Staatliche Sport-Offensive Diaby nach Saudi-Arabien - Folgt die nächste Einkaufstour?
Ist Moussa Diabys Transfer der Startschuss für eine neue saudische Fußball-Offensive? Der prognostizierte Exodus von Stars ist bislang jedenfalls ausgeblieben.
Dass der ehemalige Leverkusener Diaby den Premier-League-Klub Aston Villa nach nur einem Jahr wieder verlässt und sich Al-Ittihad in Saudi-Arabien anschließt, ist am Donnerstag (25.07.2024) offiziell geworden. Laut Medienberichten ist Diaby mit einer Ablöse von 60 Millionen Euro diesmal sogar noch fünf Millionen Euro teurer als bei seinem Transfer von Bayer auf die Insel vor zwölf Monaten.
Bei Al-Ittihad trifft Diaby auf seine französischen Landsleute Karim Benzema und N'Golo Kante sowie Trainer Laurent Blanc. Außerdem stehen beim saudischen Meister von 2023 Stars wie Fabinho, Jota oder Luiz Felipe unter Vertrag.
Angeblich mehr als 20 Millionen Euro Gehalt
Rechtsaußen Diaby hatte in der abgelaufenen Saison mit zehn Toren und neun Vorlagen in 54 Spielen mitgeholfen, Villa in die Champions League zu führen. Mit 25 Jahren hat er noch viele Jahre im Profifußball vor sich - und trotzdem wechselt er in die Wüste. Er soll bis 2029 unterschrieben haben und mehr als 20 Millionen Euro pro Saison verdienen.
Mit extrem hohen Gehältern hatten es die saudischen Klubs geschafft, im vergangenen Sommer zahlreiche Topspieler anzuwerben und den Transfermarkt in Europa durcheinanderzuwirbeln. Noch vor einigen Jahren wäre es kaum vorstellbar gewesen, dass namhafte Fußballer in Saudi-Arabien unterschreiben. Zu schlecht war der Ruf des autokratisch regierten Königreichs, dem schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Und zu unbedeutend war die Saudi Pro League.
Ronaldo machte den Anfang
Doch dann entschied der Staat, Milliarden in den Sport zu pumpen, um neue Geschäftsfelder für die Zeit nach der Ölförderung zu erschließen und um das eigene Image aufzupolieren. Die Verpflichtung von Superstar Cristiano Ronaldo Anfang 2023 beseitigte dann mögliche Restzweifel, im Sommer folgten Neymar, Karim Benzema und viele andere.
Noch im vergangenen Winter gab es Spekulationen, der Hype könnte schnell vorbei sein. Ex-Liverpool-Kapitän Jordan Henderson hatte da seinen Vertrag bei Al-Ettifaq bereits nach einem halben Jahr gekündigt, sich Ajax Amsterdam angeschlossen. Anderen Stars wurde Unzufriedenheit nachgesagt.
Kaum Abgänge, namhafte Zugänge
Doch die Zahl der Abgänge hält sich bisher in üblichen Grenzen. Allan Saint-Maximin wechselt auf Leihbasis zu Fenerbahce und die Altstars Ivan Rakitic (zu Hajduk Split, Kroatien) und David Ospina (zu Atlético Nacional, Kolumbien) lassen ihre Karrieren in ihrer Heimat ausklingen. Aber sonst?
Die Klubs scheinen eher aufzurüsten, als dass sie Stars ziehen lassen müssen. Vor Diaby haben bereits der Ex-Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (35), der spanische Weltmeister Nacho Fernandez (34) und Belgiens Nationaltorwart Koen Casteels (32) ihre Wechsel nach Saudi-Arabien bekanntgegeben. Alle spielen nun für Al-Qadsiah FC, der in der finanziell ungleichen Liga offensichtlich die Lücke schließen will zu den vier Krösussen Al-Hilal, Al-Nassr, Al-Ittihad und Al-Ahli.
Offenbar langer Atem
Die Klubs haben sich neben Altstars auch Spieler mit Entwicklungspotenzial ins Team geholt: Houssem Aouar (von AS Rom zu Al-Ittihad), Julián Quinones (von CF America zu Al-Qadsiah) und Torwart Bento (von Athletico-PR zu Al-Nassr).
Saudi-Arabien fährt eine längerfristige Strategie, hat mittlerweile in vielen Sportarten und auch beim Internationalen Olympischen Komitee enormen Einfluss. Und es sieht nicht so aus, als ob dem Staat und seiner Fußball-Liga bei der Investitionsoffensive die Puste ausginge.