Handball-WM der Frauen Das sind die Favoritinnen auf den WM-Titel
Die Handball-WM der Frauen könnte nicht nur wegen der Austragungsorte zu einer skandinavischen Angelegenheit werden. Das sind die Favoritinnen bei der Handball-WM der Frauen.
Wenn am 29. November die Handball-WM der Frauen in Norwegen, Schweden und Dänemark startet, gehört Deutschland nicht zu den Top-Medaillenkandidatinnen. Will das Team eine Überraschungs schaffen und ins Halbfinale einziehen, muss es an den großen Favoritinnen vorbei.
Norwegen - wieder Oftedal und Mork, aber eben auch Reistad
Kaum eine Nation dominiert den Frauenhandball wie die Norwegerinnen. Die aktuellen Europameisterinnen gehen als Top-Favoritinnen auf den Titel ins Rennen. Gerade auch, weil sie als Gastgeberinnen jede Menge Support von den Rängen erwarten können. Bis zum Viertelfinale spielen sie vor heimischer Kulisse, die Halbfinal-Partien und das Finale finden im dänischen Herning statt.
Das Team ist gespickt mit Weltklasse-Spielerinnen aller Altersklassen: Trotz ihres Alters von 43 Jahren gilt Torhüterin Katrine Lunde noch immer als Teil der Weltspitze. Rückraumspielerin Nora Mork (32) gilt als eine der torgefährlichsten Spielerinnen ihrer Generation. Die 24-Jährige Henny Reistad wurde bei der EM 2022 zur MVP des Turniers gewählt und bringt frischen Wind in das eher ältere Team. Reistad könnte in Zukunft Stine Oftedal beerben. Die Ausnahme-Spielmacherin und Welthandballerin 2019 hat angekündigt, nach den Olympischen Spielen 2024 ihre Karriere zu beenden.
Wie ernst es das Team um Trainer Thorir Hergeirsson meint, zeigen die Schlagzeilen der vergangenen Wochen. Der norwegische Verband verkündete, dass das Team vor und während der WM nicht für Autogrammwünsche und Selfies zur Verfügung stehen würde, um die Ansteckung von grippalen Infekten und Corona zu minimieren. Dafür ernteten die Norwegerinnen viel Kritik.
Dänemark - "Danish Dynamite" vor allem in der Deckung
Nach der EM-Finalniederlage gegen Norwegen im vergangenen Jahr wollen die Däninnen bei ihrer Heim-WM einen Schritt weiter gehen. Anders als Norwegen haben die Däninnen keine lange Liste an Weltstars im Angriff, der bekannteste Name dürfte die Halblinke Anne Mette Hansen sein. Das Team von Trainer Jesper Jensen ist deswegen aber nicht weniger stark. Auf jeder Position ist es mindestens solide besetzt.
Die große Stärke der Däninnen ist ihre Abwehr mit Kathrine Heindahl als einer der besten Defense-Spielerinnen der Welt. Sandra Toft und Althea Reinhardt sind zudem vermutlich das stärkste Torhüter-Duo dieser WM.
Schweden - Heimatmosphäre als Zünglein an der Waage?
Auch der dritte Gastgeber Schweden rechnet sich Chancen auf den Titel aus. Die Vor- und Hauptrunde sollte das Team stolperfrei überstehen und auch in der K.o.-Phase hat das Team Potenzial, weit zu kommen.
Die Schlüsselspielerin der Schwedinnen ist Jamina Roberts. Mit 216 Länderspielen ist sie die erfahrenste im schwedischen Kader. Seit der Geburt ihrer Tochter 2020 und ihrem Comeback nur 45-Tage nach der Entbindung scheint die Rückraumspielerin nochmal einen weiteren Leistungssprung gemacht zu haben. Für den Erfolg ihres Teams wird sie immens wichtig sein.
Das größte Problem der Schwedinnen war in der Vergangenheit zumeist die Nervenstärke. In wichtigen Spielen konnten sie ihr Potenzial nicht vollständig abrufen. Die Heimatmosphäre könnte da Abhilfe schaffen.
Frankreich - mit Physis zum "Partycrasher"?
Frankreich ist vermutlich die Mannschaft, die die skandinavische Party im Favoritinnenkreis am ehesten crashen kann. Eine physisch starke Mannschaft, die seit Jahren auf einem konstant hohem Niveau spielt.
Mit Grace Zaadi und Estelle Nze Mirko haben sie zwei unglaublich starke Spielmacherinnen. Pauletta Foppa zählt schon jetzt zur Weltspitze unter den Kreisläuferinnen, mit gerade einmal 22 Jahren wurde sie bei der EM im vergangenen Jahr ins All-Star-Team gewählt. Seit 2016 wird das Team von Coach Olivier Krumholz geleitet. In dieser Zeit gewann die "Equipe Tricolore" drei ihrer insgesamt vier Goldmedaillen bei großen Turnieren.
Das Halbfinale sollte das Minimalziel der Französinnen sein, allerdings werden sie ihren Fokus auch schon auf nächstes Jahr richten. Sowohl die französischen Frauen als auch Männer sind bekannt dafür, dass sie das Turnier, das vor den Olympischen Spielen stattfindet, nicht immer mit Vollgas angehen. Für die Spiele 2024 zu Hause in Paris dürfte das besonders gelten.
Niederlande - gesunde Mischung im Kader
Auch für die Niederländerinnen sollte das Erreichen der K.O.-Phase mehr oder weniger gesetzt sein. 2019 feierte "Oranje" seinen bisher größten Erfolg mit dem Sieg bei der Weltmeisterschaft in Japan. Seitdem gelang kein Sprung mehr in ein Halbfinale.
Trotzdem ist mit dem Team zu rechnen. Neben den erfahreneren Spielerinnen wie Laura van der Heijden, Lois Abbingh, Angela Malestein und der zuletzt angeschlagenen Estevana Polman hat das Team von Trainer Per Johansson viele jüngere Spielerinnen integriert, wie beispielsweise die Halbrechte Dione Housheer, Linksaußen Bo van Wetering und Torhüterin Sara ten Holte. Für die Gegnerinnen sind die Niederländerinnen wegen der großen Breite im Kader nicht immer leicht auszurechnen.