Wichtigster Automarkt der Welt Formel 1 in China zwischen Sport und Werbung
Nach fünf Jahren Abstinenz kehrt die Formel 1 nach China zurück - außer dem Grand Prix steht auch das erste Sprintrennen an. Neben dem Sport geht es eindeutig auch um Werbung im größten Automarkt der Welt.
Als die Formel 1 im Jahr 2019 zum bisher letzten Mal auf dem Shanghai International Circuit antrat, fuhr Sebastian Vettel für die Scuderia Ferrari auf Platz drei, Max Verstappen wurde Vierter und war noch ein ganzes Stück entfernt von seinem ersten WM-Titel - inzwischen hat er drei eingefahren. Ab 2020 machte die Königsklasse des Motorsports wegen der Corona-Pandemie und der strengen Null-Covid-Strategie der chinesischen Politik gezwungenermaßen einen Bogen um den Markt, der für Autohersteller der größte der Welt ist.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff versucht erst gar nicht, um das Hauptthema beim Comeback der Formel 1 an diesem Wochenende im Land mit rund 1,4 Milliarden Menschen herzumzureden und schöne Landschaften oder freundliche Menschen zu preisen. China sei "ein Schlüsselmarkt", der Grand Prix im Reich der Mitte für die "globale Präsenz des Sports von entscheidender Bedeutung."
Laut Wolff hat die Formel 1 seit 2019 eine bemerkenswerte Wachstumsphase durchlaufen: "Wir sind in neue Märkte expandiert, haben unser Publikum weiter ausgebaut und eine neue Generation von Fans angezogen. Dieses Wachstum hat sich in China fortgesetzt, und die Rückkehr des Großen Preises von China wird dazu beitragen, diesen Fortschritt anzukurbeln."
Die jüngsten Ferrari-Käufer der Welt
Auch für die deutschen Hersteller Volkswagen (inklusive der Töchter Audi und Porsche), BMW und Mercedes-Benz ist China der wichtigste Einzelmarkt. Ganz speziell ist der Auftritt am Wochenende aber auch für eine Marke wie Ferrari. "Im Vergleich zum Rest der Welt haben wir hier zweifellos die jüngsten Kunden", erklärte ein Ferrari-Manager in einem Beitrag unter dem Titel "China - ein ganz besonderer Markt" unlängst und verriet: "Das Durchschnittsalter der Ferrari-Käufer in China liegt bei fünfunddreißig Jahren."
Dass die Kaufinteressenten am Samstag und Sonntag mit Siegen der Ferrari-Piloten Chales Leclerc und Carlos Sainz weitere Kaufargumente erhalten, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich. Zwar hat Max Verstappen bisher drei der vier Saisonrennen für sich entschieden. Doch in Australien siegte Sainz und in der Fahrerwertung folgen die beiden Scuderia-Fahrer direkt hinter den beiden Red-Bull-Piloten.
Russell und Hamilton weit hinterher
Ganz großen Nachholbedarf haben die Mercedes-Fahrer: George Russell liegt aktuall auf Rang sieben, Lewis Hamilton sogar nur auf Platz zehn.
Traditionell liegt Hamilton der Kurs in Shanghai aber sehr: Er ist der Rekordsieger unter den aktiven Fahrern in China. Der siebenmalige Weltmeister siegte in Shanghai sechsmal, auch zuletzt 2019 - beim damals 1000. Rennen in der Geschichte der Formel 1.
Zweifel an der Qualität der Strecke
Ob die Strecke eher die Mercedes-Boliden oder wie zuletzt Red Bull und Ferrari begünstigt, ist schwer vorherzusagen. "Es ist wie eine neue Strecke", betont Simone Berra, Formel-1-Chefingenieur von Reifenlieferant Pirelli, obwohl es den Kurs eigentlich schon seit 2004 gibt: "Die Strecke wurde fünf Jahre lang nicht benutzt. Wir haben neue Autos und neue Reifen." Dazu kommen Gerüchte, dass es um den Asphalt nicht zum Besten bestellt sein soll, die Wahrheit wird sich ab dem ersten Training am Freitag um 5.30 Uhr (19.04.2024, wie alle Sessions am Wochenende im Live-Ticker bei sportschau.de) sowie beim Sprint-Rennen (Samstag ab 5 Uhr) und beim Grand Prix (Sonntag ab 9 Uhr) erweisen.
Neues Sprint-Layout in Shanghai
Der Sprint am Samstag ist der erste von sechs Sprintrennen in diesem Jahr, die Formel 1 hat das Format etwas verändert. Wie gehabt gibt es am Freitag lediglich ein freies Training, dann folgt künftig der "Sprint Shootout", in dem die Startreihenfolge für das Kurzrennen am Samstag festgelegt wird. Nach dem Sprint geht es dann erst ins Qualifying (bislang freitags) für den Grand Prix am Sonntag.
Ebenfalls neu: Nach dem Sprint dürfen die Teams Umbauarbeiten an den Rennwagen durchführen, so lassen sich Fehler bei der Fahrzeugabstimmung noch reparieren. Für den Sieg im Sprint gibt es weiter acht WM-Punkte, der Achte erhält wie gehabt einen Zähler.
Der "Shanghai Tiger" lahmt ein wenig
Ganz besonders auf zumindest einen der am Wochenende zu vergebenden Punkt hofft Guanyu Zhou. Seit 2022 ist der 24-Jährige aus Shanghai Stammpilot in der Formel 1. Chinesische Staatsmedien feierten schon zu Jahresbeginn den Heimauftritt ihres Landsmannes. "Chinas F1-Fahrer Zhou freut sich auf einen Durchbruch in der neuen Saison", hatte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am 11. Januar getitelt.
Sportlich lahmt der "Shanghai Tiger", wie er sich selbst nennt. allerdings bei Kick Sauber in diesem Jahr noch etwas: Bei den gesammelten Punkten steht bei ihm bislang die Null.