Großer Preis von Ungarn Formel 1: Ricciardo-Rückkehr als Warnung an Perez?
Daniel Ricciardo ist zurück in der Formel 1. Schon beim Rennen in Budapest soll der Australier bessere Ergebnisse für AlphaTauri liefern als sein Vorgänger. Die spannende Frage ist: Was passiert in der Zukunft?
Wenn Sergio Perez in den Rückspiegel seines Red Bulls schaut, sollte er eigentlich niemanden sehen. Der Red Bull ist in dieser Saison so stark, dass kein Team ernsthaft mithalten kann. Wie das geht, stellt Teamkollege Max Verstappen Woche für Woche unter Beweis. Neun Siege hat der Niederländer bereits auf seinem Konto - sieben in Folge seit Anfang Mai.
Das letzte Rennen vor dieser eindrucksvollen Serie ging ausgerechnet an Sergio Perez - Ende April in Baku. Zu jenem Zeitpunkt wurde offen über eine mögliche Chance gesprochen, dass der Mexikaner Verstappen den WM-Titel streitig machen könnte.
Ricciardo jetzt im AlphaTauri
Der seit Wochen unter Druck stehende Perez bekommt es nun mit einer weiteren Komponente zu tun, die seinen Job nicht leichter machen sollte. Denn in seinem Rückspiegel taucht ab dem Großen Preis von Ungarn am Sonntag (23.07.23) auch noch ein alter Bekannter auf: Daniel Ricciardo. Der übernimmt das Cockpit von Nyck de Vries beim Red-Bull-Schwesterteam AlphaTauri und könnte zur ernsthaften Bedrohung für Perez werden.
Weniger sportlich auf der Strecke, als vielmehr mit Blick auf 2024.
Ein Rückblick: Für die laufende Saison hat Red Bull vielleicht eines der dominantesten Autos der Formel-1-Geschichte gebaut. Alle zehn Rennsiege gehen auf ihr Konto, dazu neun Pole Positions. Seit einigen Wochen aber hat sich der stetige Wechsel zu Beginn der Saison komplett in Richtung Verstappen verschoben.
Perez zuletzt im Qualifying schwach
Perez' Problem sind dabei vor allem die Qualifying-Ergebnisse: An den letzten fünf Rennwochenenden gelang dem Mexikaner nicht einmal der Sprung in die Top-10, zweimal war sogar schon in Q1 Schluss. Eine solche Negativserie für einen Red Bull-Fahrer gab es zuletzt 2008 von David Coulthard, als das Auto bei Weitem nicht so dominant war. Noch steht der Mexikaner auf Rang zwei der WM-Wertung. Doch der Vorsprung vor den Ex-Weltmeistern Alonso und Hamilton in klar unterlegenen Autos schmilzt.
Die letzten Rennwochenenden waren für Perez nicht sehr erfolgreich.
In der Teamwertung steht Red Bull unangefochten auf dem ersten Platz. Allein die Punkte von Max Verstappen (255) würden im Moment für den ersten Platz vor Mercedes (203) und Aston Martin (181) reichen. Wohl auch deswegen sieht die Spitze des Rennstalls noch keinen Handlungsbedarf. Dieser erste Platz und die darin enthaltene Prämie am Ende der Saison ist quasi sicher. Doch gerade der Rückstand von knapp 100 Punkten von Perez auf Verstappen zeigt, wie groß der Unterschied zwischen beiden Fahrern ist.
AlphaTauri nur Zwischenstation für Ricciardo?
Nun haben die Österreicher mit Daniel Ricciardo nicht nur den prominentesten, sondern vermutlich auch den besten Ersatzfahrer der Formel 1 in den eigenen Reihen. Beim offiziellen Reifentest nach dem Rennen in Silverstone durfte Ricciardo erstmals im Red-Bull-Boliden Runden drehen. Davon ist der Öffentlichkeit nicht viel bekannt, aber es dürfte zur Entscheidung der Chefs geführt haben, ihn sofort ins Cockpit bei AlphaTauri zu hieven.
Für Ricciardo sicherlich ein großer Erfolg, auch wenn das Ziel des 34-Jährigen auch weiterhin das Red-Bull-Cockpit sein dürfte. Durch die enge Verknüpfung der beiden Teams liegt ein Blick in Richtung "Ausbildungsteam" nahe, wenn es um Plätze im Red-Bull-Boliden geht. Ob Yuki Tsunoda im Falle einer Trennung von Perez zum Saisonende schon so weit wäre, lässt sich aktuell nicht beantworten. Die Erfahrung bringt Ricciardo zweifellos mit. Macht er in den kommenden Monaten einen guten Eindruck, könnte er Perez damit unter Druck setzen - und sich für Red Bull empfehlen.
Bemerkenswert ist, dass Ricciardo der einzige Fahrer in Red Bulls Historie ist, der Verstappen im direkten Duell geschlagen hat. 2017 holte er mehr Punkte als der Niederländer, der damals aber auch erst 19 Jahre alt war - und in den beiden folgenden Jahren jeweils die Oberhand behielt. So wie seither in jeder Saison - egal ob neben ihm Pierre Gasly, Alex Albon oder wie aktuell Sergio Perez fährt.
Max Verstappen konnte diese Saison bereits 8 Rennen gewinnen.
Red Bull bekannt für Fahrertauschs
Fakt ist, dass der Vertrag von Perez bei Red Bull auch für das Jahr 2024 läuft. Zwischentöne der Verantwortlichen, allen voran Motorsportchef Helmut Marko, lassen aber darauf schließen, dass seine Rolle im Team durchaus kritisch beäugt und auch diskutiert wird.
In Markos Ära, gemeinsam mit Teamchef Christian Horner, gab es schon häufiger Fahrerwechsel, auch während einer laufenden Saison. 2006 wurde der Österreicher Christian Klien drei Rennen vor Ende der Saison entlassen und ersetzt. 2007 bekam Sebastian Vettel beim AlphaTauri-Vorgänger Toro Rosso zur Mitte der Saison das Cockpit von Scott Speed. 2009 erging es Jaime Alguersuari ähnlich und er übernahm vom Franzosen Bourdais. 2016 folgte dann der Tausch von Max Verstappen zu Red Bull, der das Cockpit mit dem nicht überzeugenden Daniil Kvyat tauschte. Zuletzt beförderte man 2019 Alexander Albon zu Red Bull, wodurch Pierre Gasly zu Toro Rosso abstieg.
2023 ist es Daniel Ricciardo, der nun im AlphaTauri sitzt und im nächsten halben Jahr unter Beweis stellen kann, ob er eine ernsthafte Option für Red Bull ist. Sergio Perez ist gewarnt.