Finale der Champions League Inters Martinez - auf den Spuren von Diego Milito
Lautaro Martinez hat großen Anteil am überraschenden Einzug von Inter Mailand ins Finale der Champions League. Der argentinische Stürmer weckt Erinnerungen an einen erfolgreichen Vorgänger im Trikot der Nerazzurri.
Im Vorlauf auf das Champions-League-Finale sendete die UEFA auch ein Werbefilmchen mit Inter-Stürmer Lautaro Martinez. Welches seiner Tore er sich zuletzt nochmal angeschaut habe, wurde Martinez darin gefragt, er musste nicht lange überlegen: Das Siegtor im Halbfinal-Rückspiel im "Euroderby" gegen den AC Mailand. "Nicht nur, weil es so schön war", sagte Martinez, der sich im Anschluss auf der Werbebande stehend vor der Curva Nord im San Siro feiern ließ. "Es war das wichtigste Tor überhaupt in meiner Karriere."
Der Treffer des Argentiniers entschied das Halbfinale gegen den Stadtrivalen endgültig und brachte die Nerazzurri ins Endspiel der Champions League am Samstag (10.06.2023, ab 21 Uhr, live im Ticker bei der Sportschau) gegen Manchester City.
Erst WM-Finale, jetzt Champions-League-Endspiel
Martinez bekommt dort die Chance, den zweiten großen Titel innerhalb einer Saison zu gewinnen. Weltmeister ist er auch geworden, man hat es fast schon wieder vergessen. Bei der Winter-WM in Katar standen bei den Argentiniern andere im Fokus, allen voran natürlich Lionel Messi, am Ende mit dem ersehntem WM-Pokal in den Händen, als Werbefigur für den Emir.
Neben Messi spielten sich Spieler wie Mittelfeld-Abräumer Enzo Fernandez in den Vordergrund, oder Julian Alvarez. Der Stürmer von City hatte während des Turniers auch den eigentlich gesetzten Martinez aus der Startelf verdrängt. Beim Viertelfinal-Krimi gegen die Niederlande wiederum war es Martinez, der den entscheidenden Strafstoß im Elfmeterschießen versenkte.
Lautaro Martinez - bei Inter unumstritten
Bei Inter spielte Martinez die ganze Zeit unumstritten die Hauptrolle. Er führte die Nerazzurri als Kapitän ins Endspiel um den Henkelpott, die wertvollste Trophäe im Klubfußball. Erwartet hatte das vor der Saison kaum jemand, zumal Inter sich in der Vorrunde in einer Gruppe mit dem FC Bayern und dem FC Barcelona durchsetzen musste.
Doch die Mailänder haben es vor allem in der Königsklasse geschafft, ihre Stärken auszuspielen: einen ausgeglichenen, tief besetzten Kader. Und vor allem eine gut eingestellte, kompromisslose Defensive, mit einer italienischen Dreierkette im Zentrum aus den Nationalspielern Francesco Acerbi, Alessandro Bastoni und Matteo Darmian.
Die zwei Halbfinalsiege gegen Milan waren auch eine defensive Meisterleistung. Inter blieb in beiden Duellen ohne Gegentor. Im Rückspiel brachten die Rossoneri nur einen Schuss aufs Tor, bevor Martinez im Rückspiel mit seinem Treffer den Deckel draufmachte.
Inter weckt Erinnerungen an Triple-Saison 2010
Ein Muster, das an den Champions-League-Triumph der Internazionale von 2010 erinnert: Angeleitet von Chef-Zyniker Jose Mourinho, dessen Zerstörerfußball unter anderem auch den FC Barcelona unter Pep Guardiola stoppte, am Samstag wieder Inters Gegner, diesmal mit City. Vor 13 Jahren sorgte Diego Milito, ein von den Weltklubs ignorierter Argentinier, bei Inter für die entscheidenden Tore, auch im Finale gegen den FC Bayern.
Martinez mit entscheidenden Toren - wie einst Diego Milito
Militos Rolle könnte jetzt Martinez einnehmen, die zwei spielten sogar noch eine Zeit lang zusammen bei Racing Club in Argentinien. Als Martinez mit 18 bei Racing sein Erstliga-Debüt gab, wurde er für Milito eingewechselt, der damals seine Karriere bei seinem Heimatklub austrudeln ließ.
2018 zog Martinez dann weiter nach Europa zu Inter, wie Milito. Und genau wie Milito in Inters Triple-Jahr hat auch sein Nachfolger Martinez in dieser Saison vor allem dann getroffen, wenn es darauf ankam: Erst zuletzt im Pokalfinale gegen Florenz, das Inters Mittelstürmer mit einem Doppelpack im Alleingang entschied. "Argentinischer Tango", schrieb die Gazetta dello Sport und verneigte sich vor dem Stürmer aus Bahia Blanca.
In der Champions League hatte Martinez vor seinem emotionalen Siegtor gegen Milan auch schon im Viertelfinale gegen Benfica getroffen. Und auch beim wichtigen 3:3-Unentschieden in der Gruppenphase gegen Barca im Camp Nou, das Inter in der Endabrechung vor den Katalanen hielt.
Inter gegen Manchester City in der Rolle des Partycrashers
Im Finale sind die Mailänder, eine weitere Parallele zum Triumphzug 2010, auch diesmal Außenseiter. Gegen ein beängstigend gut eingestelltes, vor allem in der Offensive unaufhaltsames Team aus Manchester, das bereits das Double in England abgeräumt hat und nun nach dem lange ersehnten Titel in der Königsklasse greift.
Doch wenn es eine Mannschaft gibt, die am ehesten die Rolle des Partycrashers einnehmen könnte, dann ist das wohl Inter: Ein entschlossenes Team mit Veteranen wie Edin Dzeko, Marcelo Brozovic oder dem 35 Jahre alten Abwehrchef Acerbi. Und einem nervenstarken Vollstrecker wie Martinez, der nur wenige Chancen braucht.
Inzaghi: Martinez Kandidat für Ballon d'Or
Inter-Coach Simone Inzaghi hat den 25 Jahre alten Martinez schon mehrmals als Kandidaten für den Ballon d’Or genannt, als künftigen Weltfußballer. Im Finale am Samstag, auf der größten Bühne in Europas Fußball, könnte sich zeigen, was an Inzaghis Prognose dran ist.