Symbolbild Doping

Umfrage im Auftrag der ARD-Dopingredaktion Viele Deutsche zweifeln an dopingfreien Spielen

Stand: 17.07.2024 08:09 Uhr

Eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der ARD-Dopingredaktion stellt große Skepsis der Deutschen an der Wirksamkeit des Anti-Doping-Kampfes fest.

Von Von Hajo Seppelt und Jörg Winterfeldt

Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris sind die Menschen in Deutschland eher skeptisch, wie ehrlich es unter den fünf bunten Ringen in den Stadien zugeht. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage unter knapp 1.300 Befragten hervor, die die ARD-Dopingredaktion im Rahmen der Doku "Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele" bei Infratest dimap in Auftrag gegeben hat. Während die Menschen in Deutschland mehrheitlich glauben, dass nur wenige Wettkämpfe von Dopingbetrug betroffen sein werden, zweifeln die meisten, dass dopende Sportler bei Olympia auffliegen.

Sogar deutsche Olympiastarter teilen die skeptische Erwartungshaltung der Mehrheit der Befragten. So sagte die bereits für die Spiele in Paris qualifizierte deutsche Marathonläuferin Laura Hottenrott aus Kassel der ARD-Dopingredaktion: "Ich versuche negative Gedanken auszublenden, aber meine konkrete Angst ist, dass natürlich auch unsaubere Athleten an der Startlinie stehen werden und die Ergebnisse im Endeffekt sich wieder verändern. Das tut schon arg weh, wenn man im Nachhinein erfährt, dass sie sich mit unlauteren Mitteln auf den Wettkampf vorbereitet haben."

Umfrage: Doper werden wohl nicht erwischt

Gut 10.700 Athleten aus 206 Nationen werden zu den Spielen in Paris zwischen dem 26. Juli und 11. August erwartet. Sie treten in 32 Sportarten und 329 Disziplinen gegeneinander an. Der Deutsche Olympische Sportbund hat insgesamt 470 Athleten nominiert, inklusive der 44 Ersatzathleten.

Die ARD-Dopingredaktion hat Anfang Juli durch Infratest dimap repräsentativ 1.294 Menschen nach ihrer Meinung zum Anti-Doping-Kampf befragen lassen. In der zufallsbasierten Telefon- und Online-Befragung wurden die Teilnehmer gebeten, einzuschätzen, wie viele der in Paris zu den Olympischen Spielen gedopten Sportler tatsächlich in den Dopingkontrollen entdeckt werden. Etwa zwei Drittel der Befragten meinen, die wenigsten (60%) oder keiner (2%). Knapp ein Viertel sagt, alle (2%) oder die meisten (22%) werden erwischt. 14 Prozent der Befragten sagen, sie wissen es nicht oder machen keine Angabe.

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Wenig Vertrauen in Anti-Doping-Kampf

Die ARD-Dopingredaktion wollte zudem wissen, wie viele Wettkämpfe nach Meinung der Befragten wohl von Doping betroffen sein werden. Über die Hälfte vermutet, dass sich Doping auf wenige Wettbewerbe konzentriert. 52% der Befragten sagen, die wenigsten Wettbewerbe seien betroffen. Gut ein Viertel der Befragten hingegen hält Doping für ein sportart- und disziplinübergreifendes Problem: Die meisten (25%) oder gar alle Wettbewerbe (3%) seien betroffen. Und zwei Prozent glauben, kein Wettbewerb sei betroffen.

Außerdem wurden die Befragten gebeten, eine Einschätzung abzugeben, wie sie die Anstrengungen der internationalen Sportorganisationen im Kampf gegen Doping bewerten. Schließlich beteuern das Internationale Olympische Komitee und andere internationale Sportverbände stets, Doping energisch zu bekämpfen. Doch in Deutschland nimmt ihnen das offenbar die Mehrheit nicht ab. Fast die Hälfte der Befragten (48%) in Deutschland sagt: Ihre Anstrengungen gingen nicht weit genug. Immerhin ein Viertel (26%) hält sie für ausreichend. Zwei von hundert Befragten gehen die Anstrengungen sogar zu weit. 18% wussten es nicht oder machten keine Angabe.

Ab 19.07. in der ARD Mediathek

Die Dokumentation "Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele" ist Teil des ARD-Dreiteilers Olympia 2024 – Die Hintergründe. Die Dokureihe liefert einen tieferen Blick auf das Riesen-Sportevent: Wie nachhaltig sind die Spiele? Wie sauber sind die Spiele? Und wie politisch neutral ist das IOC? Bewegende Einblicke, unerwartete Bilder und spannende Recherchen gibt es ab 19.7. in der ARD Mediathek zu sehen und jeweils einen Teil am 22.07., 23.07. und 24.07. immer im Anschluss an die Tagesthemen im Ersten.

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