Boxen bei Olympia Klötzer und Schachidov scheitern in Runde eins
Die Olympischen Spiele sind für die deutschen Boxer Maxi Klötzer und Magomed Schachidov schon wieder vorbei. Während Halbfliegengewichtlerin Klötzer in ihrem Auftaktkampf am Sonntag (28.07.2024) der zweimaligen Weltmeisterin Zareen Nikhat unterlag, verlor Halbmittelgewichtler Magomed Schachidov bei seiner unverhofften Olympia-Premiere gegen Tiago Muxanga.
Klötzer war in Paris als einzige deutsche Boxerin am Start und hatte sich im Vorfeld Großes erhofft. Recht offensiv hat sie von einer Medaille gesprochen, sogar Gold war für sie keine Tabu. Die Auslosung allerdings meinte es nicht gut mit ihr. Nikhat, die 2022 im Fliegengewicht und ein Jahr später im Halbfliegengewicht den WM-Titel holte, erwies sich als zu stark.
In der ersten Enttäuschung über die frühe Niederlage ließ die 23-Jährige auch eine Fortsetzung ihrer Karriere offen: "Ich habe mein Leben wirklich nur zu diesem Jahr geplant. Ich werde jetzt die nächsten zwei Monate Abstand vom Boxen nehmen und überlegen, wie ich weitermache."
Verwarnungen für Klötzer und Nikhat
Die Boxerin aus Chemnitz begann das Gefecht in der niedrigsten der olympischen Gewichtsklassen forsch und versuchte, den Kampf aus der Mitte des Rings zu bestimmen. Die fünf Zentimeter größere Inderin ging bereits in der ersten der auf jeweils drei Minuten angesetzten Runden mehrfach in den Infight und versuchte, Schläge aus der Umklammerung anzubringen. Klötzer aber wirkte aktiver und lag bei drei der fünf Punktrichter nach der Eröffnungsrunde vorne.
Jedoch verlor sie in der zweiten der drei Runden etwas ihre Linie, baute immer wieder wilde Schwinger ein und kassierte zu allem Überfluss noch eine Verwarnung wegen eines Schlages auf den Hinterkopf. Dieser Punktabzug hätte schon vorentscheidend sein können, aber auch Nikhat wurde wegen Klammerns verwarnt.
Kaum noch klare Aktionen in der Schlussrunde
Dennoch lag Klötzer nun im Hintertreffen, da alle Punktrichter die Inderin vorne hatten. "Ich war überrascht, dass ich die Runde nicht habe", gab sie später zu. Klötzer musste die Offensive suchen, ihre Schläge aber wirkten zu unkontrolliert und erreichten nur selten ihr Ziel. Nikhat ging weiter in den Clinch und gab ihrer Gegnerin so kaum Möglichkeiten für kontrollierte Angriffe. "Die dritte Runde war nur Gerangel, da sind keine richtigen Treffer gefallen."
Klötzer musste sich schließlich einstimmig mit 0:5 (26:29, 27:28, 26:29, 27:28, 27:28) geschlagen geben, da alle Punktrichter Nikhat die letzte Runde gaben. Entsprechend enttäuscht verließ sie schnell den Ring in der Nord Paris Arena.
Schachidov kann unverhoffte Olympia-Premiere nicht nutzen
Nach Klötzer musste auch Magomed Schachidov die Segel streichen. Der 29-jährige Halbmittelgewichtler vom TSV 1860 München unterlag Tiago Muxanga aus Mosambik nach Punkten mit 1:4 (27:30, 28:29, 27:30, 28:29, 29:28).
Schachidov war erst am Donnerstag auf den letzten Drücker nachgerückt. Bei der Europaqualifikation war der 29-jährige gebürtige Tschetschene zunächst an Tuğrulhan Erdemir gescheitert. Der Türke wurde im Nachhinein aber wegen eines Dopingvergehens disqualifiziert, weshalb Schachidov doch noch unverhofft zu Olympia-Ehren kam.
Kampf auf Augenhöhe
Und die Chancen auf die nächste Runde standen für dem EM-Dritten von 2022 gar nicht schlecht. Gegen Muxanga ging er – zumindest von der Papierform her – auf Augenhöhe in den Kampf.
In der ersten Runde dominierte Schachidov das Duell zwar größtenteils von der Ringmitte, verpasste es aber, entscheidende Treffer zu landen. Muxanga konterte dagegen immer wieder mit Aufwärtshaken und bot wenig Angriffsfläche. Auch die Punktrichter sahen den Vize-Afrikameister 2023 knapp vorne.
Muxanga landet die entscheidenden Treffer
Schachidov musste deutlich energischer in die zweite Runde gehen, hatte aber weiter Probleme, kontrollierte Angriffe abzusetzen. Ganz anders Muxanga, der erneut einen Aufwärtshaken im Ziel versenkte. Allerdings schaffte es Schachidov, den Kampf nach Punkten offen zu halten.
Entsprechend gingen beide Boxer in der letzten und dritten Runde voll in die Offensive. Die Abwehr wurde teils komplett vernachlässigt, immer wieder wurden wilde Schläge eingebaut. Schachidov gelang es allerdings nicht, seinen Gegner entscheidend aus der Reserve zu locken. Vier der fünf Punktrichter sahen Muxanga auch in der letzten Runde vorne.
Tiafack steigt am Montag ein
Die deutschen Hoffnungen ruhen nun komplett auf Nelvie Tiafack, der am Montag als dritter BDV-Akteur an der Reihe ist. Der 25-Jährige gilt als große Boxhoffnung und trifft im Superschwergewicht (+91kg) im Achtelfinale auf den Aserbaidschaner Mahammad Abdullayev, gegen den er bereits einmal gewinnen konnte, aber auch schon eine Niederlage einstecken musste.
2022 wurde Tiafack Europameister. Nun will er auch bei Olympia ganz oben auf dem Podest stehen. Entsprechend offensiv hatte er seine Pläne für die Spiele kommuniziert: "Ich fahre ganz sicher nicht nur nach Paris, um dort Fähnchen zu schwenken. Ich fahr' da hin, um abzuräumen." Bei einem Sieg gegen Abdullayev würde Tiafack schon am Freitag im Viertelfinale um Edelmetall kämpfen, da die Verlierer der Halbfinals jeweils Bronze erhalten.
Auch Ahmadisafas Olympiatraum schon vorbei
Im ersten Kampf des Tages stand auch der nach Deutschland geflüchtete iranische Fliegengewichtler Omid Ahmadisafa im Ring. Der 31-Jährige, der in Paris von deutschen Bundestrainer Ralf Dicket betreut wird und unter der Flagge des Geflüchteten-Teams startet, hatte die Qualifikation für die Spiele in Tokio unter seiner Meinung nach skandalösen Umständen verpasst und erfüllte sich mit der jetzigen Teilnahme bereits einen persönlichen Traum.
Dieser war jedoch nach drei Runden vorbei. Ahmadisafa agierte gegen Roscoe Hill zwar offensiv, landete gegen den agilen US-Amerikaner allerdings nur wenige Treffer. Der Favorit nutze seine Reichweitenvorteile und konterte die teils wilden Angriffe Ahmadisafas geschickt aus. Hill setzte sich schließlich mit 5:0-Punktrichterstimmen durch.