Lange Wege bei der WM Der Reiseplan meint es gut mit Deutschland
Die Nationalmannschaft fliegt für das erste WM-Gruppenspiel gegen Marokko von Newcastle in New South Wales nach Melbourne. Luftlinie sind das gut 822 Kilometer - für australische Verhältnisse ein Klacks. Die DFB-Frauen haben mit ihrem Spielplan großes Glück gehabt - im Gegensatz zu den USA und Haiti.
In der Vorrunde tritt Deutschland noch in Sydney und Brisbane an. Ins australische Queensland sind es "nur" 630 km. Zum Vergleich: Das sind trotzdem knapp 20 Kilometer mehr als von Hamburg nach München. "Uns ist bewusst, dass wir mit der Auslosung großes Glück gehabt haben", sagt Lena Lattwein, die mit ihrem Team auf der Anreise von Frankfurt über Dubai nach Sydney schon rund 13.000 km im Flugzeug zurückgelegt hat.
"Unsere Wege sind im Vergleich zu vielen anderen relativ kurz", fügt Kapitänin Alexandra Popp mit Blick auf die Inland-Reisen hinzu. "Es ist gut, dass wir keine Zeitzonen durchqueren müssen. Anderthalb Stunden Flug gehen noch, finde ich. Andere Mannschaften stoßen auf ganz andere Wege." Mittelfeldspielerin Lattwein betonte noch, dass "andere Mannschaften sich sogar an andere klimatische Bedingungen gewöhnen müssen".
Andere Teams mit deutlich weiteren Wegen
Für Popp und Co. wäre die weiteste Strecke der Flug nach Adelaide. Dafür müsste Deutschland in der Vorrundengruppe H allerdings Zweiter werden. Ansonsten stehen ausschließlich Partien an der Ostküste oder in Melbourne an.
Ganz anders sieht es zum Beispiel für die USA aus. Die Titelverteidigerinnen absolvieren die komplette Vorrunde in Neuseeland (Auckland und Wellington). Dazwischen liegen kaum 500 Kilometer. Zum Achtelfinale wartet dann ein über 2.000 Kilometer langer Flug nach Australien. Im Viertel- und Halbfinale stehen wieder Spiele in Neuseeland an. Das Spiel um Platz drei (Brisbane) und das Endspiel (Sydney) ist wieder über 2.000 Kilometer entfernt.
Haiti fliegt für die WM weit über 40.000 km
Doch auch innerhalb Australiens müssen einige Teams richtig lange Strecken zurücklegen. Der einfache Grund: Fünf Vorrundenspiele finden in Perth statt. Die Hauptstadt von Western Australia und Sydney trennen knapp 3.300 Kilometer.
Die Däninnen, die zweimal in Perth antreten, haben dort auch ihr Quartier bezogen. Das zweite Gruppenspiel gegen England findet aber in Sydney statt. Am Ende der Vorrunde hat Dänemark also bereits 6.600 Kilometer absolviert. Noch härter ist das Programm nur für Haiti, das auch in der Region Perth abgestiegen ist. Allerdings spielt das Team aus der Karibik nur einmal in Perth. Ansonsten geht es nach Adelaide und Brisbane.
Würde zusammen mit der An- und Abreise vom Turnier für die WM-Neulinge am Ende der Vorrunde bereits weit über 40.000 Kilometer für das Vielflieger-Konto bedeuten. Mehr als eine ganze Umrundung der Erde. Und vielleicht schaffen es die Haitianerinnen ja sogar in die K.o.-Runde?
Lange Strecken bei WM keine Seltenheit
In Zeiten der Klima-Krise erscheinen solche Zahlen besonders abstrus. Die Frauenfußball-WM hat auch schon in Kanada (2015) und den USA (1999 und 2003) stattgefunden. Dort gibt es ebenfalls lange inländische Flugstrecken. In diesem Jahr liegt allerdings der Spezialfall vor, dass es fast für alle Teilnehmer die lange Anreise gab.
"Es ist nicht optimal, wenn man das als Ganzes betrachtet, muss man sagen", unterstreicht Popp und fügte hinzu: "Aber dabei wird sich schon jemand etwas gedacht haben."
Rauch: "Mit den Spielorten wahnsinniges Glück"
Den Flug nach Melbourne treten die DFB-Frauen in großer Vorfreude an. "Es gibt nichts Schöneres, als dass es endlich losgeht", betonte Felicitas Rauch. "Die lange Zeit der Vorbereitung ist endlich vorbei." Dass Deutschland bei der WM die vergleichsweise kurzen Wege hat, bezeichnete die Wolfsburgerin als "wahnsinniges Glück".
Es ist nicht optimal, wenn man das als Ganzes betrachtet, muss man sagen. Aber dabei wird sich schon jemand etwas gedacht haben.
Rauch freut sich besonders auf die Spiele in Brisbane, wo sie bereits war. "Das ist ein schöner Spielort, da habe ich mir auch schon mal ein Spiel angesehen." Dort findet das dritte Gruppenspiel gegen Südkorea statt. Als Gruppenerster könnte Deutschland aber auch noch mal im Viertelfinale im Bundesstaat Queensland antreten.
Nur eine mögliche dritte Reise gen Norden würden sich die DFB-Frauen sicher gern ersparen. Würde diese doch bedeuten, dass sie ihr großes Ziel - den dritten WM-Titel nach 2003 und 2007 - verpasst hätten. In Brisbane ist am 19. August das Spiel um Platz drei angesetzt. Dann doch lieber zum Finale nach Sydney - dorthin kann das Nationalteam sogar mit Bus fahren.