Hockey-EM der Männer Hockey-Männer wollen, dass "der Kopf wieder frei wird und funktioniert"
Nach dem verlorenen Halbfinale bei der Hockey-EM in Mönchengladbach kommt es zur Neuauflage des WM-Finales. Das ist kein Zufall, meint Bundestrainer André Henning.
Die meisten Zuschauer hatten den Hockey-Park schon verlassen. Eine kleine Kinderschar jagte noch nach Autogrammen - die gebeutelten "Honamas" stellten sich, unterschrieben tapfer Trikots und Hockeyschläger.
"Wir wurden hier trotz Niederlage von den Leuten gefeiert", sagte Kapitän Mats Grambusch, der mit seinem verschossenen Penalty in seiner Heimatstadt letztlich das Schicksal der deutschen Hockey-Männer besiegelte und zur tragischen Figur des Abends wurde. "Das Wichtigste ist jetzt, dass der Kopf wieder frei wird und funktioniert."
Neuauflage des WM-Finales im Spiel um Bronze
Statt des Finales gegen den Titelverteidiger Niederlande kommt es im Spiel um Bronze nun zur Neuauflage des WM-Finales von Januar: Deutschland trifft auf Belgien. "Ich glaube nicht, dass es Zufall ist, dass die WM-Finalisten es hier nicht ins Finale geschafft haben", sagte Bundestrainer André Henning.
Innerhalb von acht Monaten standen für die Männer die Weltmeisterschaft in Indien und die Heim-EM in Mönchengladbach an. "Zwei Turniere in einem so kurzen Zeitraum hat es, glaube ich, noch nie gegeben", man könne nicht immer nur "Gas, Gas, Gas" geben, so Henning. Dennoch habe er den Eindruck, sein Team habe "rechtzeitig die Kurve bekommen".
Das letzte bisschen fehlte dennoch. Die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes hatte in der Vorrunde, teilweise sogar in den Halbzeiten, vollkommen unterschiedliche Leistungen gezeigt. In der Runde der letzten vier war eine Konstante gefragt, denn dort traf die Weltspitze aufeinander. Alle vier Halbfinalisten stehen in der Weltrangliste unter den ersten fünf.
Neben ihrer konsequenten Manndeckung und einer äußerst zweikampfstarken Defensive wirkten die Engländer außerdem vom Rachedurst angetrieben: Der deutsche Halbfinalgegner hatte sich für das Viertelfinal-Aus bei der WM in Indien revanchiert. Dort hatte das Team aus dem Vereinigten Königreich noch im Penaltyschießen gegen Deutschland verloren.
Acht Monate später wurde die Begegnung nach 60 torlosen Minuten erneut im Penaltyschießen entschieden. Diesmal schien es, als habe England den Bewegungsablauf des deutschen Torhüters Jean Paul Danneberg bis ins kleinste Detail studiert - jeder der fünf ausgeführten Penaltys war exzellent verwandelt.
Einsatz von Torjäger Hellwig ungewiss
"Respekt an England, das war schon richtig gut", erkannte Henning an, der ausgerechnet im Halbfinale auf seinen bislang besten Torschützen des Turniers verzichten musste. Malte Hellwig hatte sich im letzten Gruppenspiel am Oberschenkel verletzt. Ob er gegen Belgien noch einmal zum Einsatz vor eigenem Publikum kommt, ist ungewiss.
"Wir werden kein Risiko eingehen. Ich würde es mir aber natürlich für ihn und für uns wünschen", sagte der Bundestrainer. Im letzten Spiel dieses Turniers erwarte er zwei Teams, die losgelöst aufspielen: "Wir werden uns hier nochmal reinhängen. Wir wollen jetzt gemeinsam leiden und traurig sein. Aber am Sonntag zeigen wir, dass wir wieder da sind und aufgestanden sind“.