Homophobe Äußerungen nach Derby Rapid Wien legt Protest gegen Sperren ein
Sperren gegen fünf Spieler, Punktabzug auf Bewährung: Österreichs Fußball-Bundesliga bestraft Rapid Wien. Der Klub kündigte am Dienstag (05.03.2024) an, Protest einzulegen.
Nach beleidigenden und homophoben Äußerungen im Anschluss an die Partie waren gegen Rapid Wien am Montag umfangreiche Strafen ausgesprochen worden. Fünf Spieler - unter ihnen der langjährige Schalker Guido Burgstaller und der künftige Bremer Marco Grüll - erhielten Sperren, zudem erhält Rapid einen Abzug von drei Punkten. Die Strafe ist allerdings bis 2026 auf Bewährung ausgesetzt, wie die die Liga mitteilte.
"Die Österreichische Fußball-Bundesliga bekennt sich zum Kampf gegen Diskriminierung jeder Art", hatte der Strafsenat mitgeteilt. Was im Anschluss an das Derby gegen Austria Wien Ende Februar passiert sei, "stehe in keinerlei Einklang mit den Werten, für die der Fußball insgesamt und die Österreichische Fußball-Bundesliga im Speziellen stehen."
Rapid kündigt Protest gegen Sperren an
Der Klub kündigte am Dienstag an, gegen die Sperren Protest einzulegen. "Da die Entschuldigungen der beteiligten Akteure sowie der Maßnahmenkatalog nach den Geschehnissen im Derby vom Senat anerkannt wurden, werden wir gegen die unbedingten Sperren Protest einlegen", sagte Präsident Alexander Wrabetz auf einer Pressekonferenz. Vor diesem Hintergrund fühle sich der Klub übermäßig bestraft.
Der 63-Jährige verglich die Situation mit einem ähnlichen Vorfall bei Paris St. Germain aus dem September 2023. Damals waren ein Quartett des französischen Meisters um die ehemaligen Bundesligaprofis Ousmane Dembele, Achraf Hakimi und Randal Kolo Muani nach homophoben Gesängen lediglich mit einem Spiel Sperre auf Bewährung belegt worden.
Erster Derby-Sieg gegen Austria seit 2019
Nach zwölf Derbys ohne Sieg in Serie hatte der Hauptstadtklub den Lokalrivalen Austria Wien wieder bezwungen, das 3:0 (3:0) am 25. Februar war der erste Erfolg seit September 2019. Anschließend ließ sich das Team von Trainer Robert Klauß, zuvor beim 1. FC Nürnberg, vor den heimischen Fans ausgiebig feiern - und leistete sich gleich mehrere Verfehlungen, wie in sozialen Medien kursierende Videoaufnahmen dokumentieren.
"Wir haben einen historischen Sieg gegen unseren Stadtrivalen errungen und das ausgiebig gefeiert. Dabei ist jedoch einiges schiefgelaufen", sagte Präsident Wrabetz am Dienstag.
So hatte Geschäftsführer Hofmann die Gäste beschimpft, gut hörbar durch ein Megafon. Zudem stimmte die Mannschaft um Ex-Bundesliga-Profi Guido Burgstaller und Marco Grüll, der im Sommer zu Werder Bremen wechselt, homophobe Gesänge an.
Sechs Pflichtspiele Sperre für Burgstaller
Kapitän Burgstaller wurde wegen Diskriminierung für sechs Pflichtspiele gesperrt, davon sind drei Spiele auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Zusätzlich muss er an Workshops zum Thema Diskriminierung teilnehmen. Burgstaller hatte im Derby ein Tor erzielt und ein weiteres vorbereitet.
Auch Grüll (sechs Spiele, drei davon zur Bewährung) und Thorsten Schick (fünf Spiele Sperre, zwei zur Bewährung) wurden wegen Diskriminierung verurteilt. Innenverteidiger Maximilian Hofmann und Torwart Niklas Hedl wurden wegen Verletzung des Fair-Play-Gedankens für drei Spiele (ein Spiel auf Bewährung) gesperrt. Auch sie müssen an Anti-Diskriminierungs-Workshops teilnehmen.
Geschäftsführer Steffen Hofmann wurde wegen Ehrverletzung für zwei Monate gesperrt, die Hälfte der Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt. Co-Trainer Stefan Kulovits wurde wegen Diskriminierung für drei Monate gesperrt, ein Monat ist zur Bewährung ausgesetzt.
Hofmann und Burgstaller reumütig
Bereits vor der Verkündung des Strafmaßes hatten sich die Rapid-Verantwortlichen reumütig gezeigt. "Wir können diese Fehler leider nicht ungeschehen machen", wird Burgstaller auf der Klub-Website zitiert: "Wir möchten uns auf diesem Wege auch klar von jeglicher Diskriminierung und Homophobie distanzieren und uns bei allen entschuldigen, die wir durch unser Verhalten direkt oder indirekt beleidigt haben", so der 34-Jährige.
Auch Hofmann hatte bereits beim Stadtrivalen um Entschuldigung gebeten und seine Worte als "absolut unpassend" bezeichnet: "Die Freude über das gewonnene Derby bleibt, mein Bedauern über die Wortwahl ebenso." Diese sei bei aller Rivalität nicht angebracht gewesen. Kulovits räumte ebenfalls "einen großen Fehler" ein und drückte sein "aufrichtiges Bedauern" aus. Burgstaller erklärte, dass die Spieler ihrer Vorbildwirkung "leider absolut nicht gerecht" geworden seien.
Schwierige Aufgabe für Trainer Klauß
Für Rapid Wien steht am Sonntag (10.03.2024) ein wichtiges Spiel an. Gegen Austria Klagenfurt (Platz vier) spielt Rapid Wien (Rang sechs) um den Einzug in die Meistergruppe. Ein Remis würde Rapid genügen - nicht mithelfen können aus genannten Gründen unter anderem der Kapitän (Burgstaller) und der Top-Scorer (Grüll).