Tischtennis bei Olympia Ovtcharov im Achtelfinale - Drama um Mittelham
Dimitrij Ovtcharov blieb cool und fieberte dem Stimmungsgipfel gegen Frankreichs Shootingstar entgegen, Nina Mittelham bezwang den Schmerz und schied dennoch aus. Die deutschen Tischtennis-Asse haben bei den Olympischen Spielen in Paris am Dienstag (30.07.2024) großes Kämpferherz und Stärke bewiesen - und wurden dafür doch nur teilweise belohnt.
Ovtcharov wahrte die Chance auf seine dritte olympische Einzelmedaille. Der 35-Jährige aus Fulda gewann sein Zweitrundenduell gegen den Brasilianer Vitor Ishiy mit 4:1 und zog ins Achtelfinale ein. Dort trifft Ovtcharov auf den französischen Shootingstar Felix Lebrun. Der 17-Jährige ist die Nummer fünf der Weltrangliste.
Nach großem Kampf: Mittelham mit Rückenproblemen raus
Das Achtelfinale der Frauen verpasste dagegen Nina Mittelham (Berlin) auf dramatische Weise. Die 27-Jährige verlor gegen die Nordkoreanerin Pyon Song Gyong 3:4. Dabei kämpfte sich die EM-Zweite mit Schmerzen durch ihr Match, fasste sich häufig an den unteren Rücken und wurde zwischen den Sätzen von Teamarzt Toni Kass behandelt. "Weil ich mich schlechter bewegen konnte, habe ich angefangen, Fehler zu machen", sagte Mittelham, die die letzte Deutsche im Einzelturnier der Frauen war. "Sie hat gekämpft, konnte aber nur mit angezogener Handbremse spielen", so Bundestrainerin Tamara Boros.
Um einen Bandscheiben-Vorfall auszuschließen, soll Mittelham in Paris genauer untersucht werden. Auch ein MRT ist geplant. Unklar ist, ob sie in der kommenden Woche wie geplant im Teamwettbewerb antreten kann. "Ich habe zum Glück noch eine Woche, bis es weitergeht. Mal schauen, wie ich mich bis dahin erhole und was mein Körper sagt", sagte Mittelham: "Ich hoffe schon, dass es klappt."
Ovtcharov vergibt fünf Matchbälle, siegt dann aber souverän
Ovtcharov war gegen Ishiy wie schon zum Auftakt gegen den Mexikaner Marcos Madrid (4:0) als Favorit ins Match gegangen. Dieser Rolle wurde er zumeist gerecht. Nach zwei souveränen Sätzen meisterte Ovtcharov die erste Druckphase Ishiys und sicherte sich den dritten Satz. Ovtcharov vergab im vierten Satz fünf Matchbälle und die Entscheidung, machte im Anschluss aber alles klar. "Er ist ein unangenehmer Spieler. Den Satz wegzugeben, tat weh. Er hat mit dem Rücken zur Wand und einem Bein im Aus sein bestes Tischtennis gespielt", sagte Ovtcharov: "Ich habe die Intensität hochgehalten. Am Ende war es ein solides Spiel und ein verdienter Sieg."
Ovtcharov: "Level jetzt noch mal ein ganz anderes"
Dem Duell mit Lebrun blickt Ovtcharov mit Vorfreude entgegen. "Jetzt wird das Level noch mal ein ganz anderes. Hochachtung vor der Entwicklung, die er genommen hat. Die Halle wird beben, wie ich das auch noch nicht erlebt habe. Ich freue mich auf diese Erfahrung", sagte er.
Letzter Deutscher in der Einzel-Konkurrenz
Ovtcharov hatte 2012 in London und 2021 in Tokio jeweils Bronze gewonnen, mit der Mannschaft holte er vier weitere Olympiamedaillen - je zweimal Silber und Bronze. Ovtcharov ist der letzte Deutsche in der Einzelkonkurrenz der Männer. Europameister Dang Qiu war am Montag in der zweiten Runde gegen Kirill Gerassimenko (Kasachstan) ausgeschieden.
Der Teamwettbewerb beginnt in der zweiten Hälfte der Sommerspiele. Dort wollen Ovtcharov, Qiu und Altmeister Timo Boll um eine Medaille spielen. Seit 2008 haben die deutschen Tischtennisspieler immer mindestens einmal auf dem Olympia-Podest gestanden. Die Serie soll halten.
China sichert sich erste Tischtennis-Medaille in Paris
Im Mixed-Doppel-Wettbewerb gewann China das erste Tischtennis-Gold bei den Sommerspielen in Paris. Das Finale entschieden die an Nummer eins gesetzten Chuqin Wang/Yingsha Sun aus China gegen das nordkoreanische Doppel Jong Sik Ri/Kum Yong Kim mit 4:2 für sich.
Im Spiel um Bronze siegte das südkoreanische Duo Jonghoon Lim/Yubin Shin 4:0 gegen Chun Ting Wong/Hoi Kem Doo aus Hongkong. Lim/Shin hatten im Achtelfinale gegen das deutsche Mixed-Doppel Dang Qiu/Nina Mittelham gewonnen.