Michel Platini Kehrt Frankreichs Nummer 10 zurück?
Noël Le Graët steht vor dem Aus als Präsident von Frankreichs Fußballverband - nun wird Michel Platini in Stellung gebracht. Das dürfte vor allem FIFA-Präsident Gianni Infantino nicht gefallen.
Platini, der von 2007 bis 2016 Präsident der europäischen Fußball-Union UEFA war, könnte in das Funktionärswesen des Fußballs zurückkehren. Mehrere französische Medien berichten darüber, dass der 67-Jährige Nachfolger von Le Graët werden könnte.
Laut der Sporttageszeitung "L'Équipe" steht im Februar ein Treffen mit Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra an. Der Sender "RMC" berichtete, dass sogar Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron an Platini herangetreten sei, um dessen Bereitschaft auszuloten.
Platinis Funktionärskarriere endete abrupt
Platini musste 2016 das Amt als UEFA-Präsident aufgeben. Er war von der Ethikkommission des Weltverbands FIFA zunächst für sechs Jahre gesperrt worden, dann wurde die Strafe auf vier Jahre reduziert. Dabei ging es um eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken der FIFA unter Präsident Sepp Blatter an Platini. Das Geld sei für eine beratende Tätigkeit, wie Platini erklärte.
Platini hatte gerade die notwendigen Unterstützerstimmen bei der FIFA für die Präsidentschaftswahl 2016 und die Nachfolge von Sepp Blatter eingereicht. Der Vorgang beendete Platinis Karriere als Fußballfunktionär vorerst, Gianni Infantino nutzte die Situation und wurde Präsident. Platini sprach von einem "hinterhältigen und absichtlichen Leak", das seiner Reputation schaden sollte. Vom Bundesstrafgericht in Bellinzona war Platini 2022 wie Blatter vom Vorwurf des Betrugs freigesprochen worden.
Platini gilt auch als Faktor bei der WM-Vergabe nach Katar. Ein Treffen mit Katars Emir im November 2010 und dem damaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy soll eine entscheidende Rolle gespielt haben. Platini war damals stimmberechtigtes Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee, das wenig später die WM 2022 nach Katar vergab.
Abrechnung mit Infantino?
Sollte der einstige Weltklassefußballer, der während seiner aktiven Zeit nahezu ausschließlich die Nummer 10 auf dem Trikot getragen hat, tatsächlich spektakulär in die Riege der mächtigen Funktionäre zurückkehren, dürfte dies vor allem Infantino nicht gefallen. Der Präsident der FIFA muss nicht um seine Wiederwahl im April 2023 fürchten, aber Platini könnte ihm trotzdem gefährlich werden.
"In diesem schrecklichen Fall gibt es Schuldige, die in diesem Prozess nicht aufgetreten sind. Ich garantiere ihnen: Wir werden uns wiedersehen“, erklärte Platini nach dem Freispruch von Bellinzona. Dabei nannte er zwar nicht den Namen Infantinos, aber es gilt als offenes Geheimnis, dass er den Schweizer, der viele Jahre als Generalsekretär unter ihm bei der UEFA arbeitete, meinte. Platini witterte einen Komplott gegen ihn, als die Millionenzahlung damals bekannt wurde, und hinter diesem Komplott dürfte er Infantino wähnen.
Staatsanwaltschaft bestätigt Vorermittlungen gegen Le Graët
Der aktuelle Präsident Le Graët lässt sein Amt beim französischen Verband derzeit ruhen. Mittlerweile sind laut Pariser Staatsanwaltschaft Vorermittlungen eingeleitet worden. Es geht im Kern um Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Le Graët soll einem Bericht der Zeitschrift "So Foot" vom vergangenen September zufolge SMS mit sexuellen Anspielungen an Mitarbeiterinnen verschickt haben. Zudem warf eine frühere Agentin dem Verbandschef kürzlich sexistisches Verhalten vor.
Der 81-Jährige ist seit 2011 Präsident der FFF. 2019 gelangte er durch den Rücktritt des damaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel als einer der europäischen Vertreter in den FIFA-Rat. Beim UEFA-Kongress am 5. April 2023 stellt sich der portugiesische Vertreter Fernando Gomes gegen ihn zur Wahl um den Platz im FIFA-Gremium. Nach bisherigem Stand ist Le Graët noch Teil der Abstimmung.