Handball-WM 2023 Deutschlands Gegner Argentinien - Außenseiter mit Ausnahmespieler
In der Hauptrunde der Handball-WM wartet heute Argentinien als der vermeintlich schwächste Gegner auf das DHB-Team - gänzlich ungefährlich sind die Südamerikaner aber nicht.
Mit 35:26 (18:11) zerlegte Argentinien Nordmazedonien im letzten Vorrundenspiel der Gruppe F. Damit sicherten die Südamerikaner sich den Erfolg im Endspiel um die Hauptrundenteilnahme und werden am Donnerstag (19.01.2023, ab 17.45 Uhr live im Ersten und im Stream) in Kattowitz auf die deutsche Mannschaft treffen.
Der Kantersieg in einem zuvor als eher ausgeglichen erwarteten Duell war ein Ausrufezeichen. "Fallobst", wie man nach den zwei deutlichen Niederlagen gegen die Niederlande (19:29) und Norwegen (21:32) hätte denken können, sind die Argentinier also keineswegs.
Alle Augen auf Argentiniens Diego Simonet
Aber was erwartet die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason nun zum Hauptrundenauftakt denn da eigentlich? Zunächst einmal einer der besten Torjäger des Turniers: Diego Simonet. 20 Treffer gelangen dem Rückraumspieler, der mal auf der linken Seite und mal in der Mitte auftaucht, in den drei Vorrundenspielen.
Schon seit Jahren ist der mittlerweile 33-jährige Kapitän der Dreh- und Angelpunkt der argentinischen Mannschaft. Im Verein spielt er übrigens für den französischen Erstligisten Montpellier, ein Großteil der Mannschaft ist indes in Spanien aktiv.
Die Namen der Spieler, auf den der DHB besonders achten muss, sind zum Glück nicht so schwer zu merken. Denn Simonet ist auch der Nachname des zweiten prägenden Angriffsspielers. Diegos jüngerer Bruder Pablo ist auf der Spielmacherposition ebenfalls unangenehm zu verteidigen.
Beweglicher Rückraum, viele Kreuzungen
Das trifft eigentlich auf den gesamten Rückraum zu, aber eher wegen der Spielanlage der Mannschaft von Guillermo Milano und nicht wegen der individuellen Klasse - mit Ausnahme von Diego Simonet. Denn mit extrem viel Bewegung, vielen Kreuzungen, oft über die gesamte Breite des Rückraums angelegt, versuchen die Argentinier, die gegnerische Abwehr in Bewegung zu bringen.
Das ist unbequem, weil die Abwehrspieler extrem viel miteinander sprechen, Gegner so aneinander übergeben und aufmerksam bleiben müssen, um keine größeren Lücken entstehen zu lassen, durch die die Argentinier dann durchstoßen können. Auch das Tempospiel der Südamerikaner, vor allem aus der "zweiten Welle", also der Phase nach dem direkten Gegenstoß, wenn die gegnerische Abwehr noch nicht völlig formiert ist, müssen die Deutschen respektieren.
Körperliche Vorteile für das DHB-Team
Die gute Nachricht für die deutschen Fans: Wuchtige Rückraumwürfe der Argentinier sind eher selten. In ihrer Körperlänge sind die argentinischen Spieler den Deutschen deutlich unterlegen.
Gegen eine gut organisierte defensive 6-0-Abwehr hatten die Argentinier schon beispielsweise gegen Norwegen große Probleme, weil sie eben aus größerer Distanz nicht konstant zu "leichten" Toren kommen, sondern darauf angewiesen sind, dass sich entsprechende Räume auftun.
Chance für die Kreisläufer gegen Argentinien?
In der Defensive sieht es entsprechend ähnlich aus. Die Argentinier sind individuell zwar in der Lage, schnelle Bewegungen der deutschen Angreifer zu kontern und bewegen sich viel, aber stehen deshalb eben nicht so massiv im Block zusammen. Das dürfte gerade für Deutschlands körperlich starke Kreisläufer Johannes Golla und Jannik Kohlbacher Möglichkeiten bieten, die beide exzellent in das Turnier gekommen sind und immer wieder von Anspielen wie denen von Juri Knorr profitieren.
Auch aus dem Rückraum sollte das DHB-Team Möglichkeiten haben, über den gegnerischen Block zu Treffern zu kommen. Julian Köster ist beispielsweise ein Spieler, der mit seinem Wurf und seiner Körperlänge zum Nutznießer werden könnte.
Deutschland klarer Favorit - trotzdem ist Vorsicht geboten
Insgesamt gilt: Die Deutschen sind klarer Favorit und sollten das Spiel bei einer normalen Leistung angesichts der bisherigen überzeugenden Vorstellungen im Turnier definitiv gewinnen. Vorsicht ist dennoch geboten: Bei der letzten Weltmeisterschaft fehlte den Argentiniern nur ein einziges Tor im letzten Hauptrundenspiel gegen Katar, um das Viertelfinale zu erreichen.
Damals wurde unter anderem Kroatien besiegt. Der Großteil der sehr erfahrenen Mannschaft ist auch diesmal noch im Kader und bei einem der letzten Turniere in dieser Konstellation mit Sicherheit hochmotiviert, nochmal einen der "Großen" zu schlagen.