Doku-Serie "Die perfekte Welle" Leon Glatzer sucht nach den ungewöhnlichsten Surfspots der Welt
Top-Surfprofi Leon Glatzer erkundet in der ARD-Doku-Serie "Die perfekte Welle" die besten und ungewöhnlichsten Surforte der Welt und erzählt seine bewegende persönliche Geschichte, die ihn aus dem Dschungel in die bayerische Hauptstadt geführt hat.
Geboren in Hawaii, aufgewachsen an "einem der entlegensten Orte der Welt" im Dschungel Costa Ricas. Seine Eltern aus Kassel, inzwischen wohnhaft in München, um mit der deutschen Nationalmannschaft zu trainieren. Leon Glatzer lebt kein Leben von der Stange und hat selbst für einen Surfprofi eine eher ungewöhnliche Biografie.
In der Doku-Serie "Die perfekte Welle - die besten Surfspots der Welt" (ab sofort in der ARD Mediathek) sucht der Olympiateilnehmer an ungewöhnlichen Orten nach den besten Wellen und landet dabei sogar tief im isländischen Eis.
Kindheit im Surf-Mekka Pavones
Angefangen hat alles in Pavones. Hier gibt es die zweitlängste "Linke" der Welt. Eine Welle also, die auf der linken Seite bricht. 80 Sekunden kann man auf ihr surfen. Das weiß Glatzer genau. Wie oft er sie geritten ist, kann er nur erahnen. Am Ende der Welle ging es meistens zu Fuß mit dem Board unterm dem Arm zurück. Entlang einer Mauer, auf der sich abends die halbe Stadt versammelt, um den Sonnenuntergang zu sehen - eine große Party.
Was mit Surfen als Lebensgefühl gemeint ist, wird hier im zentralamerikanischen Dschungel erlebbar. Nur wenig Strom, kein Radio, kein Fernsehen, "no nothing" habe es hier gegeben in seiner Kindheit, sagt Glatzer. Also überhaupt nichts. Zumindest gemessen an mitteleuropäischen Standards. Surfen, das ist hier auch deshalb Teil von allem.
Als er fünf Jahre alt war, habe ihm praktisch die ganze Stadt mit ihren 500 Einwohnern beigebracht, sich auf dem Board zu bewegen. "Wir sind eine große Familie", sagt Glatzer, der sich bei seinem Sport wohl auch daher stets als Teil von etwas Größerem versteht. "Das Meer zeigt mir ständig, dass ich nur ein kleiner Teil dieser gewaltigen, wunderschönen Welt bin.", sagt er. Kalibriert wurde diese Perspektive in der Gemeinschaft von Pavones.
Überflüssig zu erwähnen, dass der junge Glatzer hier in einer Community von Selbstversorgern eine glückliche Kindheit hatte. Zurück in der Idylle Costa Ricas wird der 27-Jährige wieder zum Dschungelkind, das zwischen Papageien, Schlangen und Buckelwalen aus Kokosnüssen trinkt. Glatzers Mission endet jedoch nicht damit, die Menschen davon zu überzeugen, dass dieser fast schon kitschig hinreißende Ort zu den schöneren Winkeln dieses Planeten zählt.
Münchner Eisbach-Welle macht "demütig"
Auf Hawaii geboren, hat es ihn inzwischen nach München verschlagen, wo er einen streng durchgetakteten Trainingsalltag bestreitet. Ein Stück weit auch wegen der Eisbach-Welle. Dass der Fluss mitten in der Stadt den Olympia-Teilnehmer von Tokio vor eine größere Herausforderung stellte als gedacht, habe ihn erstmal "demütig gemacht". Anfangs hatte er Probleme mit der wilden Strömung.
Geblieben ist Glatzer, weil er hier im Kreise der deutschen Nationalmannschaft die besten Trainingsmöglichkeiten findet. Denn in erster Linie ist er ein ambitionierter Sportler, der sich regelmäßig mit den Besten der Welt misst. Dabei hilft ihm ein seltener Wavepool vor den Toren Münchens. Der simuliert eine konstante Welle, die es ihm ermöglicht, an Sprüngen zu arbeiten, für die er im Meer viel länger brauchen würde.
Surfen im isländischen Eis
Dass Glatzer dafür das Surf-Mekka vor seiner Haustür verlassen hat, ist Ausweis seines Faibles für ungewöhnliche Wege. Die Suche nach der perfekten Welle führt ihn sogar bis nach Island. Mitten im Schnee und am Rande des Gefrierpunkts findet er in der nordischen Wildnis tatsächlich einen einzigartigen Surfspot.
Orte wie diese lassen keinen Raum für andere Gedanken. In diesen Momenten sei er nur Surfer. Ein Level von Freiheit, das Glatzer bei seinen Reisen fast nur auf dem Wasser findet. Und, tatsächlich, in den Biergärten seiner Wahlheimat München. "Wenn du im Ozean bist, schaltest du von allem ab. Ich habe dieses Gefühl noch nicht an vielen Orten auf der Welt gefunden. Aber mit Freunden im Biergarten zu sein, das gibt es mir komplett."
Wer Glatzer bei seiner Reise an die widersprüchlichsten Orte der Erde folgt, dem eröffnet er einen etwas anderen Blick auf den Planeten. Auf einem Brett, das ihm die Welt bedeutet, wird die Welt zur Welle.