Sportdirektor des DFB Rudi Völler ist ein Spiel auf Zeit
Rudi Völler soll vermutlich schon am Donnerstag (19.01.23) als Sportdirektor des DFB benannt werden und dann für die Nationalmannschaft zuständig sein. Die Lösung scheint aus der Zeit gefallen, ist aber vor allem ein Spiel auf Zeit.
Zeitspiel ist ein Vergehen, das künftig strenger geahndet werden soll.
So hat der Deutsche Fußball-Bund seine Schiedsrichter zu Beginn des Jahres angewiesen. Der Verband selbst hat aber die Absicht, ein recht spektakuläres Spiel auf Zeit zu betreiben.
Rudi Völler, bis Sommer 2022 Geschäftsführer bei Bayer Leverkusen, soll Sportdirektor beim DFB und zuständig für die A-Nationalmannschaft der Männer werden. Darüber entscheidet, das berichtet das bei der Person Rudi Völler stets bestens informierte Fachmagazin "kicker", lediglich noch Rudi Völler, der sich Bedenkzeit erbeten habe. Die formelle Zustimmung, die angesichts der anstehenden Gremiensitzungen noch im Januar erfolgen dürfte, gilt als abgemacht.
Völler ist bereits 2000 eingesprungen
Rudi Völler ist schonmal eingesprungen, als der Deutsche Fußball-Bund händeringend jemanden suchte. Im Jahr 2000 kam er als Sportdirektor von Bayer Leverkusen in eine Sitzung des Verbandes und ging als Teamchef. Bundestrainer durfte er wegen der fehlenden Lizenz nicht genannt werden.
Aus einer Interimslösung wurden vier Jahre als Teamchef mit einem zweiten Platz bei der WM in Japan und Südkorea, einer Weißbier-Wutrede, dem Song "Es gibt nur ein' Rudi Völler" und einem Vorrundenaus bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal. Danach wurde Jürgen Klinsmann Bundestrainer und Erneuerer, denn er forderte, dass beim DFB kein Stein auf dem anderen bleiben dürfe.
Am Ende stimmen nur noch die Einnahmen
Vor allem der A-Nationalmannschaft der Männer taten die großen Reformen gut. Klinsmann und seine Mitstreiter Joachim Löw sowie Oliver Bierhoff führten sie zu Ansehen, Ruhm, Ehre, sportlichen Erfolgen, einem großen Titel und Geld.
Klinsmann ging nach der WM 2006, Löw hielt viel länger, Bierhoff sogar noch länger durch, obwohl nur noch die Einnahmen geblieben waren. Das zweite Aus in der Vorrunde bei einer WM kostete Bierhoff Anfang Dezember 2022 den Job.
Der DFB, der neun Monate zuvor als "neuer DFB" Ansehen erlangt hatte, weil er sich etwa Strippenzieher Rainer Koch entledigte, mit Bernd Neuendorf einen frischen Präsidenten wählte und im Präsidium viel weiblicher geworden war, setzte nach dem Scheitern in Katar zwei "Task Forces" ein.
Kaum Zeit bis zur Heim-EM
Aus der Mitte der einen, die das Label DFB trägt, aber mit DFL (Deutscher Fußball Liga) gefüllt ist, entspringt nun Rudi Völler. Das ist ein Spiel auf Zeit, von der viel zu wenig übrig geblieben ist bis zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland, um die eierlegende Wollmilchsau zu finden, die das neue, hübsche Gesicht der Nationalmannschaft werden und die Massen wieder dazu bewegen soll, mitfiebernd und vielleicht sogar im Trikot die Spiele zu verfolgen.
"Es gab noch kein Internet, noch kein Social Media. Du warst nicht so unter Beobachtung, wie das unsere Jungs heute sind. Ich bin immer noch ein bisschen altmodisch. Ich trauere da noch den 80er- und 90er-Jahren hinterher, weil ich viele Dinge auch überflüssig finde", sagte Völler im Januar 2022 in einem Interview mit der Sportschau auf die Frage, was früher besser gewesen sei.
Das zeigt, dass er der kleinste gemeinsame Nenner der immerhin sehr großen Gruppe ist, die ihn als Fußballer erlebte, der 1990 Weltmeister wurde, und als Teamchef, der 2002 aus wenig viel machte.
"Tante Käthe" sorgt immer für ein bisschen Stimmung
Der Gruppe, die dafür zu jung ist, ist Rudi Völler als Mann bekannt, der gerne mal über Schiedsrichter schimpft, oder über den DFB, oder der Oliver Bierhoff mal einen "Fußballer mit Malta-Füßen" nannte. Völlers Vorteil: Niemand nimmt ihm das nachhaltig übel. "Tante Käthe", wie er liebevoll genannt wird, ist der Onkel, der bei allen Familienfeiern dabei ist, für ein bisschen Stimmung sorgt, aber andere Termine vorschiebt, wenn ein Umzug geplant und auch durchgezogen werden muss.
Die Wiederbelebung des "Projekts Zukunft Fußball", das Feintuning bei der Ausbildung von Fußballerinnen und Fußballern und die Optimierung von "Haus Bierhoff", wie die Akademie des DFB auch genannt werden könnte, stehen sicher nicht auf der Agenda eines Sportdirektors Rudi Völler. Er ist der Zeitspieler, durch den der DFB erfährt, dass die DFL die Vorgaben macht.