Europa-League-Halbfinale Roms Trainer De Rossi: Leverkusen ist "nicht unschlagbar"
Im Halbfinale der Europa League trifft Bayer Leverkusen erneut auf die AS Rom (Heute ab 21 Uhr in der Radio-Reportage und im Live-Ticker bei der Sportschau). Seit dem vergangenen Jahr aber haben sich die Römer verändert. Kaum noch wird, wie zu Mourinho-Zeiten, der Bus vor dem Tor geparkt. Dafür macht die Roma den Leverkusenern Konkurrenz in Sachen Last-Minute-Qualitäten.
Daniele De Rossi hat einen guten Draht nach Leverkusen. Regelmäßig ist der Trainer der AS Rom in Kontakt mit einem der Prominentesten der Bayer-Stadt. Es geht um Fußball, aber nicht nur, wenn De Rossi und Rudi Völler sich Textnachrichten schreiben.
"Wir sind Freunde seit was weiß ich wie viel Jahren", erzählt der DFB-Sportdirektor mit Wohnsitz Leverkusen der "Gazzetta dello Sport". Und lobt den neuen Coach der Römer vor dem Europa-League-Halbfinale gegen Bayer: "Er ist auf dem Weg, ein großer Trainer zu werden".
De Rossi, 2004 in Rom unter Kurzzeitcoach Völler als Spieler aktiv, hat auf der Bank der "Giallorossi" (Gelb-Roten) einen bemerkenswerten Start hingelegt. In 13 Spielen der Serie A sammelte der Weltmeister von 2006 so viele Punkte wie sein Vorgänger José Mourinho in 20 Partien - und hat damit seinen Herzensklub zurück ins Rennen um die Champions-League-Plätze gebracht.
Vor allem aber hat der 40-Jährige den Fußballstil der AS Rom umgekrempelt. Auch Völler sagt über seinen Freund De Rossi: "Er lässt ganz anders spielen als Mourinho."
Jose Mourinho (r.) und Xabi Alonso beim Halbfinale im Vorjahr
2023 sorgt Mourinho-Taktik für Verärgerung
Viele in Leverkusen schäumten vor einem Jahr, als Bayer, ebenfalls im Europa-League-Halbfinale, gegen die damals noch von José Mourinho trainierte Roma ausschied. Gemäß der Devise des Portugiesen, dem Gegner müsse auch mal "Zucker in den Tank" geschüttet werden, sicherten die Römer ihren Vorsprung mit Zeitspiel, theaterreifen Verletzungsbehandlungen und einem vor dem Tor geparkten Bus. Bayers Geschäftsführer Sport, Simon Rolfes, empfand es als "Verarschung", dass AS Rom und nicht Leverkusen ins Finale einzog.
Nun trifft Bayer auf eine veränderte Roma. Mourinho wurde im Januar wegen Erfolglosigkeit entlassen, De Rossi hat dem Team vorwärtsorientiertes Kombinationsspiel und Pressing verordnet ("Ich will durch guten Fußball gewinnen"). Mit einem 4-3-3 als Grundordnung sind die "Giallorossi" in der Serie A auf dem Vormarsch. Auch wenn in den vergangenen Wochen ein wenig vom Anfangsschwung nach dem Trainerwechsel verloren gegangen ist und in der Serie A zuletzt nur vier Punkte in drei Spielen eingefahren wurden. Widerstandsfähigkeit haben sich die Römer als Merkmal erhalten. Im Viertelfinale der Europa League gegen Milan spielte die AS über eine Stunde in Unterzahl und brachte ihren Vorsprung vor allem dank einer fabelhaften Abwehrleistung ins Ziel.
Auch die AS Rom trifft oft spät
Vor dem neuerlichen Halbfinale gegen Leverkusen ist der Respekt groß in Italien. Die "Gazzetta" und der "Corriere dello Sport" haben den deutschen Meister wegen seiner Rekordstatistik "gli invincibili", die Unbesiegbaren, getauft. De Rossi aber sagt: Leverkusen sei "unbesiegt, aber nicht unschlagbar", das Duell mit Deutschlands Topteam werde "eine extrem schwierige, aber nicht unmögliche Aufgabe". Die AS steht zum vierten Mal in Folge im Halbfinale eines Europawettbewerbs.
Eine besondere Qualität der Roma: Tore auf den letzten Drücker schießen – wovon ja auch die Leverkusener etwas verstehen. In der Serie A erzielt keine Mannschaft in der Schlussphase so viele Tore wie AS Rom. 20 Mal traf das Hauptstadtteam in der letzten Viertelstunde. Am Wochenende gegen Neapel machte Abraham in der 88. Minute den Ausgleich, zuvor gegen Udinese hatte Cristante den Siegtreffer in der sechsten Minute der Nachspielzeit geköpft. Überhaupt ist in der Schlussphase Ecke, Kopfball, Tor ein beliebter Dreiklang der Roma.
Torjäger Lukaku wieder fit
Verzichten muss De Rossi gegen Leverkusen auf seinen rechten Mann in der Viererkette, Zeki Celik, nach Roter Karte im Viertelfinale. Zurück ins Team kehrt Romelu Lukaku. Roms Toptorschütze in der Europa League hat eine leichtere Muskelverletzung überstanden. De Rossi hofft außerdem, dass Chris Smalling als Abwehrchef zur Verfügung steht. Der verletzungsanfällige Engländer musste zuletzt in der Liga aussetzen, mit ihm hat die Roma-Defensive deutlich höhere Qualität.
Romelu Lukaku
Auf der Tribüne des ausverkauften Stadio Olimpico wird auch Rudi Völler dabei sein. Sowohl für Rom als auch für Leverkusen war er aktiv, jetzt hofft Völler schlicht auf "ein gutes Spiel". Die Fans der "Giallorossi" verehren Völler immer noch als "tedesco volante" (fliegenden Deutschen). Er selbst nennt seine fünf Jahre als Spieler in Rom eine "unvergessliche Zeit". Wer das Halbfinalduell seiner beiden Herzensklubs Leverkusen und Rom gewinnen wird? Diesmal, glaubt Völler, "derjenige, der besser spielt, und es verdient hat, die Runde zu überstehen".