Formel 1 in Melbourne Verstappen gewinnt Chaos-Rennen, Haas-Protest abgewiesen
Dreimal die rote Flagge, die Zieldurchfahrt hinter dem Safety Car: Formel-1-Weltmeister Max Verstappen hat am Sonntag (02.04.2023) erstmals in Melbourne gewonnen und seinen Australien-Fluch in einem denkwürdigen und am Ende hochumstrittenen Rennen gestoppt. Ein anschließender Protest des Teams Haas wurde abgewiesen.
Verstappen ließ sich beim Großen Preis in Melbourne auch von historischen drei Rennunterbrechungen nicht beirren und steuert in seinem überlegenen Red Bull früh in der Saison auf den dritten WM-Titel nacheinander zu.
Die externe Konkurrenz scheint dem dominierenden Red-Bull-Team nicht mal in turbulenten Phasen wirklich Paroli bieten zu können, wie das Chaos-Rennen am Sonntag belegte. Der erste Sieg des 25-Jährigen in "Down Under" wird aber vor allem wegen der chaotischen Umstände gegen Rennende in Erinnerung bleiben.
Haas legt erfolglos Protest gegen Wertung ein
Das Team Haas um den deutschen Fahrer Nico Hülkenberg legte im Anschluss Protest gegen die Wertung des Rennens ein. Dies geht aus einem Dokument des Motorsport-Weltverbandes FIA hervor, der Protest wurde aber abgewiesen.
Hülkenberg hatte vor der letzten Rennunterbrechung durch die dritte rote Flagge auf Position vier gelegen. Nach einer chaotischen letzten Runde nach einem Restart mit mehreren Unfällen hatte die Rennleitung aber entschieden, den Grand Prix mit dem Stand vor der letzten Roten Flagge zu werten. Nach dieser Wertung wurde Hülkenberg nur Siebter. Im dritten Rennen des Jahres sicherte sich der Routinier aus Emmerich aber in jedem Fall die ersten WM-Punkte, er profitierte dabei noch von einer Strafe gegen Ferrari-Pilot Carlos Sainz.
Hamilton und Alonso auf den Plätzen zwei und drei
Rekordchampion Lewis Hamilton kam hinter Sieger Verstappen im Mercedes auf den zweiten Platz, Fernando Alonso wurde im Aston Martin Dritter. Damit schaffen es insgesamt elf WM-Titel aufs Podest (Hamilton sieben, Verstappen und Alonso jeweils zwei). Im Klassement baute Verstappen durch seine Siegpremiere in Melbourne und den 37. Grand-Prix-Erfolg seiner Karriere die WM-Führung wieder aus.
Erneutes Debakel für Ferrari - Leclerc ausgeschieden
Ein Debakel erlebte hingegen Ferrari. Vorjahressieger Charles Leclerc wurde in der ersten Runde von Aston-Martin-Pilot Lance Stroll abgeräumt und schied aus. "Das ist der schlechtestmögliche Start in die Saison", kommentierte der Monegasse, der gerade einmal sechs Punkte auf dem Konto hat. Sein Teamkollege Sainz verlor im Trubel der Schlussphase wegen einer Zeitstrafe den vierten Rang und wurde Zwölfter, die Scuderia wartet damit weiter auf den ersten Podestplatz des Jahres.
Alonso nach Chaos: "So etwas noch nie erlebt"
"Ein Sieg hier ist toll, ich musste ja lange darauf warten", sagte Verstappen, der dennoch kritisch auf die Regelauslegung der Rennleitung blickte: "Diese roten Flaggen habe ich nicht wirklich verstanden, das war alles ein bisschen chaotisch."
"So etwas habe ich wahrscheinlich noch nie erlebt", sagte auch Routinier Alonso über den chaotischen Schluss: "Das war eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Es war schwierig zu verstehen, was in der letzten halben Stunde passiert ist."
Restart eine Runde vor Schluss
Eine Runde vor Schluss hatte es zuvor einen Restart gegeben, der wütende Fahrer, rätselnde Fans und Schrott in Millionenhöhe auf der Strecke hinterließ. Gleich mehrere Autos flogen im turbulenten Finale von der Strecke, sodass erneut unterbrochen wurde. Schließlich entschied die Rennleitung unter dem deutschen Hauptverantwortlichen Nils Wittich, dass der Grand Prix hinter dem Safety Car beendet werden sollte. Für das Ergebnis wurde die Aufstellung beim letzten Restart genutzt, nur die ausgeschiedenen Fahrer wurden herausgenommen.
Verstappen wurde auf der Pole Position am Start von den starken Mercedes-Fahrern düpiert. Erst zog George Russell von Platz zwei vorbei, dann kam auch noch der Qualifikations-Dritte Hamilton und überholte. Weil Vorjahressieger Leclerc im Ferrari nach einer Berührung mit Lance Strolls Aston Martin ins Kiesbett abflog und liegenblieb, fuhr früh das Safety-Car auf die Strecke. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, behielten die in diesem Jahr wieder schwarz lackierten Silberpfeile zunächst die Führung vor Verstappen.
Verstappens erstmals "Down Under" von der Pole
Erstmals in seiner Karriere war der zweimalige Champion in Australien von ganz vorne gestartet. 2015 hatte Verstappen auf dem Kurs im Albert Park sein Formel-1-Debüt gegeben und war mit nur 17 Jahren der jüngste Fahrer in der Rennserie. In den folgenden Jahren reichte es nie zu einem Sieg, gerade einmal hatte er es 2019 als Dritter auf das Podium geschafft. Nun war es soweit.
Der dritte Grand Prix der Saison blieb aber erstmal hektisch. Alexander Albon krachte mit seinem Williams nach einem Fahrfehler in die Streckenbegrenzung, der Wagen musste mit einem Kran geborgen werden. Zum zweiten Mal kam das Safety Car auf die Strecke. Bei dem Unfall wurde die Piste aber auch derart verschmutzt, dass der Grand Prix mit einer roten Flagge unterbrochen werden musste. Alle Fahrer kamen während der gut 15-minütigen Reinigungsarbeiten zurück an die Box.
Verstappen dominiert Rennen in Melbourne
Und das war bitter für Spitzenreiter Russell: Vor der Zwangspause war der Brite zum Reifenwechsel an die Box gefahren und so zurückgefallen, Routinier Hamilton übernahm die Spitze. Beim stehenden Neustart kam Verstappen nicht am Rekordchampion vorbei, von hinten machte Alonso Druck. Das war's dann aber auch mit der Spannung: In Runde zwölf überholte Verstappen Hamilton spielerisch und zog in einer halben Runde problemlos zwei Sekunden davon.
Max Verstappen in Führung liegend
Verstappens Red Bull zeigte sich in der Folge derart stark, dass die Konkurrenz verzweifeln konnte. Der Rest des Feldes war chancenlos, eine Doppelführung verhinderte einzig, dass Sergio Perez am Samstag das Qualifying verkorkst hatte. Der Mexikaner musste vom Ende des Feldes starten, nachdem der 33-Jährige vor zwei Wochen in Saudi-Arabien gewonnen hatte. Überholen ist auf dem schnellen Kurs in Melbourne schwierig, entsprechend mühsam war der Weg nach ganz vorne.
Russell früh raus
Für Russell wurde es derweil noch schlimmer: In der 18. von 58 Runden schied er aus, nachdem sein Motor in Flammen aufgegangen war. Während das Heck des Wagens brannte, stieg der 25-Jährige frustriert aus. Der bereits dritte Ausfall half auch Hülkenberg: Der 35-Jährige lag zur Mitte des Rennens auf Position sieben und konnte sich in diesem Bereich behaupten. In Bahrain und Dschidda hatte es nur zu den Plätzen 15 und 12 gereicht.
George Russell liegt nach dem Rennstart vorne.
An der Spitze kontrollierte Verstappen das Tempo und hielt das Feld auf Abstand. In Saudi-Arabien musste er sich nach Problemen in der Qualifikation noch von Platz 15 nach vorne kämpfen und wurde dank einer starker Aufholjagd Zweiter, nun erlebte er vorrangig im zweiten Teil des Rennens einen entspannten Nachmittag. Hamilton hatte keine Chance aufzuschließen und musste sich gegen den 41 Jahre alten Alonso verteidigen, der es bei seinem neuen Team zum dritten Mal nacheinander auf das Podium schaffte.
Kurz vor Schluss leistete sich der Däne Kevin Magnussen im Haas einen Unfall, bei dem er in der 55. Runde einen Reifen verlor. Erneut musste wegen der Aufräumarbeiten unterbrochen werden - und es kam bei nur noch einer zu fahrenden Runde zu einem weiteren stehenden Start. Dieser verlief völlig chaotisch und hatte mehrere Unfälle zur Folge.