Basketball Kultur und Bässe: US-Team als Gradmesser für Basketballer
Hitze, Kultur, Härtetests: Deutschlands Basketballer spulen in Abu Dhabi ein abwechslungsreiches Programm ab. Team USA nehmen Schröder und Co. nicht als Drohkulisse wahr.
Dennis Schröder legte sein Handy und die Boombox aufs Parkett, dann beschallte er die ganze Halle. Mit maximaler Gelassenheit und bester Laune starten die deutschen Basketballer in das finale Wochenende der WM-Vorbereitung, wo in Abu Dhabi neben 43 Grad Außentemperatur auch sportlich harte Prüfungen warten: erst Mitfavorit Griechenland, dann Olympiasieger USA.
Schröder ist eine Woche vor WM-Beginn in Japan keinerlei Nervosität anzumerken. Nach dutzenden verwandelten Freiwürfen in Serie erfüllte der Kapitän am Freitag noch Selfie-Wünsche, dann ging es in Badeschlappen vorbei an den Palmen und durch die drückende Hitze zum Bus.
Wagner: "Wir sind an einem sehr guten Punkt mental"
Auch die Wagner-Brüder Franz und Moritz wirkten gelöst und scherzten beim Verlassen der Trainingshalle der New York University lautstark miteinander. "Ich glaube, wir sind an einem sehr guten Punkt mental", sagte Moritz Wagner der Deutschen Presse-Agentur. Bevor es in der hochmodernen Etihad Arena am Samstag gegen Griechenland und am Sonntag gegen die USA (jeweils 18.00 Uhr/Magentasport) geht, stand am Freitag ein Besuch der bekannten Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi auf der Tagesordnung. Die Teilnahme war freiwillig, wie Bundestrainer Gordon Herbert wissen ließ.
Er selbst musste nicht lange überlegen. "Für mich ist das interessant, denn ich war noch nie in einer Moschee. Das ist mal etwas Anderes für uns alle, eine ganz andere Erfahrung", kommentierte Herbert, der das Team am Vormittag in einer langen Einheit auf das erste Duell mit den USA seit 2008 vorbereitet hatte. Das 57:106 von Peking war eine schlimme Schlappe, ist aber längst verjährt. "Wir blicken dem mit viel Vorfreude entgegen. Auch wenn viele Stars fehlen, es sind immer noch All Stars da drüben und teilweise Leute, die über 25 Punkte im Schnitt in der NBA machen. Für mich ist das eine tolle Erfahrung", sagte Center Daniel Theis.
Einer, der 2008 in Peking dabei war, ist Dirk Nowitzki. Nowitzki hat einige starke US-Teams erlebt, häufig mit Stars wie Kobe Bryant, LeBron James oder Dwyane Wade. Diesmal wirkt die Auswahl von Steve Kerr angesichts vieler Absagen durchaus verwundbar. "Ich glaube nicht, dass die Mannschaft total unschlagbar ist", sagte Nowitzki. Franz Wagner, einer der möglichen Nachfolger im Nationaltrikot, sieht das ähnlich: "Die Jungs sind schon gut, ne? Schlagbar ist aber jeder. Es macht keinen Sinn, da mit Kopf runter reinzugehen."
USA gehen als Favoriten in die Weltmeisterschaft
Paolo Banchero, Anthony Edwards oder Tyrese Haliburton mögen abseits von Basketball-Fans noch nicht die große Bekanntheit haben, verfügen aber über großes Potenzial. Die USA gehen allen Ausfällen zum Trotz als Favorit in die WM (ab 25. August) - und auch in das Mini-Turnier von Abu Dhabi, das sie selbst veranstalten. "Fiba ist mehr ein Sprint, du bist nur sechs Wochen zusammen. Die NBA-Saison ist ein Marathon. Es geht hier darum, schnell ein Team zu formen und voneinander zu lernen", sagte US-Chefcoach Kerr. Hier könnte die Chance der US-Gegner liegen. Denn in puncto Talent und Athletik ist dem mit NBA-Profis gespickten Team kaum beizukommen, Absagen hin oder her.
Die Zeiten, in denen die USA die Entwicklungen der Konkurrenz und in Europa ignorieren können, sind längst vorbei. So äußerte sich Coach Kerr erst jüngst auffallend lobend über Deutschlands Kapitän Schröder: "Ich habe großen Respekt vor Dennis. Er wird ein großer Faktor sein, wenn wir gegen Deutschland spielen."
Kerrs Golden State Warriors hatten im Frühjahr eine Playoff-Serie der NBA gegen Schröder und dessen Los Angeles Lakers verloren. Schröder selbst wollte das bevorstehende erste Duell mit den USA seit 15 Jahren nicht zu hoch hängen. "Es sind Testspiele. Es ist uns egal, gegen welche Gegner wir spielen, weil wir uns auf unsere Mannschaft konzentrieren müssen", sagte Schröder.