Handball-Drama in der Schlussphase Färöer begeistern gegen Norwegen - und jubeln in letzter Sekunde
Riesiger Jubel in Berlin: Unterstützt von 5.000 lautstarken Fans jubeln die Färöer über ein Unentschieden gegen Favorit Norwegen - das Ende einer wilden Schlussphase.
EM-Debütant Färöer hat am Samstag (13.01.2024) bei der Handball-Europameisterschaft in einem dramatischen Spiel, das noch lange in Erinnerung bleiben wird, ein Ausrufezeichen gesetzt. Die Färinger spielten 26:26 (12:13) gegen Norwegen und haben somit bei ihrem EM-Debüt nicht nur durch ihre leidenschaftlichen Fans, die die Arena in Berlin enterten, übernahmen und zum Beben brachten, einen gewaltigen Eindruck hinterlassen.
Färöer auch sportlich auf höchstem Niveau
Vielmehr hat auch die Mannschaft auf der Platte sportlich eine Leistung abgeliefert, die auch jeden neutralen Fan in der Halle auf ihre Seite zog. Schnell wurde klar: Mit dieser Nation, die es gerade mal auf gut 50.000 Einwohner bringt, von denen geschätzt ein Zehntel an diesem Samstag in Berlin weilte, dürfte auch bei den kommenden Turnieren zu rechnen sein. Gegner Norwegen hat übrigens etwa das Hundertfache an Einwohnern.
Angeführt vom überragenden 21-jährigen Spielmacher Elias Ellefsen a Skipagotu vom THW Kiel lieferten die Färinger den hochfavorisierten Norwegern einen erbitterten Kampf und sorgten mit teils wunderschön herausgespielten und teils hart erkämpften, aber immer brachial laut bejubelten Treffern für einen Handballabend, der lange in Erinnerung bleiben wird.
"Es fühlt sich unglaublich an. Ein Traum ist wahr geworden", sagte a Skipagotu. "Es ist ein bedeutender Tag für die Färöer und unseren Handball. Wir haben gezeigt, dass wir, obwohl wir ein kleines Land sind, gegen die Besten der Welt spielen können."
Torwart Satchwell richtig stark
Zu keiner Zeit konnten die Norweger sich in der ersten Hälfte absetzen. Das 12:13 zur Pause aus Sicht des Außenseiters entsprach absolut den Kräfteverhältnissen, es war eine Partie auf Augenhöhe. Dafür sorgte auch Torhüter Nicholas Satchwell, der nach seiner Einwechslung einige wichtige Paraden zeigte.
Und auch nach der Pause ging es munter weiter: Das erste Tor der Färinger war direkt ein spektakulärer Kempa-Trick zum 13:14 und auch Satchwell wurde immer stärker und entnervte die norwegischen Schützen zusehends. In der 40. Minute beim Stand von 17:17 sah Norwegens Trainer Jonas Wille den erwarteten Erfolg seiner Mannschaft ernsthaft in Gefahr und nahm eine Auszeit. Auch durch das Spiel mit dem zusätzlichen siebten Feldspieler bereitete der Außenseiter Sander Sagosen und Co. enorme Probleme.
Tapferer Kampf und großes Drama
Bei der knappen Niederlage gegen Slowenien waren die Färinger Mitte der zweiten Hälfte konditionell etwas eingebrochen und verloren trotz starker Leistung am Ende 29:32 (13:13). Diesmal blieb der Einbruch aus – getragen von den Fans glich die Mannschaft des dänischen Trainers Peter Bredsdorff-Larsen immer wieder die norwegischen Führungstreffer aus – weil aber die Norweger stetig auch Lücken in der Defensive fanden, lagen die Färinger selbst nie vorn.
In den Schlussminuten machten sich die individuelle Klasse und der große Erfahrungsvorsprung der Norweger zunächst bemerkbar, dazu hatten a Skipagotu und Co. mit der ein oder anderen Schiedsrichterentscheidung Pech. Beim 23:26 drei Minuten vor Schluss schien die Partie entschieden. Doch die Färinger warfen alles herein und es fiel 25 Sekunden vor Abpfiff noch das 25:26.
Ausgerechnet zwei Kieler Teamkollegen entscheiden das Spiel
Dann wurde es wild: Bei nur noch elf Sekunden auf der Uhr und Ballbesitz Norwegen ließ sich ausgerechnet der so erfahrene Kieler Harald Reinkind vom 21-jährigen THW-Mitspieler a Skipagotu den Ball abluchsen. Der Färinger wäre auf dem Weg zum Tor frei durch gewesen, aber Reinkind hielt ihn fest - Siebenmeter. A Skipagotu blieb cool und traf zum 26:26 drei Sekunden vor dem Ende. Der Rest ging unter im ohrenbetäubenden Jubel über den ersten Punkt der Färinger bei einem großen Turnier.
Die Färinger könnten nun mit einem deutlichen Erfolg gegen Polen und einer Niederlage der Norweger gegen Slowenien theoretisch sogar noch in die Hauptrunde einziehen. So oder so ist die Mannschaft aber schon jetzt eines der Highlights dieses Turniers - und ein Versprechen für die Zukunft.