Vorwurf sexueller Belästigung Französischer Fußballverbandschef lässt Posten vorerst ruhen
Noël Le Graët, Präsident von Frankreichs Fußballverband, lässt seinen Posten vorerst ruhen. Er soll Mitarbeiterinnen im Verband Kurznachrichten mit sexuellen Anspielungen gesendet haben.
Le Graët habe seinen vorläufigen Rückzug in Abstimmung mit dem Vorstand beschlossen, teilte der französische Verband FFF mit. Le Graët will seinen Posten demnach bis zur Veröffentlichung eines Prüfberichts zu Missständen innerhalb des Verbands räumen. Der Sender France Info berichtete, dass der Bericht für Ende Januar erwartet wird.
Derzeit läuft eine vom Sportministerium eingeleitete Untersuchung gegen den Verband und Le Graët zu Missständen wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung. Le Graët soll einem Bericht der Zeitschrift "So Foot" vom vergangenen September zufolge SMS mit sexuellen Anspielungen an Mitarbeiterinnen geschickt haben.
Auch Geschäftsführerin Hardouin vorläufig suspendiert
Der Vorstand entschied auch, FFF-Geschäftsführerin Florence Hardouin vorläufig zu suspendieren. Der bisherige Vizepräsident des Verbands, Philippe Diallo, soll übergangsweise die beiden Posten ausfüllen. Die Zeitung "Le Parisien" berichtete, dass ein Rücktritt Le Graëts aber nicht diskutiert worden sei.
Zuletzt war der Verbandschef durch weitere Anschuldigungen der sexuellen Belästigung unter Druck geraten. Dem "Parisien" zufolge bestritt Le Graët beim Vorstand die Vorwürfe.
Kritik zu Aussagen über Zidane
In der Diskussion stand Le Graët auch durch Aussagen über Frankreichs Weltmeister Zinédine Zidane. Am Sonntag war Le Graët beim Sender RMC Sport zu einem möglichen Engagement des ehemaligen Welt- und Europameisters als Nationaltrainer von Brasilien gefragt worden. "Er kann hingehen, wohin er will", hatte Le Graët lapidar unter anderem gesagt. Es sei ihm völlig egal. Und hätte Zidane versucht, mit ihm zu telefonieren, wäre er nicht mal rangegangen.
Zuvor hatte Le Graët den Vertrag mit Nationaltrainer Didier Deschamps verlängert. Zidane war als möglicher Nachfolger von Deschamps im Falle einer Trennung gehandelt worden. Le Graët räumte ein, seine Worte seien ungeschickt gewesen und sagte, er wolle sich bei Zidane entschuldigen.
Le Graët und Hardouin in mächtigen Gremien bei FIFA und UEFA
Der 81 Jahre alte Le Graët ist seit 2011 Präsident der FFF. 2019 gelangte er durch den Rücktritt des damaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel als einer der europäischen Vertreter in den FIFA-Rat. Am 5. April 2023 stellt sich der portugiesische Vertreter Fernando Gomes beim UEFA-Kongress gegen ihn zur Wahl um den Platz im FIFA-Gremium.
Florence Hardouin sitzt als einziges und erstes weibliches Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee. 2016 setzte sie sich bei der Wahl im UEFA-Kongress gegen Karen Espelund aus Norwegen durch.