Lyons Mittelfeldspieler Houssem Aouar bei einer Flanke

Investor übernimmt Klub Olympique Lyon - mit US-Geld zu neuer Blüte?

Stand: 20.12.2022 20:40 Uhr

Olympique Lyon war Anfang der 2000er ein Schwergewicht im europäischen Fußball. Zuletzt ging's deutlich bergab. Mit dem Einstieg eines US-Investors soll dieser Trend aufgehalten werden.

Am Montag (19.12.2022) war es endlich soweit: Olympique Lyon konnte auf der vereinseigenen Website verkünden: Der Deal ist fix! Der US-geführte Investmentfonds "Eagle Football" habe eine Mehrheitsbeteiligung am Klub erworben, gab Olympique bekannt. Damit fand ein monatelanges Hin und Her ein Happy End - aus Sicht der Beteiligten.

Die "Eagle Football Holding" des US-amerikanischen Investors John Textor hält nun 77,5 Prozent aller Olympique-Anteile im Wert von etwas mehr als 327 Millionen Euro. "Eagle Football" plant zudem eine Kapitalerhöhung in Höhe von insgesamt 86 Millionen Euro - inklusive dieser wird der Wert der "OL Groupe", die dem Verein übergeordnet ist, mit Eigenkapital wie dem Stadion und Schulden, an deren Abbau sich "Eagle" beteiligen will, auf 884 Mio. Euro geschätzt.

Große europäische Klubs sollen angegriffen werden

Große Zahlen, riesige Beträge, schwer fassbare Dimensionen. Die Einfädler dieses Deals sehen derweil natürlich beide Seiten als Gewinner. Textor, ein milliardenschwerer Investor, hat schon Beteiligungen an Fußballklubs auf der ganzen Welt gekauft - darunter Brasiliens Botafogo, den Premier-League-Klub Crystal Palace und den belgischen Zweitligisten Molenbeek. Der Plan: Man will mit der Entwicklung junger Talente das System der bestehenden großen europäischen Klubs angreifen.

Für Olympique liegt der Vorteil auf der Hand: Mit den neuen finanziellen Möglichkeiten möchte der Klub vor allem die Distanz zu Big Playern wie Paris St. Germain verkürzen. Funktionieren soll das vor allem mit der Intensivierung und Professionalisierung der Nachwuchsförderung.

Olympiques Jugendarbeit als Trumpf

Die Jugendarbeit Lyons zählte einmal zu den besten in Europa, brachte unter anderem Spieler wie Karim BenzemaSamuel UmtitiCorentin TolissoAlexandre Lacazette oder Nabil Fekir hervor. Da möchte man wieder hin. Mit Lyon, aber auch mit den anderen Klubs der Holding. "Wir hoffen, dass unsere globale Präsenz in der Talentförderung für alle unsere Eagle-Klubs und Communities von Vorteil sein wird", so US-Investor Textor in seiner Erklärung.

Lyons große Zeiten begannen vor rund 20 Jahren. 2002 gewann der Klub den ersten nationalen Meistertitel, es folgten bis 2008 sechs weitere Meisterschaften in Folge. Erst unter Trainer Paul le Guen, später unter Gerard Houllier und dessen Nachfolger Alain Perrin dominierte Lyon den französischen Fußball.

Der ehemalige Spieler von Olympique Lyon Juninho

Seine Freistöße waren der Knaller: Lyons Juninho Anfang der 2000er

Paris St. Germain veränderte alles

Was bei den Männern gelang, machten die Frauen von Olympique später sogar noch viel besser. Nach der ersten französischen Meisterschaft 2007 waren sie in den nächsten 13 Jahren quasi unbesiegbar und reihten bis 2020 insgesamt 14 nationale Meistertitel aneinander.

Erst mit dem Aufschlagen der katarischen Geldgeber bei Paris St. Germain wuchs ein echter Rivale heran. Was bei den Frauen schon ab 2014 zu spüren war, setzte sich bei den Männern deutlich sichtbar fort: PSG lief Olympique den Rang ab. Heute ist PSG in aller Munde, während Lyons Männerfußball schon fast im Mittelmaß versunken ist. In der aktuellen Saison steht OL nach 15 Spieltagen auf Platz 8, mit ebenso vielen Niederlagen wie Siegen.

"Wichtiger Tag für die Zukunft von OL"

Das soll sich wieder ändern. Olympique-Präsident Jean-Michel Aulas, der dem Verein noch mindestens drei Jahre vorstehen soll, freut sich auf das neue Geld. "Die Investitionen werden zum einen in den Erhalt der Infrastrukturen, aber auch in die sportlichen Projekte in den verschiedenen Bereichen fließen: in die Akademie, wo wir ganz erhebliche Projekte haben, in die Herrenmannschaft und in die Frauenmannschaft", sagte er der "L'Equipe".

Nach Aulas' Befinden wird der Montag in die Geschichte eingehen: "Dies ist ein sehr wichtiger Tag für die Zukunft von OL", so der Präsident.