"Schäme mich zutiefst" Dressur-Olympiasiegerin Dujardin mit sofortiger Wirkung suspendiert
Die dreimalige Dressur-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin wird wegen eines selbst eingeräumten "fehlerhaften Verhaltens" im Training nicht an den Sommerspielen in Paris teilnehmen. Der Weltverband FEI hat die Britin suspendiert. Die 39-Jährige galt als größte Konkurrentin der deutschen Gold-Hoffnung Jessica von Bredow-Werndl.
Zuvor war ein vier Jahre altes Video aufgetaucht, das ein unangemessenes Verhalten Dujardins zeigen soll. Offiziell wurden zunächst keine Details bekannt. Die britische Zeitung "The Guardian" berichtet jedoch, die 39-Jährige habe ein Pferd mehrfach geschlagen.
Anwalt: "Pferd mehr als 24 Mal in einer Minute geschlagen"
Sie beruft sich dabei auf die Schilderungen des Anwalts einer 19-Jährigen, die die Beschwerde gegen die Olympiasiegerin beim Weltverband eingereicht haben soll. Dujardin habe demnach eine lange Peitsche genommen und "das Pferd mehr als 24 Mal in einer Minute geschlagen. Es war wie ein Elefant im Zirkus."
Der Reitsport-Weltverband FEI suspendierte Dujardin am Dienstag (23.07.2024) mit sofortiger Wirkung. Ein Anwalt eines nicht namentlich genannten Klienten habe ein Video vorgelegt, "das Frau Dujardin bei einem Verhalten zeigt, das den Grundsätzen des Pferdewohls widerspricht", teilte die FEI mit. Das Filmmaterial stamme angeblich von einer Trainingseinheit in einem privaten Stall. Dujardin hat nach Angaben des Verbandes bestätigt, dass sie die im Video zu sehende Person ist. FEI-Präsidentin Ingmar De Vos äußerte sich "tief enttäuscht" über den Fall.
Dujardin: "Es gibt keine Entschuldigung"
Dujardin räumte in einer Erklärung ein, das Video zeige, "wie ich während einer Trainingseinheit einen Fehler gemacht habe". Was passiert sei, "war völlig untypisch und spiegelt nicht wider, wie ich meine Pferde trainiere oder meine Schüler trainiere, aber es gibt keine Entschuldigung", teilte Dujardin weiter mit. "Ich schäme mich zutiefst und hätte in diesem Moment ein besseres Beispiel geben sollen."
Sie sei "am Boden zerstört, dass ich alle im Stich gelassen habe. Ich werde während der Ermittlungen uneingeschränkt mit der FEI zusammenarbeiten und mich nicht weiter äußern, bis der Prozess abgeschlossen ist."
Deutscher Equipe-Chef: "Nicht gut für Dressursport"
Das deutsche Olympia-Team war von dem Fall überrascht worden. "Wir haben das zunächst aus den Medien erfahren, kennen das Video nicht", sagte Delegationsleiter Dennis Peiler am Mittwochmittag der Deutschen Presse-Agentur. "Aber solche Nachrichten sind immer schlecht für den Sport."
Die sportlichen Auswirkungen wollte Peiler nicht kommentieren. "Wir konzentrieren uns auf uns und schauen nicht auf die möglichen Ergebnisse anderer Teams", sagte der Sport-Geschäftsführer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. "Wir müssen unsere Leistung bringen."
Im Trainingslager des deutschen Teams gab es Diskussionen über den Fall. "Das ist nicht gut für den Dressursport", sagte Equipe-Chef Klaus Roeser. Die Mannschaft wolle sich derzeit nicht weiter zu dem Thema äußern.
Dujardin winkte ein Rekord
In Frankreich hätte Dujardin sowohl im Einzel als auch im Mannschaftswettbewerb an der Seite von Carl Hester und Weltmeisterin Lottie Fry antreten sollen. Sie wird voraussichtlich im Team durch Becky Moody ersetzt. Dujardin gewann auf Valegro in London 2012 Einzel- und Mannschaftsgold, in Rio 2016 verteidigte das Paar den Einzeltitel und gewann Silber im Teamwettbewerb.
Dujardin hätte in Paris Großbritanniens erfolgreichste Olympiateilnehmerin werden können und mit einem Medaillengewinn die frühere Radrennfahrerin Laura Kenny hinter sich gelassen. Beide haben bei Sommerspielen sechsmal Edelmetall geholt.