernt habe."
Vorfreude auf Kajak-Cross
Im Übrigen traut sich Funk auch in der neuen olympischen Disziplin Kajak-Cross den Sprung aufs Podium zu. "Es kann sehr, sehr viel passieren. In der Vergangenheit haben wir schon Medaillen geholt. Wir müssen uns von Runde zu Runde durchboxen, im Endeffekt ist alles drin", sagte die mehrmalige Weltmeisterin im ZDF-Morgenmagazin.
In Tokio 2021 holte Funk Gold
Kajak-Cross ist in Paris erstmals bei Olympischen Spielen dabei. Es treten je vier Boote im direkten Rennen gegeneinander an. Dabei müssen gleichzeitig Tore durchfahren und Stromschnellen überwunden werden. Zudem muss eine 360-Grad-Rolle mit dem Kopf durch das Wasser durchgeführt werden.
Funk: "Der ist echt richtig in die Hose gegangen"
Funk begeistert die 2015 eingeführte Disziplin mit "richtiger Action". Da müsse man "schon mal Ellbogen auspacken", sagte Funk, die im Training zuletzt ein Missgeschick erlebte. Beim Start, bei dem die Kanutinnen und Kanuten auf einer Rampe gleichzeitig aus rund zwei Metern herabgelassen werden, landete sie kopfüber im Wasser: "Der ist echt richtig in die Hose gegangen. Das muss ich ehrlich gesagt nicht nochmal haben."
Funk startet bei Olympia in Paris doppelt: Zunächst stehen für sie am Samstag (27.07., Vorlauf) und gegebenenfalls am Sonntag (28.08., Halbfinale und Finale) die Entscheidung im klassischen Kanuslalom im Kajak-Einer an. Die Cross-Wettbewerbe folgen ab dem 2. August. Ihr Wunsch für Olympia: "Ich wünsche mir, dass ich den sportlichen Traum, den ich in Tokio ja schon einmal erlebt habe, mit dem eigentlichen Olympia-Traum verbinden kann. Dass ich wirklich die Olympischen Spiele erleben kann, von denen ich geträumt habe."