Manuel Neuer bei der EM im Tor Ter Stegen: "Ein Schlag ins Gesicht für mich"
Marc-André ter Stegen ist ein Weltklasse-Torwart, doch er hat ein Problem: Manuel Neuer. Die erneute Degradierung zur Nummer zwei bei der Heim-EM hat ihn schwer getroffen.
Für ter Stegen war das ein harter Schlag. "Das war mental schon echt schwierig für mich", gestand der 32-Jährige in der ZDF-Doku "Heimvorteil". "Das war schon ein Schlag ins Gesicht für mich. Vor allem der Tag danach ist dann auch so, dass du irgendwo auch zusammensackst", erklärte ter Stegen
An einen Rücktritt aus der DFB-Elf habe er aber auch nach der Entscheidung von Bundestrainer Julian Nagelsmann für Manuel Neuer als EM-Stammtorwart nie gedacht. "Der Trainer hat die Entscheidung getroffen, die akzeptiere ich, auch wenn ich nicht der gleichen Meinung bin", sagte der Torwart des FC Barcelona im Teamquartier der Fußball-Nationalmannschaft. "Für mich selber ist es enttäuschend, sehr enttäuschend. Aber am Ende des Tages hast du eine Verantwortung der Gruppe gegenüber. Ich werde helfen, wo ich kann", versicherte der Schlussmann.
Ter Stegen nie bei einem großen Turnier im Tor
Seit der WM 2010 hat Neuer bei allen großen Turnieren im Tor gestanden. Diesmal hatte ter Stegen an seine Ernennung zum Turniertorwart geglaubt, nachdem er Neuer während dessen langer Verletzungspause als Nummer eins gut vertreten hatte.
Wie schon vor der WM 2018 wurde er aber kurz vor dem Turnier wieder zum Ersatzmann zurückgestuft. Einzig beim Titelgewinn beim Confederations Cup 2017, als der damalige Bundestrainer Joachim Löw auf viele Stammkräfte wie auch Neuer verzichtete, war ter Stegen bei einem Turnier die Nummer eins. Bislang machte er 40 Länderspiele.
Gutes Verhältnis zwischen Neuer und ter Stegen
Neuer hatte am Montag gegen die Ukraine (0:0) nach 18 Monaten sein Comeback im DFB-Trikot gefeiert. Das Verhältnis unter den Torhütern sei gut, versicherte ter Stegen. "Das hat nichts mit Manu zu tun, wir haben die gleiche Position. Aber es hat auf persönlicher Ebene nichts mit ihm zu tun. Wir haben ein gutes Verhältnis. Auch wenn wir um das gleiche Ziel kämpfen, heißt es nicht, dass ich ihn nicht mögen würde", sagte er.
Auf einen erneuten Ausfall Neuers würde er keinesfalls spekulieren. "Ich wünsche ihm auch nie, dass irgendwas passiert oder dass er einen Fehler macht. Das bin ich nicht. Das ist nicht meine Art und Weise. Es ist nicht leicht, die Nummer zwei zu sein, aber das, was ich machen kann, das werde ich tun", sagte ter Stegen. Im EM-Kader von Nagelsmann stehen neben Neuer und ter Stegen noch Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim und Alexander Nübel vom VfB Stuttgart und damit erstmals bei einem großen Turnier vier Torhüter.
Neuer zeigt Verständnis
Neuer kann die Enttäuschung des ewigen Rivalen verstehen. "Marc kennt die Situation. Man muss schon sagen, es ist leider so, weil er wirklich auch ein Weltklasse-Torwart ist, der gute Leistungen gezeigt hat. Aber das ist auch Teil des Business. Das ist ein bekanntes Problem auf der Torhüterposition", sagte Neuer. Es könne halt nur einer spielen.
Grober Patzer gegen die Ukraine
Neuer muss das Vertrauen des Bundestrainers bei der EM rechtfertigen. Er hielt gegen die Ukraine mehrmals gut. Aber er durfte auch erleichtert sein, dass ein grober Patzer von ihm kurz vor Schluss nicht zur Niederlage führte. Nach einem zu kurzen Rückpass von Robin Koch war Neuer weit aus dem Tor geeilt und chippte den Ball genau zum Gegner. "Ich habe den Jarmolenko auf der linken Seite gar nicht gesehen", schilderte Neuer.
Sein Fehler blieb aber wegen einer Abseitsposition beim Angriff der Ukrainer Richtung leeres DFB-Tor folgenlos. So konnte Neuer nach seinem Comeback glücklich resümieren: "Das war schon ein langer Weg, ein steiniger Weg und auch viel harte Arbeit. Wenn ich nicht drangeblieben wäre, hätte ich es nicht geschafft."