Fußball-WM 2023 Australien und Neuseeland fordern FIFA auf: kein Sponsoring durch Saudi-Arabien
Wird die Tourismusbehörde Saudi-Arabiens Sponsor der Fußball-WM der Frauen 2023? Die gastgebenden Verbände von Australien und Neuseeland haben sich nun bei der FIFA klar dagegen positioniert - ein Umdenken deutet sich an.
Die FIFA hat das Sponsoring durch "Visit Saudi" bislang weder bestätigt noch dementiert. Die beiden Verbände, die die WM mit der FIFA ausrichten, hatten das mögliche Sponsoring bereits kritisiert und bezogen am Montag (06.03.2023) Stellung. Das Portal "The Athletic" hatte Anfang Februar das mögliche Sponsoring der WM durch "Visit Saudi" öffentlich gemacht. "Visit Saudi" war Sponsor der Männer-WM in Katar und der Klub-WM in Marokko. Die Verbände Australiens und Neuseeland baten die FIFA daraufhin um Klärung und kritisierten, nicht einbezogen worden zu sein.
Sky: FIFA erwägt Abkehr vom Sponsoring
Der britische Sender Sky berichtet, dass die FIFA nun eine Abkehr von dem Geschäft mit Saudi-Arabiens erwäge. Andrew Pragnell, Vorstandsvorsitzender des neuseeländischen Fußballverbands, sagte gegenüber neuseeländischen Medien, dass er eine Antwort der FIFA erhalten habe und diese für zweideutig halte. "Die FIFA hat darin das potenzielle Sponsoring weder bestätigt noch dementiert", sagte Pragnell am Freitag.
"Das Schreiben spielte auf die Wichtigkeit an, alle Mitgliedsverbände gleich zu behandeln, und dass Einbeziehung besser sei als Isolation. Um ehrlich zu sein, sind wir ein wenig im Ungewissen darüber, was hier vor sich geht, was ein bisschen enttäuschend ist." Er hoffe nun, dass der Brief zu einem Umdenken geführt habe.
"Diese Partnerschaft stimmt nicht mit unserer Vision überein"
James Johnson, der Geschäftsführer des Verbands Football Australia, sagte: "Auf der Grundlage der Gespräche, die wir mit unserer Gesellschaft und wichtigen Interessengruppen sowie basierend auf unserer eigenen Position, würden wir uns damit nicht wohlfühlen." Das Geschäft sei zwar nicht bestätigt und der Verband warte immer noch auf Klärung durch die FIFA.
"Aber wir übermitteln weiterhin diese klare Botschaft im Namen der Verbände von Australien und Neuseeland." Das hätten auch Gespräche mit Regierungs- und Handelspartnern ergeben. "Diese Partnerschaft stimmt nicht mit unserer gemeinsamen Vision für das Turnier überein."
Australiens Verbandschef James Johnson
Frauenrechte eingeschränkt, Homosexualität illegal
Die Lage der Menschenrechte in Saudi-Arabien ist sehr schlecht. Die Todesstrafe wird vielfach vollstreckt, die Gerichtsverfahren gelten oft als nicht fair. Die Reise- und Meinungsfreiheit ist eingeschränkt. In der Rangliste der Pressefreiheit rangiert Saudi-Arabien auf Platz 166, noch hinter Somalia, Afghanistan oder Russland. 2018 wurde amerikanischen Geheimdienstberichten zufolge der kritische saudische Journalist Jamal Khashoggi auf Anordnung der Regierung Saudi-Arabiens in der Türkei ermordet.
Frauenrechte sind in dem Land stark eingeschränkt, homosexuelle Handlungen sind illegal. Saudi-Arabien nutzt seit einigen Jahren den Sport und vor allem den Fußball, um sein Image nach außen als fortschrittlich und modern aufzupolieren. 2023 richtet das Land die Klub-WM der FIFA aus, 2021 kaufte der Staatsfonds den Premier-League-Klub Newcastle United.
Die deutsche Spielführerin Alexandra Popp sagte zuletzt, dass sie dem möglichen Deal "eher negativ" gegenüberstehe, "Visit Saudi" sei "kein optimaler Sponsor für eine Frauen-Weltmeisterschaft". Alex Morgan aus den USA nannte die Zusammenarbeit "bizarr", ihre Teamkollegin Megan Rapinoe bezeichnete sie als "völlig unangemessen". Die niederländische Spielerin Vivianne Miedema sagte, "die FIFA sollte sich schämen".
One-Love-Binde: Infantino verspricht Lösung "vor der WM"
Bei einer Pressekonferenz am Samstag in London nach einer Sitzung des Regelgremiums IFAB sprach Infantino über mögliche Meinungsäußerungen von Spielerinnen bei der WM 2023. Mit Blick auf die Kontroverse um die One-Love-Kapitänsbinde bei der WM der Männer 2022 in Katar sagte er, dass "wir alle einen Lernprozess erlebt haben". Was man nun besser machen wolle, sei ein Dialog mit Spielern, Teams und Verbänden.
So solle ausgelotet werden, welche Standpunkte man ausdrücke könne "ohne andere zu verletzen". Eine Lösung soll "vor der WM" stehen. Bei der WM 2022 hatte die FIFA die Verbände aus Deutschland, Niederlande, Dänemark, England, Belgien, Schweiz und Wales bis kurz vor dem Start um Unklaren darüber gelassen, ob die Binde zugelassen werde oder nicht. Für den Deutschen Fußball-Bund endete die Angelegenheit mit einer PR-Krise, sportlich schied das Team in der Gruppenphase aus.