Deutscher Frauenfußball Anne Trabant-Haarbach - Eine Pionierin wird 75
Anne Trabant-Haarbach wurde als Fußballerin und als Trainerin elfmal Meister. Sie war eine Wegbereiterin des Frauenfußballs in Deutschland - und das in einer Zeit, als der DFB den gar nicht wollte. Am 1. Januar feiert Anne Trabant-Haarbach ihren 75. Geburtstag.
Manchmal kommen die Gedanken hoch. "Dann überlege ich, wie lange ich wohl noch habe", sagt Anne Trabant-Haarbach, um dann schnell nachzuschieben: "Aber es geht mir gut, keine Sorge." Im Moment ist sie allerdings in Rekonvaleszenz, vor sechs Wochen wurde ihr ein künstliches Schultergelenk eingesetzt. Deshalb ist die große Feier zum 75. Geburtstag am 1. Januar "erstmal verschoben".
Anne Trabant-Haarbach ist die Pfadfinderin, die Wegbereiterin, der erste ganz große Name des deutschen Frauenfußballs. Mit eisernem Willen, Leidenschaft und Entschlossenheit kämpfte sie sich durch die Jahre 1955 bis 1970, in denen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Frauen- und Mädchenfußball offiziell verboten hatte. Begründung: Die Kampfsportart Fußball sei "der Natur des Weibes im Wesentlichen fremd".
Trabant-Haarbach holte mit drei Vereinen elf Meistertitel
Ungeachtet dessen blieb Trabant-Haarbach ihrer Passion treu und setzte dabei einen Meilenstein nach dem anderen. Als Spielerin und später als Trainerin gewann sie mit dem TuS Wörrstadt, dem Bonner SC und der SSG Bergisch-Gladbach insgesamt elf deutsche Meisterschaften sowie die ersten beiden Endspiele um den DFB-Pokal. 1981 trat sie nach einer eher halbherzigen Einladung durch den DFB mit Bergisch-Gladbach bei der inoffiziellen WM in Taiwan an und brachte auch von dort den Titel mit.
Dann entschloss sich auch der DFB, eine Frauen-Nationalmannschaft aufzubauen. Trabant-Haarbach war in die Planungen eingebunden. "Und dann durfte ich diese Nationalmannschaft zu ihrem ersten Länderspiel als Kapitänin aufs Feld führen", erzählt sie. Das war am 10. November 1982 in Koblenz, Deutschland gewann 5:1 gegen die Schweiz: "Bei dem Gedanken kommen mir immer noch die Tränen, die Emotionen sind so lebendig wie am ersten Tag."
Trabant-Haarbach hat einen Tipp für den DFB: "Auch mal im Ausland umsehen"
Aber zurück in die Gegenwart. Wo sieht Anne Trabant-Haarbach die Nationalmannschaft im Olympiajahr 2024? Die Qualifikation für Paris sei "zu schaffen, die Chance ist da, die müssen sie einfach nutzen". Leidenschaft und ein fester Wille von jeder einzelnen Spielerin seien dafür erforderlich und "die Bereitschaft, nicht nur sich selbst, sondern die Sache, die Mannschaft in den Vordergrund zu rücken."
Horst Hrubesch, der Interims-Bundestrainer, sei für diese knifflige Mission durchaus der richtige Mann, obwohl sich Trabant-Haarbach auf Dauer wieder eine Frau auf der Bank wünscht. Was die mitbringen muss? "Natürlich viel Fachwissen, sehr viel Selbstvertrauen und die Fähigkeit, gelassen und konstruktiv mit Kritik umzugehen." Der DFB könne sich bei der Suche ja "durchaus auch mal im Ausland umsehen". Namen will Trabant-Haarbach nicht nennen, "das ist nicht mein Job, und es steht mir auch gar nicht zu".
Übrigens: Das Erfolgsrezept von Hrubesch, sagt sie, sei eigentlich ein ganz simples: "Er ist kein Laptop-Trainer, sein Prinzip ist es, den Ball direkt und schnell nach vorne zu spielen und ein Tor zu schießen." Fußball kann ja wirklich ganz einfach sein.