Red Bulls Max Verstappen

Titelrennen in der Formel 1 Verstappen zeigt Nerven

Stand: 28.10.2024 12:09 Uhr

Max Verstappen büßt beim Grand Prix in Mexiko weiteren Vorsprung auf seinen Rivalen Lando Norris ein. Mit seinem harten Fahrstil schwächt sich der Niederländer im Rennen um den Formel-1-Titel zunehmend selbst.

Am Montagmorgen nach dem Mexiko-Grand-Prix war in den internationalen Pressestimmen zur Formel 1 viel von "Eskalation" die Rede, nachdem Max Verstappen, der WM-Führende, und sein Herausforderer Lando Norris zum zweiten Mal binnen einer Woche auf der Strecke aneinandergeraten waren.

Beim Texas-Grand-Prix bekam Norris eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er im direkten Duell gegen Verstappen beim Überholversuch in der Kurve regelwidrig die Strecke verließ. Verstappen konterte hart und kam dabei ebenfalls von der Fahrbahn ab - dies wiederum hatten die Rennkommissare ungeahndet gelassen und auch den Einspruch des McLaren-Teams abgelehnt.

Verstappen gegen Norris - nächstes Duell in Mexiko

In Mexiko-Stadt kamen sich die beiden Titelrivalen erneut gefährlich nahe: In der zehnten Runde drängte Verstappen den WM-Zweiten erst in Kurve vier von der Strecke, in Kurve acht touchierten sich die Rivalen erneut und rollten über die Auslaufzone zurück auf den Kurs. Der Weltmeister kassierte dafür eine doppelte Zeitstrafe von insgesamt 20 Sekunden, die er beim ersten Boxenstopp absaß.

Red Bulls Max Verstappen und McLarens Lando Norris im Zweikampf beim Mexiko Grand Prix

Red Bulls Max Verstappen und McLarens Lando Norris im Zweikampf beim Mexiko Grand Prix

"Dieser Typ ist gefährlich", funkte Norris nach dem Beinahe-Crash in die Box. Er respektiere Verstappen als Fahrer, sagte der Brite im Anschluss, betonte aber: "Meiner Meinung nach ist es kein sauberes Fahren. Ich hatte das Gefühl, ich müsste mich komplett darauf konzentrieren, eine Kollision zu vermeiden. Das ist nicht die Art und Weise, wie man ein Rennen fahren möchte."

Verstappen rettete nach seiner Strafe und einer wilden Aufholjagd am Ende immerhin noch Platz sechs. Sein Vorsprung auf Norris, der hinter Ferrari-Sieger Carlos Sainz Zweiter wurde, ist nun aber weiter geschrumpft: auf nur noch 47 Punkte. Vier Rennen sind es noch bis zum Saisonende, bei denen 120 Punkte zu vergeben sind.

Dies bedeutet, dass Norris den WM-Führenden pro Rennen im Schnitt um zwölf Punkte deklassieren müsste, um sich am Ende den Titel zu sichern. Nach dem "chaotischen, bitteren und potenziell gefährlichen Grand Prix von Mexiko-Stadt" (Daily Mail) muss man aber wohl mit allem rechnen - auch dass Verstappen sich durch seine Fahrweise weitere Strafen einhandelt und sich selbst schwächt.

Auch der seriöse "Guardian" gab allein Verstappen und dessen Renntaktik die Schuld dafür, dass er weiteren Vorsprung auf seinen Rivalen einbüßte. "Der Punkteunterschied hätte minimiert werden können, wenn Verstappen nicht darauf bestanden hätte, sowohl in der Verteidigung als auch im Angriff völlig unnachgiebig zu sein."

"Lex Verstappen"? Neues Regelwerk zum Katar-Grand-Prix angeküngt

Das Rennen in Mexiko-Stadt diente durchaus als Beleg dafür, dass Verstappen im Duell mit Norris "die Nerven verliert", wie die Schweizer Zeitung "Blick" schrieb. Dabei hätte der Niederländer gewarnt sein können: Beim Fahrerbriefing der FIA vor dem Rennen in Mexiko soll es auch um Verstappens umstrittenes Abwehrmanöver gegen Norris in Austin gegangen sein - und um Forderungen aus dem Fahrerlager, gegen den zunehmend grenzüberschreitenden Fahrstil des Niederländers vorzugehen.

Die Rennkommissare kündigten bereits an, das durchaus interpretierbare Reglement für Überholmanöver in der Kurve anzupassen. Bis zum Katar-Grand-Prix Ende November sollen die "Driving Standards Guidelines" angepasst werden. Die "extrem harte Strafe" (Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko) gegen Verstappen in Mexiko-Stadt wirkte da in der Tat wie ein erstes, deutliches Signal in Richtung des Weltmeisters.

Verstappen von den Formel-1-Offiziellen verfolgt

Verstappen, der sich ohnehin seit Wochen von den Formel-1-Offiziellen verfolgt fühlt, wollte nach dem nächsten verkorsten Rennen nicht über den Eingriff der Rennkommissare sprechen. Das größte Problem, so Verstappen, und die größte Sorge insgesamt sei die fehlende Rennpace. "Auch ohne die Strafe hätten wir überhaupt keine Chance gehabt, um den Sieg zu kämpfen", sagte Verstappen und verteidigte damit auch seine rücksichtsloser werdenden Manöver im Titelrennen: "Wenn man langsamer ist, kommt man in diese Situationen. Dies müssen wir analysieren, aber ich gebe nicht auf."

Ferrari in der Fahrerwertung 25 Punkte vor Red Bull

Weitere Angriffe sind also vorprogrammiert, wenn Red Bull nicht auch noch den Fahrertitel verspielen möchte. Die Konstrukteurs-WM scheint bereits gelaufen: Mit dem erneuten Ferrari-Sieg für Sainz in Mexiko und Platz drei für Scuderia-Kollege Charles Leclerc liegt Ferrari in der Fahrerwertung auf Platz zwei, mit 25 Punkten Vorsprung auf Red Bull.

Womöglich wird Red Bull schon zum kommenden Wochenende in Brasilien nochmals einen Motorwechsel vornehmen, wie Motorsport-Berater Marko durchblicken ließ. Die Folge wäre laut Reglement eine automatische Rückversetzung von fünf Startplätzen. Dies, so Marko, sei aber "weniger gravierend als ein Motor, der noch langsamer wird". Auf das Fahrerfeld könnte also die nächste, wilde Aufholjagd von Max Verstappen zurollen.