Vielseitigkeit bei Olympia Michael Jung reitet zu drittem Olympia-Gold im Einzel
Der deutsche Reiter Michael Jung hat Gold in der Vielseitigkeit gewonnen. Im Schlossgarten von Versailles ritt er auf Chipmunk am Nachmittag ein fehlerfreies Springen und sicherte sich als erster Vielseitigkeitsreiter überhaupt seinen dritten Einzel-Olympiasieg.
Als Führender in der Gesamtwertung des Einzel-Wettbewerbs ging Jung am Montagnachmittag als letzter Reiter in den Parcours mit den insgesamt neun Hindernissen. Auf den Plätzen zwei und drei lauerten der Australier Christopher Burton auf "Shadow Man" und die Britin Laura Collet auf "London 52". Nach starken Vorstellungen in der Dressur und im Gelände war dennoch klar, dass ein fehlerfreier Ritt Jung seine dritte Goldmedaille im Einzel bescheren würde.
Entsprechend konzentriert bewältigte Jung auf seinem Pferd Chipmunk den ersten Steilsprung des Parcours. Es galt, dies auch auf den restlichen, jeweils 1,30 Meter hohen Hindernissen zu wiederholen - nicht zuletzt, weil die Konkurrenten um die Medaillen vor Jung allesamt fehlerfrei blieben. Aber genau dies taten Jung und Chipmunk im gut abgestimmten Duett anschließend auch.
Jung bleibt fehlerlos und ist "geflasht"
Souverän sowie ohne Abwurf und auch innerhalb der erlaubten 60 Sekunden beendete Jung seinen Ritt. Der Jubel über seine bereits dritte Goldmedaille im Einzel-Vielseitigkeitsreiten war - nicht zuletzt auf den gut gefüllten Rängen im Schlosspark - anschließend groß. Nicht zuletzt bei den anderen Anwesenheit der deutschen Olympia-Delegation deren Goldmedaillen-Konto Jung ganz nebenbei von einer auf nun zwei verdoppelte.
Der Hesse konnte das anschließend erst einmal kaum fassen, stand spürbar gerührt zum Interview am Mikrofon der Sportschau. "Es ist mehr als Freude. Ich habe wackelige Knie", sagte Jung, "und ich bin so dankbar meinem Pferd gegenüber." Warum führte der Olympiasieger ebenfalls aus: "Ich habe wieder nicht alles ideal erwischt und er hat mich beim letzten Sprung nochmal richtig gerettet."
Das Ergebnis war die Goldmedaille, Platz eins in der Gesamtwertung und auf der Anzeigetafel: "Ich habe dreimal auf die Tafel gucken müssen, um zu sehen, ob das wirklich stimmt", sagte Jung, "ich bin gerade ein bisschen geflasht. Das war eine gigantische Woche." Eine Woche, an deren Ende Jung nun als erster Vielseitigkeitsreiter überhaupt drei Einzel-Olympiasiege sein Eigen nennen kann.
Chipmunks Ausbilderin wird Elfte
Nicht ganz für eine Medaille, aber dennoch für ein sehr respektables Ergebnis reichte es am Ende für die zweite Deutsche Telinehmerin im Vielseitigkeitsfinale. Julia Krajewski, die einst Jungs Gold-Garanten Chipmunk ausgebildet hat, beendete den Wettbewerb auf Rang elf. Mit dem noch jungen "Nickel" ritt sie ein fehlerfreies Springen und verteidigte somit ihre Platzierung nur knapp außerhalb der Top Ten.
Briten springen zu Teamgold
Bereits früher am Montag hatte sich die britische Equipe, wie schon vor drei Jahren in Tokio, souverän das Team-Gold gesichert. Die deutsche Mannschaft musste dabei tatenlos zuschauen. Unter anderen Vorzeichen hätte der fehlerfreie Ritt von Christian Wahler Deutschland sicherlich mitten in das Medaillenrennen befördert. Allerdings war Wahler eben am Sonntag im Geländeritt gestürzt, sein starker Ritt somit überwiegend wertlos.
Wahler trat am Montag dennoch an, durfte den Parcour - allerdings ohne Wertung - reiten. Das deutsche Team kassierte für seinen Auftritt weitere 200 Strafpunkte, doch das war auch schon egal. "Wir sind gemeinsam als Team hergekommen und wollten es so zu Ende bringen", erklärte Wahler in der Sportschau.
Jung mit Abwurf im ersten Springen
Und so konnten sich auch Julia Krajewski und Michael Jung im Springen nur für die Einzelwertung am Nachmittag in Stellung bringen - mussten aber erst einmal dabei zuschauen, wie Großbritannien in Person von Rosalind Canter, Laura Collett und Tom McEwen zu Gold ritten. Silber ging an die viel umjubelte französische Equipe, Japan holte die Bronzemedaille.
Favorit Jung leistet sich auf Chipmunk zwar einen Abwurf, beendete das Springen dennoch als Führender in der Gesamtwertung und durfte sich so vor dem zweiten Durchgang weiter Hoffnung auf seinen dritten Einzel-Olympiasieg machen. "Jetzt müssen wir Chipmunk nachher noch einmal ganz konzentriert abreiten und im nächsten Parcours hoffentlich alles ideal treffen", sagte er. Gesagt, getan.