Olympische Spiele in Paris Italienerinnen mit Machtdemonstration erstmals zu Volleyball-Gold
Wie im Rausch lieferten die Italienerinnen in ihrem ersten olympischen Finale Volleyball vom anderen Stern ab. Die Amerikanerinnen waren mit 0:3 (25:18, 25:20, 25:17) völlig chancenlos.
Als das furiose Spektakel der Italienerinnen auf dem Parkett beendet war, da konnte auch Karch Kiraly nur noch anerkennend am Rand applaudieren. Der beste Volleyballer des 20. Jahrhunderts, inzwischen 63 Jahre alt, hätte seine US-Volleyballerinnen gerne zum zweiten olympischen Gold nach Tokio 2021 gecoacht. Doch sein Team war an Italienerinnen gescheitert, die im Finale Volleyball vom anderen Stern geboten hatten.
Wie im Rausch hatten sich die Italienerinnen in Paris durchs Turnier gespielt, gaben in fünf Spielen nur einen einzigen Satz ab - dabei waren sie bei Olympischen Spielen noch nie weiter als bis ins Viertelfinale gekommen. Doch dieses Team hat herausragende Spielerinnen in seinen Reihen. Allen voran Paola Ogechi Egonu - das Finale wurde ihre große Show.
Egonu und Antropva machten den Unterschied
Die 1,93 Meter große Angreiferin hämmerte die Bälle mit fast 100 Kilometern pro Stunde reihenweise ins Feld der Amerikanerinnen. 22 Punkte erzielte die 25-jährige Ausnahmespielerin im Alleingang. Gemeinsam mit Anna Danesi bildete sie zudem das beste Block-Duo des Turniers, die US-Spielerinnen verzweifelten wieder und wieder an ihnen.
Die italienische Angreiferin Paola Ogechi Egonu war die beste Spielerin des Finales.
Und dann war da noch Ekaterina Antropova, 2,02 Meter groß und die zweite Hauptangreiferin der Italienerinnen, auch gegen sie fanden die Amerikanerinnen keine Antwort. Sie taten das, was ihre Kernkompetenz ist - sie kämpften um jeden noch so aussichtslosen Ball. Und sie setzten durch ihre Starangreiferin Avery Skinner Nadelstiche und blieben mit ihren Flatteraufschlägen gefährlich. Doch in den ersten beiden Sätzen spielte die perfekt aufeinander abgestimmte italienische Mannschaft in einer anderen Liga.
Coach Kiraly kann nichts ausrichten
Es war Kiraly an der Seitenlinie anzumerken, dass es Momente im Spiel gab, in denen er sich am liebsten selber eingewechselt hätte. 1984 und 1988 hatte er im Volleyball Gold mit den USA gewonnen, 1996 dann nochmal Gold im Beachvolleyball. Und für die Legende dieses Sports war es schwer mitanzusehen, dass seine Mannschaft eben nicht über seine Ausnahmequalitäten verfügt.
US-Coach Karch Kiraly musste sich nach Tokio 2021 mit Silber begnügen.
Die Amerikanerinnen hatten im Turnierverlauf Schwächen gezeigt, bereits das erste Gruppenspiel gegen China ging verloren, insgesamt gaben die Olympiasiegerinnen sieben Sätzen ab. Und in diesem Finale stießen sie an ihre Grenzen, die ihnen die Italienerinnen mit ihrem cleveren Power-Volleyball aufzeigten.
Am Ende kamen sie mit 45 ihrer 95 Angriffe durch, die USA nur mit 35 von 107. Elf Mal war der italienische Block erfolgreich, der amerikanische kein Mal. Insgesmt hatten die Italienerinnen in den 81 Minuten Spielzeit 20 Punkte mehr als das US-Team erzielt. Es war ein Klassenunterschied und vollkommen verdient holten sie sich ihr erstes olympisches Gold.