Karlsruhes Trainer Christian Eichner

2. Bundesliga Im Abstiegskampf - die halbe Liga zittert

Stand: 10.02.2023 11:06 Uhr

Mehr Abstiegskampf geht nicht: Mit Bielefeld gegen Rostock und Karlsruhe gegen Fürth startet der 20. Spieltag der 2. Bundesliga am Freitagabend gleich mit zwei Knallerpartien. Momentan kämpft die halbe Liga um den Klassenerhalt.

Im Mai wird in Karlsruhe groß gefeiert: Dann wird das neue Wildparkstadion mit einer fetten Party eingeweiht. Die schmucke neue Arena - ein Millionenprojekt - ist dann endlich bereit für den ganz großen Fußball. "Erstligatauglich", nennen die Verantwortlichen das. Blöd nur: Vielleicht müssen sich die Fans in der neuen Arena erst einmal mit Fußball aus einer ganz anderen Kategorie beschäftigen - ihr KSC steckt in der zweiten Liga mitten im Abstiegskampf. Wie die halbe Liga.

Vor dem 20. Spieltag müssen sich die Teams ab Platz neun akute Sorgen um den Klassenerhalt machen. Der FC St. Pauli, der aktuell auf eben jenem nur scheinbaren Mittelfeldplatz rangiert, hat mit 23 Zählern gerade einmal fünf Punkte mehr auf dem Konto als der aktuelle Tabellenletzte 1. FC Magdeburg.

Abstiegskampf pur am Freitagabend

Tief verstrickt in den Kampf gegen den Abstieg sind auch die vier Teams, die den Spieltag am Freitagabend eröffnen: Der Karlsruher SC, der ab 18.30 Uhr die SpVgg Greuther Fürth (am Freitag, ab 18.20 Uhr live im Audiostream bei sportschau.de) empfängt, rangiert mit 19 Punkten auf einem Abstiegsplatz und könnte die Franken, die wie St. Pauli 23 Zähler gesammelt haben, wieder tief in den Sumpf hineinziehen.

Noch nervöser werden sie in Bielefeld und Rostock dem zweiten Freitagsspiel entgegenblicken (am Freitag, ab 18.20 Uhr live im Audiostream bei sportschau.de): Die Arminia atmete zwar am vergangenen Spieltag nach dem geradezu überlebenswichtigen 3:1-Erfolg in Regensburg etwas auf, steckt mit 20 Punkten aber immer noch mittendrin im Dilemma. Gleiches gilt für Gegner Hansa Rostock, der die jüngste 0:2-Heimniederlage gegen den HSV mit dem Abrutschen in tiefste Gefilde bezahlte: Aktuell bedeuten Rostocks 21 Punkte Platz 12 in der Liga - eine Niederlage auch in Bielefeld ist quasi verboten.

Hansa Rostock - Bloß nicht wieder verlieren

Nach zwei Niederlagen ohne eigenen Torerfolg will Hansa bei der Arminia unbedingt punkten. "Hinten kompromisslos und mit Klarheit spielen, vorne Kaltschnäuzigkeit: Das brauchen wir", sagt Trainer Patrick Glöckner vor dem Gastspiel beim Bundesliga-Absteiger.

Hansa muss die Defensivabteilung neu formieren. Die beiden Verteidiger Damian Roßbach und Kevin Schumacher sind gesperrt. Roßbach sah am vergangenen Sonntag im Nordderby gegen den Hamburger SV Gelb-Rot, Schumacher kassierte seine fünfte Gelbe Karte. Anstelle von Schumacher könnte Anderson Lucoqui auf der linken Abwehrseite beginnen. Für die Vertretung von Roßbach ist wohl Ryan Malone erste Wahl.

Fan-Proteste in Magdeburg

Auf dem letzten Platz liegend, geht bei Aufsteiger 1. FC Magdeburg naturgemäß die größte Angst vor dem direkten Wiederabstieg in die Drittklassigkeit um. Nach dem 1:1 zuletzt gegen den Karlsruher SC kochten die Emotionen nach dem Schlusspfiff über. Gerade die Ultra-Szene warf dem Team mangelnde Einsatzbereitschaft vor. Trainer Christian Titz hatte die Anhänger daraufhin mit einer Scheibenwischer-Geste zusätzlich in Rage gebracht. Unter der Woche musste Titz bei einer Fan-Versammlung zum Rapport erscheinen - die Diffenerenzen sollen vor dem Auftritt bei Holstein Kiel am Samstag (am Samstag, ab 12.50 Uhr live im Audiostream bei sportschau.de) ausgeräumt worden sein.

"Die sorgenfreie Saison, die ich mir gewünscht habe, haben wir ohne Wenn und Aber nicht. Aber unser Ziel ist es, die Liga zu halten. Ich bin guten Mutes, dass wir das schaffen", stärkte Sport-Geschäftsführer Otmar Schork in dieser Woche der Mannschaft den Rücken. Und verweist darauf, dass die Magdeburger gerade einmal fünf Zähler hinter dem neunten Platz stehen. "Die Sorgen haben zehn Vereine aktuell. Auch Vereine mit anderer Erwartungshaltung", so Schork, der sich den Zusammenhalt auf und neben dem Spielfeld erhofft.

Nürnberg und Regensburg - die Überraschungsteams

Bessere Laune gab's auch schon mal sowohl beim 1. FC Nürnberg wie auch bei Jahn Regensburg, die am Samstag in einem weiteren prickelnden Kellerduell aufeinandertreffen (am Samstag, ab 12.50 Uhr live im Audiostream bei sportschau.de). Beide hatten sich im Vorfeld der Spielzeit eigentlich nach oben orientieren wollen - jetzt stecken sie mit jeweils erst 19 Punkten mittendrin im Abstiegs-Schlamassel.

Vor allem der FCN - seit Oktober mit dem neuen Trainer Markus Weinzierl am Start - spielt für seine Verhältnisse bisher eine Katastrophen-Saison. Zwar zogen die Franken unter der Woche mit einem glücklichen Sieg gegen Ligakonkurrent Düsseldorf ins DFB-Pokal-Viertelfinale ein - doch Priorität muss am Valznerweiher nun erst einmal das Alltagsgeschäft zweite Liga haben. "So einen Sieg haben wir einmal gebraucht", sagte Trainer Weinzierl nach dem Pokalkrimi und er hofft: "Das sollte uns Rückenwind auch für die bevorstehenden Ligaspiele geben."

Karlsruhe - "gute Mischung hinbekommen"

Klar ist Weinzierl und seinen Trainerkollegen von den anderen abstiegsbedrohten Klubs aber auch: Am ehesten wird in den nächsten Wochen über ihre Position diskutiert werden, wenn sich nicht bald die nötigen Erfolge einstellen. Beim Karlsruher SC sollen diese Gedanken um Coach Christian Eichner noch weit entfernt sein - auch, wenn sein Team seit mittlerweile neun Partien auf ein Erfolgserlebnis wartet.

Als Grund an sich oder an seiner Arbeit etwas zu verändern, diene die aktuelle Durststrecke nicht, wie Eichner auf der Pressekonferenz des KSC am Donnerstagmittag erklärte. "Wenn ich gereizter wäre, hätte mir meine Frau das auf jeden Fall schon gesagt", scherzte der KSC-Trainer zunächst. Im selben Atemzug ergänzte er dann aber eher ernst: "Ich, bin ein Freund davon, in diesen Zeiten gleich zu bleiben und immer wieder eine gesunde Mischung aus dem Ernst der Lage und der Mannschaft eine gewisse Leichtigkeit vorzuleben, hinzubekommen."