Premier League FC Chelseas gigantische Einkaufstour bricht alle Rekorde
Mit der Verpflichtung von Enzo Fernández hat der FC Chelsea weitere Transferrekorde aufgestellt. Der Premier-League-Klub ist nun zu wirtschaftlichen und sportlichen Erfolgen verdammt.
121 Millionen Euro wird der FC Chelsea in den kommenden Jahren für den argentinischen Nationalspieler Enzo Fernández an Benfica Lissabon bezahlen, das seinerseits ein Viertel der Gesamtablösesumme an Fernandez' früheren Klub River Plate abführen muss. Damit hat der Premier-League-Klub die gigantische Summe von 611,49 Millionen Euro in einer Saison für neue Spieler ausgegeben und ein historisches Transfer-Allzeit-Hoch aufgestellt.
Bislang lag der Transferrekord eines Klubs bei 370 Millionen Euro (Manchester City, Saison 2017/18). Zum Vergleich: Alle deutschen Bundesligisten kommen in der laufenden Saison 2022/23 auf eine Summe von zusammengerechnet 555 Millionen Euro.
Unglaubliche Transferoffensive
Fernández ist nun der teuerste Spieler der Premier-League-Geschichte, der teuerste Mittelfeldspieler überhaupt und auch der teuerste argentinische Fußballspieler. Der 22-Jährige komplettiert die unglaubliche Transferoffensive des Londoner Klubs, der schon im Sommer acht neue Spieler verpflichtet hatte. Für zusammen 282 Millionen Euro kamen unter anderem Raheem Sterling, Kalidou Koulibaly und Pierre-Emerick Aubameyang.
In der Wintertransferperiode folgten neben Enzo Fernandez nun acht weitere Spieler für 329,5 Millionen wie Mykhaylo Mudryk, Benoît Badiashile, Noni Madueke oder Andrey Santos.
Abschreibungstrick mit hohem Risiko
Das Besondere dieser Wintertransfers: Der neue Besitzer des Klubs, die US-amerikanische Investorengesellschaft Clearland Capital Group, stattete Fernández und Co. mit ungewöhnlich langen Verträgen aus. Fernández' Vertrag läuft bis 2031, ebenso lang ist der Kontrakt von Mudryk gültig.
Dadurch hat der Klub die Möglichkeit, die Transfersummen über einen möglichst langen Zeitraum abzuschreiben und somit die Ausgaben zu strecken. Für Fernández ergeben sich bei einer Vertragslaufzeit von acht Jahren demnach also nur etwas mehr als 15 Millionen Euro an "Ausgaben" pro Spielzeit.
Mit diesem Abschreibungstrick kann der Klub die von der UEFA vorgeschriebenen "Regeln der finanziellen Nachhaltigkeit", früher bekannt als Financial Fairplay, einhalten. Zumal die "Blues" auch Tranfereinnahmen in Höhe von 70 Millionen Euro (u.a. für Timo Werner) verbuchen konnten, die den Vorteil haben, sofort in Gänze verbucht werden zu können.
Allerdings ist das Vorgehen nicht ohne Risiko. Die lange Vertragslaufzeit setzt voraus, dass der jeweilige Spieler seinen Marktwert über die Jahre nicht verliert und weiterhin ein "Vermögenswert" des Klubs bleibt. Insofern bewegen sich Chelseas Klubeigentümer wirtschaftlich auf riskantem Terrain, zumal neben den hohen Personalkosten im Klub weitere Großausgaben wie der Um- bzw. Neubau des maroden Stadions an der Londoner Stamford Bridge anstehen.
Geht ein Spieler vor Vertragsende, entsteht aus den noch nicht abgeschrieben Transferkosten ein "Restbuchwert", der dann sofort bei den aktuellen Ausgaben fällig ist. Kommt es zu Einnahmen bei einem Transfer des Spielers zu einem anderen Klub, müssen diese mit dem Restbuchwert verrechnet werden, wodurch ein Gewinn oder ein Verlust entsteht.
FC Chelsea mit riesigen Finanzsprüngen
Schon in den vergangenen Jahren hatte Chelsea riesige Summen auf dem Transfermakt bewegt - mit unterschiedlichen Gewinn- und Verlustsprüngen. So erzielten die "Blues" in der Saison 2021/2022 trotz der "Flop"-Verpflichtung von Romelu Lukaku (kam für 110,7 Millionen Euro von Inter Mailand) tatsächlich einen hohen Gewinn aus Spielerverkäufen. Der angesehene Fußballfinanzanalyst Swiss Ramble schätzt diesen auf 160 Millionen Pfund – unter anderem aufgrund der Abgänge von Tammy Abraham, Kurt Zouma, Fikayo Tomori und Marc Guehi.
Für die Saison 2020/2021 steht ein herber Verlust von 177 Millionen Euro in den Büchern, der teilweise auf den Kaufrausch im Sommer 2020 zurückzuführen ist. Damals wechselten Kai Havertz, Timo Werner, Ben Chilwell, Hakim Ziyech und Edouard Mendy an die Stamford Bridge.
Millionen-Ausgaben über UEFA-Limit
Für die Saison 2022/2023 wird es voraussichtlich ein hohes Minus in den Finanzbüchern geben. Ursprünglich war die Ausgabengrenze im Rahmen des Financial Fairplay auf 30 Millionen Euro über drei Jahre ausgelegt worden. Im Zuge der Coronakrise und den damit verbundenen Einnahmeverlusten erlaubte die UEFA innerhalb dieser drei Jahre weitere 30 Millionen Euro an Verlusten, berichtet "The Athletic".
Von der Saison 2023/24 an wird die zulässige Verlustgrenze von 30 Millionen Euro auf 60 Millionen verdoppelt, was die Saison 2022/23 als drittes Jahr des Überwachungszeitraums einschließt. Somit stehen dem FC Chelsea in den drei Jahren von 2021 bis 2023 sogar 90 Millionen an Verlusten zur Verfügung.
Laut Swiss Ramble lag der FC Chelsea vor dem Fernández-Deal bei Minusausgaben von 96 Millionen Euro in den drei Jahren bis 2023 und damit knapp über der zulässigen Verlustgrenze von 90 Millionen Euro. Die Verluste sollten also nach aktuellem Stand gemäß der "Regeln der finanziellen Nachhaltigkeit" ein Fall für die UEFA sein.
Ziyech-Wechsel geplatzt
Interessant vor diesem Hintergrund ist der geplatzte Wechsel von WM-Star Hakim Ziyech. Eigentlich wollten die Londoner wegen des Überangebots in der Offensive den marokkanischen Angreifer an Paris St. Germain verleihen - schickten laut Medienberichten aber dreimal die falschen Dokumente nach Frankreich, sodass PSG den 29-Jährigen nicht rechtzeitig beim französischen Ligaverband LFP registrieren konnte - und nun Einspruch einlegte.
Immerhin strichen die Blues am Dienstag 13,6 Millionen Euro Ablöse für den italienischen Europameister Jorginho vom FC Arsenal ein.